18.03.2021 | Stefan Weiss | Der Standard
13.03.2021 | Kleine Zeitung
13.03.2021 | Oberösterreichische Nachrichten
13.03.2021 | Thomas Gabler | Kronen Zeitung
13.03.2021 | Thomas Gabler | Kronen Zeitung
13.03.2021 | Neue Vorarlberger Tageszeitung
13.03.2021 | Oberösterreichisches Volksblatt
13.03.2021 | Salzburger Nachrichten
13.03.2021 | Tiroler Tageszeitung
13.03.2021 | Vorarlberger Nachrichten
31.12.2020 | Kultur.Sommer.Semmering
19.11.2020 | Salzburger Nachrichten
18.11.2020 | Vorarlberger Nachrichten
17.11.2020 | Hedwig Kainberger | Salzburger Nachrichten
02.09.2020 | Anna Hohenbichler Gmu?nder | NÖN
22.07.2020 | Interview mit Martin Pesl | Falter
15.07.2020 | NÖN
17.06.2020 | Interview mit NÖN
20.05.2020 | Bernhard Hofbauer | WOCHE Obersteiermark
20.05.2020 | Neunkirchner | NÖN
31.12.2019 | Kultur.Sommer.Semmering
03.05.2018 | Christel Laude | Thüringer Allgemeine
Nordhausen. Mit Bravorufen und enthusiastischem Beifall endete das 6. Sinfoniekonzert im Theater. Das Loh-Orchester stand diesmal unter der Leitung des Gastdirigenten Florian Krumpöck, der zugleich auch Solist im Klavierkonzert war. Romantische Klänge von Beethoven, Bruch und Schumann verzauberten das Publikum.
Beethoven, eigentlich der große Klassiker, geht in einigen seiner Werke neue Wege und weist damit in die Zukunft. So musizieren in seinem 3. Klavierkonzert Soloinstrument und Orchester gleichberechtigt, sie korrespondieren miteinander.
Die seinerzeit übliche Aufführungspraxis wiederbelebend, leitete Florian Krumpöck das Konzert vom Klavier aus, genial in dieser Doppelfunktion.
Herausragend war der 2. Satz, ein Largo. Sehr emotional begann das Soloinstrument mit dem ersten Thema, das Orchester nahm die Stimmung auf und führte sie weiter, bis sich die Spannung schließlich im 3. Satz in einem schier übersprudelnden, äußerst virtuosen Finale entlud. Diesem Klangzauber konnte sich kaum jemand entziehen. Für das perfekte Zusammenspiel mit dem Orchester erhielt Adam Smentek, 1. Konzertmeister, vom Solisten und Dirigenten am Ende eine Blume ins Knopfloch, eine nette Geste der Anerkennung.
Nach stürmischem Beifall interpretierte Florian Krumpöck als Zugabe ebenso gefühlvoll den Walzer A-Dur von Johannes Brahms und leitete damit geschickt zum 2. Teil des Sinfoniekonzertes über. Die Sage von der Loreley ist hinlänglich bekannt. Wenige, selbst interessierte Musikfreunde wissen jedoch, dass Max Bruch eine gleichnamige Oper nach einem Text von Emanuel Geibel komponiert hat. Dieses Werk wurde bis in die heutige Zeit hinein recht wenig aufgeführt, lediglich die Ouvertüre erklingt noch in Konzertsälen. So auch in Nordhausen. Ein großer Melodiebogen überspannte die warmen, weichen Orchesterklänge.
Diese Ouvertüre war eine Bereicherung im Konzert. Interessant war zu erfahren, dass selbst Florian Krumpöck das Werk zum ersten Mal in diesem Konzert dirigiert hat. Die äußerst anspruchsvolle 3. Sinfonie von Robert Schumann setzte dem Konzert das Sahnehäubchen auf und beendete es zugleich. Noch einmal gab es ein freudiges Miteinander zwischen Orchester und Dirigent. Die feinsinnige Gestaltung der Sätze, perfekte Orchestersoli, allen voran die Hörner, rundeten den Abend ab.
01.05.2018 | Ronald Uhlig | Thüringer Allgemeine
Sondershausen. „Zauber der Romantik“ – so hieß das Motto zum Sinfoniekonzert im Haus der Kunst. Mit beliebten Werken des Standardrepertoires erfreute das Loh-Orchester sein Publikum. Als Gast konnte der Pianist und Dirigent Florian Krumpöck begrüßt werden.
Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll bildete den Auftakt des Abends. Nach der alten, noch durch Beethoven selbst geübten Praxis, dirigierte Krumpöck vom Flügel aus, bald mit sparsamen Kopfbewegungen, bei größeren Tuttiabschnitten auch stehend. Auf die Noten verzichtete er dabei komplett. Dem Konzertmeister, der einige Orchestereinsätze selbst gab, fiel erhöhte Verantwortung zu. Dramatische Spannung sprach aus der breit angelegten Einleitung. Vom ersten Einsatz des Klaviers an blieb das Soloinstrument stets präsent, wenn man sich auch zu Beginn beim Fortissimo etwas mehr Energie gewünscht hätte. Zauberhafte Klangfarben brachte der Durchführungsteil im Zusammenwirken von Klavier und Holzbläsern. Den Höhepunkt des Satzes bildete die große Solokadenz, teils von dramatischer Wucht, teils von äußerster lyrischer Verhaltenheit geprägt. Mit großen agogischen Freiheiten gestaltete Krumpöck das Largo. Ein besonders reizvolles Stimmungsbild zeigte der Mittelteil mit Kantilenen von Flöte und Fagott, im Klavier leise umspielt.
Reiche Verzierungen und eingestreute Kadenzen intensivierten den Ausdruck bei der Wiederholung des Themas. Das Rondo präsentierte sich bald tänzerisch beschwingt, bald kraftvoll energisch. Deutlichen Kontrast brachte ein im Tempo zurückgenommenes Seitenthema, klangschön zunächst von der Klarinette vorgetragen. Mitreißenden Schwung zeigte die nach Dur gewendete Coda. Für den starken Applaus bedankte sich der Solist mit einer wunderbar verhaltenen Interpretation des berühmten Adagios aus Beethovens „Pathetique“.
Den zweiten Konzertteil leitete Krumpöck vom Dirigentenpult aus. Zuerst erklang die weniger bekannte, aber in Sondershausen schon mehrfach aufgeführte Ouvertüre zu Max Bruchs romantischer Oper „Die Loreley“. Voll geheimnisvoller Märchenstimmung begann diese Musik. Nach einer großen Steigerung ließ der Dirigent das Orchester seine ganze Klangpracht entfalten. Daran hatte er selbst sichtlich Freude. Ein sanftes Hornsolo bereitete den lyrisch verströmenden Abschluss vor. Aus der Sagen- und Märchenwelt des Rheinlandes ging es mit der Sinfonie Nr. 3, der „Rheinischen“, von Robert Schumann hinein ins pralle Volksleben. Voll begeisterndem Schwung gestaltete Krumpöck den ersten Satz. Einen deutlichen Kontrast bildete das lyrische Seitenthema der Holzbläsergruppe. Beim Durchführungsteil kostete der Dirigent den harmonischen Reichtum voll aus. Eine majestätische Hornfanfare kündigte dann die Reprise an. Als behaglicher Ländler zeigte sich das Scherzo, bald von flinken Figuren der Streicher untermalt. Dunklere Töne fügte ein klangschöner Bläsersatz im Trio hinzu. Mit lyrischer Kantilene eröffnete die Klarinette den folgenden langsamen Satz. Hier entfalteten sich echt romantische nächtliche Stimmungen. Neue Farben brachte ein Mittelteil, von Bratschen, Celli und Fagotten eröffnet. Feierlichen Ernst verbreitete der vierte Satz. Aus dem choralartigen Thema von Hörnern und Posaunen entwickelte Krumpöck beeindruckende machtvolle Steigerungen.
Lebhaft ging es im Finale zu. Kontrastierende ruhigere Gedanken unterstrich der Dirigent durch vielleicht etwas zu starke Rubati. Ein festlich erstrahlendes Thema des vollen Blechbläserchors führte zur Coda, die durch rasantes Stringendo die Zuhörer mitriss. Viel Beifall dankte Dirigent und Orchester.
18.04.2018 | NÖN g.s
Wiener Neustadt
Ein exzellentes Dreigestirn aus Interpret, Instrument und Akustik rückte im vollen Saal der Klavierfabrik Chopin ins rechte Licht: Florian Krumpöck spielte am „Imperial“ mit wohldosiertem Anschlag neben kleineren Einzelstücken (Balladen etc.) schließlich die Sonate op. 35 mit dem populären Trauermarsch: Das pompöse und langsame Schreiten wird mittendrin wie von einem Prozessionstratsch im subtilen Wechselspiel aufgelockert. Ich empfand an diesem Abend (von der zweiten Reihe aus ebenso wie von der letzten) mit derselben Intensität die reiche Klangpalette, die der Pianist bloß mit den Händen und in ruhiger Körperhaltung aus dem Flügel hervorzauberte. Fazit: Das Nachfolgekonzept von „piano and more“ mit Künstlerprominenz ist erfolgsversprechend.
16.01.2018 | Isabelle Trüb | Luxemburger Wort
... Apreès de nombreuses répétitions et séances d’enregistrement, l’Orchestre de Chambre du Luxembourg (OCL), sous la baguette de son chef titulaire Florian Krumpöck, a donné avec une vigueur remarquable les symphonies numéro 5, D485 et numéro 2, D 125 du maître autrichien Franz Schubert...
Quelles que soient les raisons qui ont poussé Florian Krumpöck à choisir précisément les symphonies de Schubert comme sujet de sa première intégrale discographique à la tête de l’OCL, force est de reconnaître qu’un tel projet aussi ambitieux soit-il, possède le double avantage de resserrer les liens entre un chef et ses musiciens, et de permettre un travail technique en profondeur. Façonnant au fur et à mesure de cette aventure le caractère intrinsèque de l’ensemble instrumental, cet événement important va également et sans aucun doute renforcer l’aplomb de l’OCL en tant que formation de chambre. ...
... l’interpretation de Florian Krumpöck n’a certes pas manqué d’energie et d’entrain, avec un troisième mouvement à la fois plus souple dans l’interpétation, et un timbre d’une qualité plus homogène....
... Aprés l’Allegro volubile, l’Andante aux maginifiques lignes expressives et l’adorable Menuet central, dont il a soigneusement dirigé chaque transition et changement de tempo, Florian Krumpöck a poussé ses instrumentistes sans répit dans un accelerando final pour conclure l’Allegro vivace, soulevant des applaudissements particulièrement nourris de la part du public.
14.12.2017 | Alain Steffen | Tageblatt (Luxemburg)
... Florian Krumpöck und das OCL begleiteten beide Male auf höchstem Niveau. Nach der Pause erschien das OCL in Bestform. Schuberts 6. Symphonie, ein zu Unrecht enorm unterschätztes Werk, wurde von Krumpöck mit harten Akzenten, zum Teil rasanten Tempi und viriler Kraft dirigiert. Das brillante OCL folgte seinem Chefdirigenten konzentriert und mit viel Spiellust. ...
... Krumpöck und das OCL lieferten hier eine in allen Hinsichten mustergültige und sehr vitale Interpretation von Schuberts 6. Symphonie.
... Allerdings wären Krumpöcks Konzept, das kraftvolle Spiel des OCL und letztendlich die beiden Symphonien von Franz Schubert im großen Saal weitaus besser zur Geltung gekommen. ...
12.12.2017 | Thierry Hick | Luxemburger Wort
... Cette partie centrale du programme est encadrée par deux symphonies de Franz Schubert- la première en ouverture et la sixième en clôture. Le chef Florian Krumpöck s’attelle à la tâche avec une fugue communicative. Les chambristes s’en donnent à coeur joie. Les tempi sont rapides, les attaques convaincantes, les traits prononcés. Chaque détail des partitions, aux élans classiques prononcés. Chaque détail des partitions, aux élans classiques prononcés, est mis en perspective. Autant pour les mouvements rapides et vivaces. Les deux andante sont d’une luminosité et d’une légereté impressionantes, le chef jouant malicieusement avec les forces sonores à sa disposition. L´équilibre entre les familles instrumentales est optimisé, même si les cuivres sortent occasionnellement du lot- l’acoustique de la salle de musique de chambre ne fait de cadeaux puisque’elle a tendance à amplifier certains sons.
Florian Krumpöck ne laisse aucun répit à ses musiciens, la tension, palpable précis, mais aussi impulsifs et imagés. Sans jamais s’aventurer dans l’exagération, le nouveau patron de l’OCL-il a pris ses fonctions en septembre- accompagne ses musiciens en les invitant à transcender le message du compositeur.
Le pari osé de réunir sur un même plateau un Franz Schubert – plus Viennois que jamais- et une nouvelle composition de Camille Kerger se solde par une mise en perspective plus que fructueuse de deux univers musicaux riches et variés.
10.11.2017 | Alain Steffen | Tageblatt (Luxembourg)
.... Und dass die Zeit reif ist, das bewies das erste Konzert unter dem neuen Chefdirigenten Florian Krumpöck, einem international angesehenen Dirigenten und Pianisten, der genau im richtigen Moment zu kommen scheint. Auch Krumpöck braucht sich vor seinen Kollegen Gustavo Gimeno und Christoph König nicht zu verstecken, wenn er auch einen ganz anderen Typus von Dirigent verkörpert, der vielleicht mehr an dem Musikantischen interessiert ist und die Werke aus der Tradition her belichtet....
... Florian Krumpöck spornte das OCL zu einer Höchstleistung an, so dass man sich diese beiden Konzerte interpretatorisch kaum besser hätte vorstellen können.
... Florian Krumpöck erwies sich als werkkundiger Interpret, der es versteht, musikantische, dramatische und strukturelle Elemente zu einem überzeugenden Ganzen zu bündeln und einen absolut authentischen SchubertKlang mit seinen Musikern zu zaubern. ...
... Das OCL spielte den ganzen Abend über auf allerhöchstem Niveau und bot sowohl bei Mozart wie auch bei Schubert eine spielerische und klangliche Qualität, die der Philharmonie würdig ist.
08.11.2017 | Pierre Gerges | Luxemburger Wort
... tourné vers son orchestre qu’il devait diriger au moins de la tête, Florian Krumpöck, peu Florestan décidément, endossa le rôle contemplatif d’Eusebius. Son toucher allégé, tellement conforme à une certaine image mozartienne, adopta le ton de la confession, de l’excuse parfois, d’un profil parfaitement symétrique en regard de son l’emprise de son partenaire. ...
... Sans piano enfin, lOCL est parvenu (magnifique premier mouvement!) à faire vibrer tous les ingrédients de l’alchimie schubertienne, les jeux d’ombre et de lumière, une éloquence tour à tour intime et cosmique, la pudeur et le port impérial; et, malgré l’omniprésente pulsion vitale, le cantabile des arrondis que le chef s’est mis à genoux pour imprimer au ravissement des cordes!
08.11.2017 | Alain Cochard | www.concertclassic.com
... A Mozart et son Concerto pour trois pianos en fa majeur, sous les doigts de Jean Muller, Florian Krumpöck et David Ianni, revient d’ouvrir la soirée. Ouvrage de commande, le KV 242 n’a que faire des inquiétudes métaphysiques. Musique synonyme de plaisir, elle trouve ici des solistes qui ne cherchent pas midi à quatorze heures. Leur propos direct, charmeur, insouciant, tendre aussi (bel Adagio) touche sa cible en plein mille, pour le plus grand bonheur de l’auditoire !
Jean Muller et F. Krumpöck abordent ensuite le Concerto pour deux pianos en mi bémol majeur KV 365. Pareil à une conversation amicale, plein de vie, il montre deux solistes en parfait accord, qu’il s’agisse d’approfondir, avec relief, l’esprit des mouvements vifs, ou de sculpter la phrase dans l’Andante, bien aidés par un accompagnement orchestral plein de chic.
Schubert a le mot de la fin avec la 7ème Symphonie, sous la battue du maestro autrichien. Modèle de style et d’équilibre, son interprétation peut compter sur la belle énergie collective qui d’évidence anime l’Orchestre de Chambre du Luxembourg. Fluidité, homogénéité des cordes, richesse de l’harmonie (elle fait des merveilles dans l’Andante et le savoureux Scherzo !) : de l’Adagiointroductif, d’une grande plénitude, au souffle de l’Allegro giusto final, F. Krumpöck et ses troupes rendent justice à une partition riche de prémices.
10.07.2017 | Ina Wagner | Emder Zeitung
Ausverkauft war auch das 12.Konzert der Gezeiten in der Peter-und –Paul-Kirche in Völlen
Der Abend war Franz Schubert gewidmet – und während des Konzertes wurde auch deutlich, warum das eine lohnende Sache ist. Denn gegen den Trend, Schubert allein auf seine Lieder und ein paar andere kompositorische Einfälle zu reduzieren, traten die Pianisten Matthias Kirschnereit und Florian Krumpöck sehr energisch an. In ihrem unterhaltsamenen Gesprächskonzert dominierte die Leidenschaft für das Werk eines komponisten, der trotz seines kurzen Lebens von nur 32 Jahren zum Vorbild für Anton Bruckner und Gustav Mahler wurde.
Eigentlich sollte es ein Soloabend für Florian Krumpöck werden, den die Gezeiten-Besucher von seinem ersten Auftritt mit Angelika Kirchschlager in der Lambertkirche in Aurich her kennen. Doch ein Stück zu vier Händen bedingte den Einsatz zweier Pianisten, und weil Kirschnereit sowieso da war, begann er den Abend mit einer ungarischen Melodie von Schubert. Krumpöck schloss mit der umfangreichen Sonate B-Dur aus dem Todesjahr des Komponisten, 1928, an. Das mächtige viersätzige Werk spielte der Pianist und Dirigent mit unverhohlener Lust am dramatischen Affekt auswendig. 45 Minuten reine Musik aus dem Kopf! Und obwohl der Musiker erst nachts - aus Luxemburg kommend - in Völlen eingetroffen war und bereits am Sonntag wieder eine Verpflichtung in Wien hatte, war er gelassen und entspannt. Der Schubert-Experte ließ sich weder durch Müdigkeit noch Termindruck aus der Ruhe bringen, sondern schien das Konzert in der schönen Kirche zu Völlen sogar zu genießen. Sein ambitioniertes Spiel war vom ersten Ton an bestechend, und so konnte das Publikum nach der Pause auf weiteren Genuss rechnen. Zwei Impromptus, beide in As-Dur, hatte Krumpöck ausgewählte, und dann kam das Stück, auf das man gewartet hatte, die Fantasie f-moll für Klavier zu vier Händen.
Man habe bei der Probe bemerkt, wie fahrlässig Schubert komponiert habe, erklärte Krumpöck in munterem Ton. Ihm, Schubert, sei es etwa völlig egal gewesen, ob seine Kompositionen beiden Spielern dieselben Tasten zur selben Zeit zuwies. Schubert, der seine Werke selber nicht habe spielen können, da er ein sehr schlechter Klavierspieler gewesen sei, habe darauf keine Rücksicht genommen.
Und dann hockten Kirschnereit und Krumpöck auf ihren längsseits gestellten Hockern vor dem Bösendorfer-und spielten in drangvoller Enge auf der Tastatur – einfach hinreißend. Beide strahlten ob des langen Beifalls. Anschließend wollten noch viele Besucher den beiden gratulieren und ein Wort mit ihnen sprechen. Das reizende, kleine Völlen mit seiner schönen Kirche verleitet dazu.
04.07.2017 | Bettina Keller | Ostfriesische Nachrichten
Angelika Kirchschlager präsentierte vertonte Lyrik bei Gezeitenkonzerten.
Unterstützt wurde sie von Florian Krumpöck am Klavier. Die Zuhörer waren begeistert.
Aurich – Pathos, Witz, Geheimnis, Schmalz, Katzenjammer und Endzeitstimmung - das alles verbreiteten die Lieder der Jahrhunderwende. 20 davon gab es am Freitag bei den Gezeitenkonzerten zu hören. Die österreichische Operndiva Angelika Kirchschlager und ihr Landsmann Florian Krumpöck am Klavier brachten sie in der Auricher Lambertkirche zum Erklingen.
400 Zuhörer ließen sich auf das sperrige Gut des Kunstlieds und seine versteckten Reize ein. Von Laien sangbare Strophensoße war nicht zu erwarten. Bei den Kompositionen handelt es sich um vertonte Lyrik der Romantiker und ihrer Nachfolger. Eingängig waren weder deren Texte, die im Programm leider nicht in Gänz aufgeführt wurden, noch ihre musikalische Form. Komponiert hatten die Lieder Richard Strauss, Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold, der sich in Hollywood als Filmkomponist einen Namen machte, sowie die Femme fatale der Epoche, Alma Mahler. Sie war eine begabte Künstlerin – bis ihr erster Mann Gustav Mahler ihr solche Selbstverwirklichungen verbot.
Im Direktvergleich schnitt sie brvouröser als ihr Gatte ab. Ihre fünf Lieder - insgesamt sind von ihr nur 17 erhalten – wirkten gewichtig, extravagant und tendierten bereits in Richtung Expressionismus. Musikalisch illustriert hatte sie die Gedichte von Richard Dehmel, Julius Bierbaum, Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine im Jahr 1900. Ihr Ex-Mann Gustav Mahler erwies sich demgegenüber in seinen Liedern zu Texten der Gedichtsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ von Clemens Brentano und Achim von Arnim als strikt der Romantik verhaftet.
Korngolds Lieder op.38 wohnte die große Geste der Filmmusik inne. Er widmete sich auch der englischen Lyrik, eine Rarität auf dem Kunstlied-Sektor. Mit sechs Werken von Richard Strauss romantisch bis ins Mark, endete der fantastische Abend.
Die Mezzosopranistin durchlitt während ihres Auftritts sämtliche geforderten Emotionen. Mit beeindruckender Atemtechnik hauchte sie den Liedern Leben ein. Krumpöck unterstütze sie kongenial: Er brachte sein Klavier förmlich zum Erzählen. Vor dem inneren Auge der zuhörer entstanden Landschaftsszenen, Seelenqualen und sogar einen Wettstreit zwischen Kuckuck und Nachtigall. Bravorufe und Fußgetrampel drückten die Wertschätzung der begeisterten Zuhörer aus.
03.07.2017 | Karin Böhmer | Emder Zeitung
Angelika Kirchschlager präsentierte bei Gezeitenkonzert in Aurich Lieder der Spätromantik bis hin zur Freibeuterfilmmusik
Es sind ganz moderne Fragen, die die Wiener Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager mit ihrem Programm am Freitag bei den Gezeitenkonzerten in der Auricher Lambertkirche aufwarf: Wie geht es, dass Fortschritt und Beharren auf dem Alten so nah zusammenstehen können? Und wohin führt dieser innere Konflikt in einer nervösen Welt? Kirchschlager hatte sich Wiener Komponisten um die Wende zum 20.Jahrhundert ausgewählt:Einem Zeitalter der Extreme, das immer wieder mit unserer Zeit verglichen wird: hin und hergerissen zwischen wissenschaftlichen Entdeckungen, alten und neuen Menschenbildern, technischen Fortschritten und einer Ausweitung des persönlichen Radius.
Reflektionen über Liebe, Natur und Vergänglichkeit
Lieder von Alma Mahler trafen auf Lieder von Gustav Mahler, Erich Wolfgang Korngold und Richard Strauss. Gerade die ersten beiden, die Eheleute Mahler könnten kaum zerissener in der Zeit stehen. Einerseits in ihrer Lebensführung und ihren Überzeugungen sehr fortschrittlich, ragen wie spitze Felsen auch höchst konservative Kräfte in ihrer inneren Welt.
In der Musik hört man von all diesem Ringen, das schließlich in Weltkriege mündet – wenig. Von wenigen atonalen Passagen abgesehen, die in die Moderen weisen, pflegten alle vier Komponisten und reflektieren über die Liebe, Natur und Vergänglichkeit. Ihre Musiksprache bleibt im Romantischen verhaftet. Angelika Kirchschlager ließ Gustav Mahler und Alma Mahler prallen. Dabei wollte der Komponist , der seine Gedanken gerne gleichberechtigt mit Freundinnen austauschte, überhaupt nicht, dass seine Gattin komponiert. Kirchschlager gab zu, dass diese Zusammenstellung Gustav Mahler vermutlich nicht gefallen hätte. Die Sängerin kam ihm möglicherweise darin entgegen, dass sie von beiden Komponisten Zyklen auswählte, die vor ihrer Ehe entstanden sind. Um solche Zusammenhänge zu verdeutlichen, kommentierte die langjährige Opernsängerin von Zeit zu Zeit die Auswahl und ordnete einige der Lieder in Kontexte ein.
Sopranistin entlockte Liedern kokette wie melancholische Töne
Zusammen mit einem zurückhaltenden und hervorragend nuancierenden Florian Krumpöck am Klavier holte Angelika Kirchschlager die koketten Töne ebenso aus den Liedern heraus wie die leisen melancholischen. Ihre Stimme ist gereift, Kirchschlager durch ihre Opernerfahrung eine gute Darstellerin. Die „15 Pfennige“ von Strauss bringt sie zwar mit einem Augenzwinkern, aber auch als derbes Gekeife auf die Bühne. Und im „Old English Song“, den Korngold Errol Flynn im Piratenfilm auf den Ruhm von England singen ließ, gibt Kirchschlager diesem Freibeuter sehr viel Stolz mit. Der Pirat - das ist vielleicht keine schlechte Umschreibung für die unkonventionelle Sängerin, die überhaupt nicht Diva, sondern eher lebenshungrige Entdeckerin von Musik ist und auf der Bühne nahbar und locker wirkte. In Aurich stand sie als Freibeuterin mal am Rhein, mal schmachtend am Fenster und zuweilen auch im vertonten Rosengarten.
Stimmlich erwischte Kirchschlager in Aurich aber wohl nicht den allerbesten Tag. Zu hören war das schon am wiederholten Räuspern. Während sie die Höhen jedoch sehr gut ausfüllte, brachen die Töne in der Tiefe in Einzelfällen ein wenig weg. Dennoch erreichte sie ihr Publikum, vor allem im zweiten Teil mit Korngold und seinem Dreh ins Musicalhafte sowie Strauss mit seinen berührenden oder schmissigen Vertonungen.
Der Funke sprang so auch vor allem im zweiten Teil auf das Publikum über, auch wenn schon zur Pause ein langer Applaus gespendet wurde. Am Ende wurde getrampelt und geklatscht. Kirchschlager dankte mit strahlendem Lächeln und einem Kompliment an das, wie sie sagte, warmherzige Publikum. Als Zugabe gab es Strauss’ „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen.“
02.07.2017 | Marie-Laure Rolland | Luxemburger Wort
Le pari était osé: faire jouer l’Orchestre de Chambre du Luxembourg sur la scène géante du Festival de Wiltz. Pari relevé avec une soirée qui avait tout pour enthousiasmer un public un peu clairsemé.
„Enfin, une belle soirée! Il était temps“. Vendredi soir, la nouvelle responsable artistique du Festival de Wiltz, Elvira Mittheis, vêtue d’une légère robe d’été noire, pouvait respirer. Après des débuts météorologiques calamiteux depuis le fameux concert d’ouverture d’Agnes Obel le 28 juin, le ciel s’était enfin décidé à rester au beau fixe, assorti d’une douce chaleur. Idéal pour une soirée dédiée au Tango.
Le public ne s’était pas déplacé en masse et occupait moins de la moitié des quelque 1.300 places disponibles sous le grand chapiteau en contrebas du château. Il faut dire que le programme n’était pas racoleur. Pas de comédie musicale ni de ballet à succès. Pas de star de la scène lyrique ou pop internationale. La nouvelle responsable, nommée à l’automne après une restructuration de l’organisation du festival, n’a eu que quelques mois pour mettre sur pied un programme « avec les moyens du bord ». Lesquels ne sont plus ce qu’ils étaient à la grande époque, lorsque Wiltz était incontournable et que la Philharmonie n’existait pas. « J’ai essayé de tester différents registres de spectacle et différents formats. C’est une première approche pour nous développer à plus long terme », confiait Elvira Mittheis.
Si la question des finances reste en suspens, le cadre quant à lui est toujours aussi majestueux et l’acoustique remarquable pour un espace scénique unique en son genre dans le pays. Rien que pour cela, le pèlerinage dans le nord du pays vaut le détour à la belle saison.
Il faisait encore jour lorsqu’a débuté une soirée articulée en deux temps. Une habile manière de faire voyager le public des nobles demeures du XIXe siècle aux parquets populaires du XXe.
Rencontre de deux mondes
La première partie, très classique, proposait deux sérénades pour cordes, l’une du compositeur britannique Elgar (op. 20), l’autre du Tchèque Dvorak (en mi majeur op. 22). L’Orchestre de Chambre était placé sous la direction de son nouveau directeur musical, l’Autrichien Florian Krumpöck. Sa silhouette un peu massive et sa gestuelle parfois extravertie contrastent avec une grande finesse d’interprétation. Sous sa direction l’OCL nous a proposé des Sérénades en phase avec la beauté du décor, n’hésitant pas à en souligner la dimension méditative dans les très beaux larghetto. Une musique qui a enthousiasmé les hirondelles locataires du château, lesquelles sont venues pimenter la partition de Dvorak de leur chant joyeux et un brin effronté.
Après l’entracte, le décor était resté le même mais l’ambiance tout autre. L’Orchestre avait été reculé de cinq mètres et équipé d’une sonorisation pour laisser place à une piste de danse. Ambiance café argentin avec „Les quatre Saisons de Buenos Aires, pour violon et orchestre à cordes“ du compositeur argentin Astor Piazzola (1921-1992).
L’Orchestre connaissait bien cette pièce puisqu’elle figurait au programme du cinquième anniversaire du Kinneksbond en 2015.
On y a retrouvé l’un des violons solo de L’OCL, le messin Lyonel Schmit, grand spécialiste de Piazzola. Sa technique virtuose s’est jouée avec une aisance magistrale des difficultés de cette partition où se mêlent, dans un style contemporain, des références à Vivaldi et au tango argentin.
Cette performance a presque éclipsé celle des cinq danseurs sous la direction de Jean-Guillaume Weis. Celui qui a dansé pour Pina Bausch s’est glissé avec naturel dans cette ambiance de café dans lequel les couples se composent et se recomposent en déclinant librement les figures du tango.
20.06.2017 | Par Isabelle Trüb, Luxemburger Wort
L’atmosphère était électrique dans le Grand Auditorium de la Philharmonie du Luxembourg, dimanche après-midi, à l’occasion de la finale du premier Concours pour jeunes instrumentalistes et chanteurs, le « Prix Anne & Françoise Groben ».
Cet événement très attendu faisait suite à la demi-finale publique du 14 janvier, qui avait déjà stimulé la curiosité et des passions parmi les mélomanes du pays. La sélection des quatre jeunes finalistes avait été confiée à un jury d’experts, présidé par le pianiste et directeur artistique de l’OCL, Jean Muller.
Dimanche, chacun de ces finalistes a enfin eu la possibilité d’interpréter un concerto en compagnie de l’Orchestre de Chambre du Luxembourg, sous la direction du nouveau chef titulaire de l’orchestre, Florian Krumpöck. Pour le plus grand bonheur du public, les instruments et les œuvres présentés ont brossé un panorama musical aussi éclectique que virtuose et qui a fidèlement reflété la richesse des talents musicaux que le Luxembourg continue de former au fil des ans.
Florian Krumpöck a tout d’abord ouvert le programme en dirigeant l’OCL avec beaucoup d’allant dans l’élégante Symphonie n°10 de Félix Mendelssohn-Bartholdy.
La finale proprement dite a ensuite débuté. Soucieuse de réaliser une prestation aussi variée que possible et sur différents instruments, la flûtiste à bec Lea Sobbe, originaire de Trèves et étudiante à la Schola Cantorum de Bâle, a présenté deux œuvres datant du XVIIe siècle, une gracieuse Suite en la mineur de Georg Philippe Telemann et un seyant Concerto en ut mineur d’Antonio Vivaldi volubile et animé. La soliste a par la suite brillé dans un autre registre avec une Suite signée Gordon Jacob, un compositeur anglais du XXe siècle, une page aux rythmes chatoyants et à l’humour bien marqué.
Plus jeune concurrent de cette dernière épreuve, le violoncelliste Benjamin Kruithof, qui suit des cours parallèlement à Cologne auprès du violoncelliste Niall Brown au Conservatoire du Nord à Ettelbruck, a pour sa part choisi de jouer une seule œuvre, les célèbres « Variations sur un Thème rococo » op. 33 de Piotr Ilitch Tchaïkovski, pièce romantique et virtuose par excellence.
Etablissant un dialogue de tous les instants avec les musiciens de l’orchestre, il a fait preuve d’une riche sensibilité et d’une imagination constamment en éveil, n’hésitant pas pour autant à prendre quelques risques dans les passages acrobatiques ou à faire pleinement vibrer les sonorités graves de son instrument.
Après la pause, ce fut au tour du percussionniste expérimenté, Sven Hoscheit, qui poursuit ses études musicales au Conservatorium van Amsterdam, de choyer les auditeurs en leur proposant deux mouvements d’un Concerto datant de 1961, pour marimba et orchestre, du compositeur français Emmanuel Séjourné. Habilement écrit, ce concerto alterne volontiers les interventions des cordes et du marimba, permettant une grande souplesse au soliste qui peut faire varier sa palette de nuances à l’infini, sans avoir à se soucier de l’équilibre avec l’accompagnement instrumental. De même, les cordes se voient confier un accompagnement dont le caractère lyrique et sentimental offre un heureux contraste avec la percussion.
Le dernier concurrent de la soirée a été l’accordéoniste Frin Wolter, inscrit à l’Académie Sibelius de Helsinki. Il a choisi d’interpréter « Chamber Music 5: Barabbas Variations » op. 80 d’Aulis Sallinen. Cette pièce écrite en l’an 2000 qui exige une étroite collaboration entre l’orchestre et l’accordéon soliste. Tantôt dramatique, tantôt rêveuse, cette composition recèle une myriade d’effets de timbre et de variations d’intensité, au travers desquels les musiciens de l’Orchestre de Chambre se sont fait un plaisir de dialoguer avec le talentueux soliste. Toutefois, les tessitures combinées des différents instruments ont souvent vu divers éléments importants se chevaucher et n’ont par conséquent pas toujours mis l’accordéon au premier plan, ce qui ne l’aura pas avantagé dans cette situation de compétition.
L’OCL s’est montré d’une discrétion et d’une souplesse remarquables tout au long de la soirée, secondant activement les jeunes artistes, mais évitant soigneusement d’écraser leur partie soliste.
Le jury, présidé par Jean Muller et composé d’une dizaine de personnalités du monde musical, n’a certes pas eu la tâche facile, chacun des candidats s’étant préparé minutieusement et chaque instrument possédant des qualités propres difficilement comparables.
Après une courte délibération, Jean Muller a invité les membres du jury, les finalistes, les représentants du conseil d’administration de l’OCL et les sponsors à le rejoindre sur scène pour la remise de plusieurs prix.
En plus du « Grand Prix Anne et Françoise Groben », décerné par le fonds stART-up de l’œuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte, il y a eu la remise du « Prix Spécial de l’OCL », décerné par le premier violon solo et le chef titulaire, ainsi que le « Prix du Public ».
Il semblerait que la tâche n’ait finalement pas été aussi ardue que prévue pour le jury de cette finale, puisque ces trois prix ont été gagnés par un seul et même concurrent, le violoncelliste Benjamin Kruithof. Alors que le public applaudissait avec un enthousiasme contagieux, un « Prix de Finalistes » a été remis à chacun des autres concurrents. Rendez-vous en 2019 pour la prochaine édition du concours...
27.04.2017 | Hoch-Zeit für Mahler, Horst Reischenböck
(...) Florian Krumpöcks Debüt widmete sich hingebungsvoll der Symphony Nr.1 D-Dur von Gustav Mahler in ihrer viersätzigen Letztgestalt. Der junge Dirigent agierte mitunter als tanzender Derwisch, stach mit dem Taktstock in Schlussakkorde und beschwor mit raumgreifenden Gesten subtil detailverliebt Mahlers eingebettetes Psychogramm seiner in Kassel unglücklich verlaufenen Liebe zu einer Sängerin – prachtvoll umgesetzt, willig darin gefolgt seitens der Norrköpinger. Phantastisch das gehauchte piano ihrer Geigen, das böhmisch inspirierte Trio im Scherzo wie auch die zynisch-grotesk in „Des Jägers Leichenbegängnis“ hereinbrechende Kapelle von den Holzbläsern exzellent exekutiert. Dazu eine grandiose Hörnerriege, getoppt durch gelegentlich geradezu schneidend scharfe Trompeten. Überwältigend, großartig.
read more...27.04.2017 | Kleine Zeitung, HC
(...) Auch schon zuvor gab es ein pianistisches Feuerwerk, zu dem sich das aus Israel stammende Paar gegenseitig anstachelte. Das mit technischen Tücken gespickte Konzert für zwei Klaviere und Orchester in E-Dur, ein Jugendwerk von Mendelssohn - Bartholdy, wurde in perfektem Zusammenspiel musiziert. Die ideale Begleitung der beiden besorgte das Norrköping Symphony Orchestra unter Florian Krumpöck. Unter dessen souveräner Stabführung ertönte dann im sehr gut disponierten schwedischen Orchester, mit exzellenten Solisten in den eingenen Reihen, Mahlers 1. Symphonie: Fein schwebend aus dem Nichts heraus ergoss sich ein Klangteppich, wiederholt unterbrochen von Naturlauten. Extrem grotesk erlebte man den volkstümlichen Ländler, besonders düster den Trauermarsch, mitreißend das Finale. Wie hätte das in einer besseren Akusik geklungen! Als Zugabe wurde sehr feinsinnig „Blumine“, jener ursprüngliche 2.Satz aus der „Ersten“, den Mahler selbst gestrichen hatte, gespielt.
read more...13.03.2017 | Sächsische Zeitung, Uwe Jordan
Die Neue Lausitzer Philhamonie bringt in Hoyerswerda einen brillanten Ottorino Respighi auf die Konzert-Bühne (Sächsische Zeitung)
„Farben“ war das 5. Philharmonische Konzert der Neuen Lausitzer Philharmonie in dieser Saison betitelt, und farbig war es in der Tat – von warmen, satten Tönen über seltsam fahl bleibende Schatten bis hin zu grellen Streiflichtern und einem strahlenden Finale.
In Hoyerswerda gab’s den letzten von fünf Aufführungsterminen. Man durfte also ein gut eingespieltes Ensemble erwarten. Die Philharmoniker unter dem Gastditigat von Florian Krumpöck erwiesen sich einmal mehr als Orchester mit hoch differenziertem Klang zwischen fast gehauchten Solo-Stimmen und gewaltigem Tutti.
Ottorino Respighi gehört zu den Liebligskomponisten des Autors. Besonders das dreiteilige „Antiche danze ed arie“, „Alte Arien und Tänze“ ist ein Kleinod, ein Meisterwerk. Die Neue Lausitzer Philharmonie eröffnete ihr Konzert mit der Suite Nr.1 daraus. Was Respighi mit Orchestrierung und freier Bearbeitung aus den zum Teil fast ein halbes Jahrtausend alten Stücken gezaubert hat, ist genial. Schwelgerische Fülle des Wohlklangs, ohne jedoch je das rechte Maß zu verlieren: Feierlich, schwermütig, tänzerisch, verspielt, jubelnd, sinnenfroh, sinnend – alle diese farbigen Nuancen der Komposition erschloss die Philharmonie. ( ... )
Nach der Pause folgte Jacques Iberts „Symphonie Mariene“: vertrackt-verquer, sehr präzise und humorvoll dargeboten. Zum Kehr aus gab’s Maurice Ravels „Märchen“, Ma Mère l’Oye“, bei der „Die Schöne und das Biest“ sich fanden, jedoch die Krone der „Kaiserin der Pagoden“ gebührte: orientalisch gewürzt mit originellem Schlagwerk und sehr feinem Klang. Stimmiger Ausklang eines Abends, dessen schönsten Farben sich aber zu Beginn entfalteten.
15.11.2016 | Ostsee-Zeitung, Heinz-Jürgen Staszak
(...) Auch das 3. Philharmonische Konzert bestach durch intensive künstlerische Gestaltung und musikalische Erlebniskraft, geprägt vom Kopenhagener Dirigenten Michael Boder und dem Wiener Pianisten Florian Krumpöck. Mit Schönbergs leicht sprödem Klavierkonzert (1942) boten sie eine würdigende Flügelfeier. Das Konzert beeindruckt durch geistige Konstruktion in kompositorischer Dichte, Subtilität seiner Klönge, die sich von Angst, Erschrecken und Bedrohung bis zur giocosen Aufhebung im Schlussrondo spannt. Krumpöck gestaltet dies Werk klarsichtig, mit einem kühlen, facettenreichen Spiel und fasslicher Sinnlichkeit, so dass sein Prinzip, die Ableitung seines musikalischen Materials aus dem weitgespannten Anfangsthema, sich eindrucksvoll hörbar macht. Dafür belohnt er sich und das Publikum mit dem Adagio cantabile aus Beethovens Pathétique-Sonate. (...)
read more...22.06.2016 | Ostsee-Zeitung, Heinz-Jürgen Staszak
Just an dem Tag, dem Mittsommertag, an dem sich das märchenhafte Verwirrspiel in Shakespeares „ Sommernachtstraum“ abgespielt haben soll, spielte es sich nochmals im Großen Saal des Volkstheaters Rostock ab, dies mal allerdings mit ausführlicher musikalischer Begleitung, mit Mendelssohns Ouvertüre op.21 (1826) und Bühnenmusik op.61 (1841) zum „ Sommernachtstraum“ im Saisonabschluss der Philharmonischen Konzerte.
Florian Krumpöck, der zum zweiten Mal in dieser Saison gastierte, diesmal als Dirigent, leitete eine einstündige musikalische Performance, luftig und duftig, in der originalen Version (…)
(…) Diese und ein Füllhorn zauberischer Poesie boten die Norddeusche Philharmonie, die beiden Sopranistinnen Jamila Raimbekova und Theresa Granbner sowie die Damen von Opernchor und Singakademie, vom Wunderwerk der genialen Ouvertüre über Elfengesänge bis zum noblen Hochzeitsmarsch.
Abgerundet wurde dieses romantische Märchenspiel durch die Sinfonie Nr.3 Es-Dur op.97 (1850), die „Rheinische“, von Robert Schumann, eigentlich seine letzte, in der sich die hochgemute, heitere und ritterliche Seite der deutschen Romantik manifestiert. Krumpöck ließ sie von der Norddeutschen Philharmone griffig und schwungvoll spielen, in guter Balance von Volkston und sinfonischem Anspruch mit der energischen Aufbruchsstimmung des ersten Satzes, mit dem Ländlerhumor im Scherzo, mit der maßvollen Innerlichkeit des dritten Satzes. Er sparte auch nicht die dunkle Seite der Romantik aus, die konflikthafte seelische Zerrissenheit im vierten Satz, die er dann im Finale in mitreißender unbeschwerter Fröhlichkeit aufhob.
18.05.2016 | CD-Rezension The New Listener
? Seiner Interpretation ist es zu verdanken, dass dieses Werk in seiner Konzeption des sinfonischen Klavierkonzertes auf dieser Ersteinspielung von 2013 plastischen Ausdruck findet. Im Gegensatz zu Ravel und Prokofjew begreift Weigl das Klavier nicht als Widerpart des Orchesters sondern als Teil des sinfonischen Organismus. Er versucht gar nicht erst, die Einsamkeit der linken Hand hinter einer scheinbaren Vielstimmigkeit zu maskieren, sondern legt sie vor allem im zweiten Satz in einer entrückten Arie über den orchestralen Klangkörper. Krumpöck, dessen Virtuosität und Gestaltungskraft niemals zum Selbstzweck verkommt, weiß die cantablen Linien empfindsam nachzuzeichnen und die Vielschichtigkeit des Konzertes, das in seinem Aufbau und dem heroischen Gestus Beethovens durchaus nachempfunden ist, gekonnt herauszuarbeiten?
read more...17.05.2016 | Nürnberger Nachrichten
Florian Krumpöck lebt die umfassende Musikkarriere als Dirigent, Intendant und Pianist. Und als Bearbeiter. Die allgemein übliche Einrichtung des g-moll-Klavierkonzerts von Dvorák durch Vilém Kurz steht immer in Gefahr, dass in ihr der Solopart vom Orchester weggespült wird. Also konturierte Herr Krumpöck den Klaviersatz deutlicher. Der Österreicher stellte seine kammermusikalisch inspirierte Neufassung mit hoher Sensibilität und sanft perlendem Anschlag vor?17.05.2016 | Nürnberger Nachrichten
...Dvoráks einziges Klavierkonzert stellt nicht nur für den Pianisten eine in technischer Sicht fast traumatisierende Herausforderung dar, sondern auch für den Rezipienten.
Einzig im Mittelsatz kann man sich träumerisch etwas zurückfallen lassen, wenn ein untadeliger Florian Krumpöck kleine glitzernde Arabesken auf den Tasten zeichnen darf. Der Rest ist, nicht zuletzt im langen Kopfsatz, ein hochvirtuoses Dialogisieren zwischen Flügel und Orchester, dass mit großer Intensität und Leidenschaft von beiden Seiten geführt wird.
04.04.2016 | Norddeutsche Neueste Nachrichten
Heimat ist eine widerborstige Angelegenheit. Ist sie da, bereitet sie immer mal Verdruss, ist sie fern, regiert die Sehnsucht. Als Antonin Dvorák (1811-1904) seine berühmte Sinfonie "Aus der neuen Welt" schrieb, lebte er unglücklich in Amerika. Seine neue Welt klang stark nach der alten.
Heimatliche Klänge finden sich aber auch in seinen anderen Kompositionen. Zum Beispiel im Konzert für Klavier und Orchester G-Moll, das gestern im 8. Philharmonischen Konzert der Norddeutschen Philharmonie Rostock erklang. Dvorák komponierte das Werk 1876, da lebte er noch in Prag. Seine eigenen Kommentare sprechen von einer musikalischen Heimatlosigkeit: Klavier war nicht sein Instrument, und so grämte er sich, ein so wenig virtuoses Stück geschrieben zu haben. Mal abgesehen davon, dass das Klavierkonzert ein gutes Beispiel dafür ist, wie Orchester und Solist einen wunderbaren Einklang bilden, schaffte es Florian Krumpöck am Flügel, ein großartiges Virtuosentum herauszustellen. Besonders am Ende des ersten Satzes "Allegro agitato" spielte ein auch physisch greifbarer Solist. Im Lauf des Stücks ging das auch ganz anders, denn Dvoráks Werk bietet viel Raum für poetischen Wohlklang. Reines Understatement des Komponisten also? Offensichtlich, denn Dirigenten wie Marcus Bosch, der den Abend dirigierte, lieben dieses Klavierkonzert.
Das Publikum auch, weshalb Krumpöck noch für eine Zugabe auf die Bühne kam. Er und Bosch lernten sich vor drei Jahren - beide wiederum fern von zuhause- in Rostock kennen. Gemeinsam auf der Bühne spielen sie nun das erste Mal. Krumpöck moderierte launig: " Das muss ich nicht ansagen, dass kennen sie!" Der Musiker, 2011 bis 2014 Generalmusikdirektor in Rostock, kennt sein hansestädtisches Publikum. In diesem Punkt aber offenbar nicht genug, denn in der Pause wurde über die Zugabe gerätselt. Liszt? Schubert? Nein, es war der kleine Walzer in As-Dur von Johannes Brahms.
22.12.2015 | Pforzheimer Kurier
Badische Philharmonie spielt russische Romantik im CongressCentrum
Russische Romantik stand am Sonntag im Mittelpunkt beim Sinfoniekonzert im CongressCentrum. Die Badische Philharmonie wurde geleitet von Florian Krumpöck, der zurzeit als Chefdirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein engagiert ist. Zuvor leitete er die Norddeutsche Philharmonie in Rostock. Er begann seine Karriere als Pianist, und sowohl als Solist als auch als Dirigent gefördert von Daniel Barenboim. Mit der symphonischen Dichtung "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" von Modest Mussorgsky wurde das Konzert eröffnet.
Um ein Hexentreffen in der Johannisnacht geht es in diesem spannungsvollen Werk, bei dem die Streitereien der Hexen, ihr Geschwätz, der Aufzug des Satans und die Feier einer schwarzen Messe musikalisch dargestellt werden. Schauerliche Klänge, verbunden mit Pauken- und Beckenschlägen, bizarren Trillern und Tremoli konnte man erleben.
Die Musik entspannte sich, als beim Rückzug der bösen Geister wieder Frieden einkehrte. Am Ende erklang ein versöhnlicher Dur-Schluss in Verbindung mit leisen Tremoli. Unter der Leitung des Gastdirigenten Florian Krumpöck gelang dem Pforzheimer Orchester eine exzellente Interpretation dieser russischen Programm-Musik.
Prachtvolles Finale in strahlender Dur-Tonart
Mit der selten zu hörenden zweiten Sinfonie von Alexander Borodin wurde das Programm fortgesetzt. Als Borodin dieses Werk konzipierte, war er zugleich mit seiner Oper "Fürst Igor" beschäftigt. Opern-Motive beeinflussen auch seine Sinfonie, deren erster Satz eine Versammlung russischer Helden darstellt, der zweite Satz die Figur des Bajan und der Finalsatz die Szene eines Gelages der Helden. Später bekam die Sinfonie den Beinamen "Russische Eroica". Nach einem heroischen Beginn folgten sehr klangfarbenreich instrumentierte Abschnitte. Die Vielfalt der Klänge der Bläser konnte man erleben im Andante-Satz, begleitet vom sanften Klang der Harfe. Mit einem feurigen Dur-Schluss endete das Finale.
Nach der Pause folgte, mit Tschaikowskys erster Sinfonie, ein 50 Minuten dauerndes Monumentalwerk. Nach dem Anfang, der eine winterliche Schlittenfahrt schilderte, war der schwermütige zweite Satz, überschrieben mit "Raues Land des Nebels," eine stimmungsvolle Musik mit expressiven russischen Kantilenen, hervorragend interpretiert vom Orchester.
Danach konnte man ein heiteres Scherzo und einen rauschenden Konzertwalzer erleben. Die Sinfonie kulminierte in einem prachtvollen Finale in strahlender Dur-Tonart. Es gab großen Applaus.
22.12.2015 | Pforzheimer Zeitung
Dieser Abend lebt von Extremen und wilden Einfällen ? und steht im Zeichen eines großen Dirigenten: "Wir möchten das Konzert gerne Kurt Masur widmen, der gestern in den USA verstorben ist", sagt Florian Krumpöck, dreht sich zu den Musikern und packt sie gewissermaßen sofort bei den Hörnern. Und das ohne Unterlass: Bis zum Ende des zweiten Sinfoniekonzertes am vierten Adventssonntag im lückenhaft gefüllten CongressCentrum Pforzheim treibt der Wiener Gastdirigent die Badische Philharmonie Pforzheim zu Höchstleistungen an.
Raues Land des Nebels
Drei große, russische Komponisten des 19. Jahrhunderts stehen auf dem Programm: Modest Mussorgsky, Alexander Borodin und Peter Tschaikowsky. Zwei Anhänger der Gruppe "Das Mächtige Häuflein", die sich einer nationalrussischen Musik ohne westlichen Einfluss verschrieben hat, werden Tschaikowsky, dem europäisch orientierten Melodienmeister gegenübergestellt. Dessen erste Sinfonie mit dem Beinamen "Winterträume", der sich von den Titeln der ersten beiden Sätze "Träumerei auf winterlicher Fahrt" und "Raues Land, Land des Nebels" ableitet, bietet eine Wucht an Stimmungswechseln, die im krachend-lauten Finale mit zusätzlichem Instrumentarium wie Bass-Tuba, Becken und Trommel zu ekstatischen Ausbrüchen führt.
Der Badischen gelingt das mitreißend und bravourös; die Interpretation wird mit begeistertem Applaus belohnt. Neben den temperamentvollen Außensätzen besticht vor allem der langsame Satz, der ganz sachte beginnt und bei dem eine melancholische Melodie ? ausgehend von der Oboe ? klangschön zu den Bratschen, Celli und Hörnern wandert. Der folkloristische Einschlag ist dabei unverkennbar. Tschaikowsky?sche Walzerseligkeit macht sich indes im leichtfüßigen Scherzo breit, russische Schwermut in den Violinen zu Beginn des vierten Satzes.
Mussorgsky, der Draufgänger
Die Aneinanderreihung von Themen und dynamischen Wechseln, wie sie besonders in den Ecksätzen deutlich wird, ist auch das Prägnante von Modest Mussorgskys sinfonischer Dichtung "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" ? allerdings auf draufgängerische Art.
Mit dem schwatzhaften Gewimmel der Streicher, dem Rasseln des Schlagwerks und den Donnerschlägen des Gongs wird das Konzert rasant eingeleitet, bekommt gleich einen packend-rustikalen Anstrich. Hier rumort, knallt, flirrt und pfeift es, wie es bei einem von Mussorgsky dargestellten Hexensabbat nur sein kann.
Die "russisches Eroica"
Heroische Züge hat dagegen Borodins zweite ? im Gegensatz zu Tschaikowskys 50-minütiger ? relativ kurze Sinfonie Nr. 2 h-Moll. Sie gilt auch als "russische Eroica", weist Themen aus der Oper "Fürst Igor" auf. Im düster beginnenden Kopfsatz ist es vor allem die Tuba, die für demonstrative Akzente sorgt, im zweiten Satz sind es die eilig pustenden Hörner. Im Andante entsteht ein schöner Kontrast zwischen unschuldiger Klarinettenmelodie und unheilverkündendem tiefem Blech. Zart perlend dabei auch die Harfe. Mit vielen Klangdetails und aufkochendem Schlusstutti dann das Finale ? ein wahrhaft leidenschaftliches Konzert.
30.11.2015 | Vaterlandmagazin
Während drei Jahren lenkte Florian Krumpöck mit seinem Taktstock die Geschicke des Sinfonieorchesters Liechtenstein. Vor Kurzem legte er den Taktstock in Schwan nieder - ein Abschied, der ihm nicht leichtgefallen ist.
Das Sinfonieorchester Liechtenstein durchlebte während der vergangenen Jahre einen grossen Wandel. Mitverantwortlich für diesen Wandel war Florian Krumpöck, der im Herbst 2012 die Stelle des Dirigenten übernommen hatte. «In diesen drei Jahren hat das Orchester eine riesige Entwicklung gemacht», fasst Krumpöck die Veränderungen zusammen. Die Entwicklung liege zum Teil auch daran, dass sich die Besetzung geändert hat. «Besonders das Einbeziehen der jungen Musiker der Musikakademie hat massgeblich zu der positiven Entwicklung beigetragen», sagt Krumpöck. Dennoch hat er nicht alle Ziele erreicht, die er sich für das SOL gesetzt hat. «Ich setze mir ganz bewusst immer Ziele, die ich nicht erreichen kann. Nur dann hat man die Chance, ganz nach oben zu kommen», begründet der Wiener dieses Vorgehen. Wenn er sich selbst Ziele setze, von denen er wisse, dass er sie nicht erreichen könne, motiviere er sich zusätzlich. Daher zeigt er sich mit dem Erreichten zufrieden: «Nach dem Abschlusskonzert habe ich mir gedacht, dass wir künstlerisch wirklich sehr weit gekommen sind.» Das SOL agiere zwischenzeitlich auf dem Niveau eines professionellen Projektorchesters.
Krumpöcks Wunsch für die Zukunft des SOL ist es, dass der Schritt zum Berufsorchester ermöglicht wird ? ein Ziel, das er gerne während seiner Zeit erfüllt gesehen hätte, das aber in greifbare Nähe gerückt ist: «Es ist nur noch eine Frage der Finanzierung. Man kann in einem Land wie Liechtenstein nicht so viele Konzerte veranstalten, dass sich ein Berufsorchester mit Vollzeitanstellungen rechnet. Was man aber machen könnte, ist, ein Modell mit Unterrichtsverträgen zu entwickeln», sagt Krumpöck. Wenn die Musiker zusätzlich zu ihren Auftritten mit dem Orchester Musikunterricht geben, habe dies den Vorteil, dass sie ausgelastet sind und gleichzeitig auch die Musik in Liechtenstein gefördert werde.
Während seiner Tätigkeit habe sich eine sehr persönliche Beziehung zu den liechtensteinischen Musikern aufgebaut. «Es ist wie in einer Beziehung: Das Orchester muss sich auf den Dirigenten verlassen können ? umgekehrt selbstverständlich auch. Nur dann kann man los lassen», so Krumpöck. Obwohl diese Beziehung nun beendet ist, empfindet der Dirigent keine Wehmut: «Ich habe sehr früh gelernt, nur an den nächsten Tag zu denken. Wenn man in irgendeiner Weise zurück blickt, bleibt man stecken.» Diese Einstellung mache viele Entwicklungen in seinem Beruf einfacher. «Das Abschlusskonzert ist wirklich super gelaufen, aber ich denke heute nicht mehr daran. Es wird selbstverständlich eine wunderschöne Erinnerung bleiben, aber ich finde es wichtig, dass man an den nächsten Tag denkt», sagt Krumpöck.
In seiner Rolle als Pianist und Dirigent konnte er bereits Konzertsäle weltweit kennenlernen. «Der SAL ist einer der kleinsten Säle, in denen ich normalerweise Sinfoniekonzerte dirigiere. So ein kleiner Saal gibt aber eine sehr persönliche Beziehung zum Publikum, die ich sehr schätze», so der Dirigent. «Es ist auf jeden Fall ein sehr schöner Saal und auch einer, den ich sehr lieb gewonnen habe. Einige international bekannte Konzertsäle sind optisch leider nicht viel mehr als eine Mehrzweckhalle, das ist hier nicht der Fall.»
Das Musizieren wurde ihm bereits als Kind in die Wiege gelegt. «Mein Vater war Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ich hatte aber kein Interesse daran, ein Streichinstrument zu lernen. Irgendwann stand da ein Piano und das war's», erinnert sich Krumpöck. Trotz des engen Zeitplans nehme er sich jedoch immer noch jeden Tag Zeit, Piano zu spielen. «Bei ungefähr 100 Auftritten pro Jahr und das Reisen, was ja auch Zeit in Anspruch nimmt, zusammen mit den Proben und dem Klavierspielen, bleibt nicht mal mehr die Zeit alle E-Mails selbst zu beantworten», lacht Krumpöck. Heute übt er das Klavierspielen sogar noch mehr als früher. «Die Muskeln werden nicht jünger und wenn man in Form sein will, muss das Spielen geübt werden wie bei einem Spitzensportler», erklärt der Musiker.
Obwohl er sich jeden Tag mehrere Stunden mit Musik beschäftigt, störe ihn Hintergrundmusik in Einkaufsläden und anderen Orten. «Wenn es Musik ist, die mich nicht interessiert, dann nervt es mich und wenn sie mich interessiert, lenkt es mich davon ab, was ich gerade tue», sagt Krumpöck. Es gebe einen Unterschied zwischen «Hören» und «Zuhören». Das heutige Publikum werde eher zum Weghören erzogen, da man mit vielem konfrontiert werde, das man nicht hören wolle. Dadurch nehme auch die Konzentration des Publikums ab. «Da kann man nebenbei nicht essen oder sprechen. Das wird heute aber immer mehr gefordert, daher haben junge Menschen auch zunehmend Mühe damit, konzentriert zuzuhören. Es ist eine Unart geworden, dass jeder nur noch für sich spricht», sagt der Musiker.
Er selbst hört Musik meist nur noch zu Studiengründen. «Ich geniesse es sehr, dass ich mir all diese Aufnahmen anhören kann und dass es auch sehr viele alte Aufnahmen gibt von Dirigenten, die schon lange nicht mehr unter uns weilen», sagt Krumpöck. Leider werden immer weniger CD-Produktionen von klassischer Musik erstellt, da sie sich finanziell nicht lohnen. Zwar gebe es genügend Menschen, die sich Klassische Musik auf einem Tonträger kaufen und hören, jedoch habe selten jemand mehr als eine Version der gleichen Partitur. «Es ist eigentlich ein Skandal. Dadurch, dass heutige Dirigenten kaum noch aufgenommen werden, geht ein grosses Stück Kulturgeschichte verloren. Wir wissen genau, wie gewisse Stücke in der 40er und 50er Jahren interpretiert worden sind, aber wir werden in einigen Jahren oder Jahrzehnten Mühe dabei haben herauszufinden, wie wir sie heute interpretieren», sagt Krumpöck.
Trotz seines Abschieds vom SOL bleibe er der Liechtensteinischen Musikszene sicher erhalten, da er seinen Hauptwohnsitz nach Liechtenstein verlegt hat. «Ich werde als Gastdirigent sicher weiterhin regen Anteil an den Geschicken des Orchesters haben», weist Krumpöck auch auf eine Rückkehr als Dirigent des SOL hin. Ein Abschied also, der auf eine Rückkehr hoffen lässt.
19.11.2015 | Volksblatt Liechtenstein
Endpunkt Beim Abschiedskonzert für SOL-Chefdirigent Florian Krumpöck nach drei Jahren erfolgreicher Tätigkeit stand das Werk Johannes Brahms? im Vordergrund. Zudem wurde der verstorbenen Lotte Schwarz und der Terroropfer von Paris gedacht.
Das letzte, 3. Abo-Sinfoniekonzert der aktuellen Reihe "SOL im SAL" war musikalisch total Johannes Brahms und populären Werken gewidmet; es stand aber selbstverständlich auch im Schatten des Terrors von Paris. Das Sinfonieorchester Liechtenstein spielte deshalb im Gedenken an die Opfer. Man gedachte ebenfalls der kürzlich verstorbenen grossen Mäzenin Lotte Schwarz (1921-2015). Und auch einen anderen Abschied erlebte das Publikum im SAL - der bisherige Chefdirigent Florian Krumpöck verlässt nun das SOL, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Ab der nächsten Saison 2016 wird der deutsche Dirigent Stefan Sanderling an seine Stelle treten.
Der Zufall spielte Regie, sodass das Brahms-Konzert - schon längst geplant - nach dem Terror in Paris ausgerechnet mit der "Tragischen Ouvertüre", op. 81, begann. Das SOL, wie gewohnt in glänzender Verfassung, von den Saiten bis Holz und Blech, verlieh dem Brahms-Opus düstere Wucht.
Dreimal Brahms in reifer Interpretation
Und dann stand dem Publikum ein überwältigendes Musikerlebnis bevor. Der erst 24-jährige Geiger Marc Bouchkov, ein mehrfach mit Preisen ausgezeichnetes Ausnahmetalent am Beginn einer Weltkarriere, spielte das ebenso populäre wie schwierige Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, op. 77, von Brahms. Der mit weissem Blouson, schwarzer Hose und Lackschuhen ungewöhnlich gewandete junge Mann versenkte sich beim Spiel total in die Musik, spiegelte Entzücken, Grimm oder tänzerisches Temperament in seinen Gesten plastisch wider. Marc Bouchkov ist selbstredend ein grandioser Techniker und ein Klangzauberer par excellence. Die halsbrecherischen Kantilenen in den höchsten Lagen, schwierigste Doppelgriffe und Passagen, das elektrisierende Thema des dritten Satzes, des mit Magyarenblut geschriebenen Rondos - all das präsentierte der hochkonzentrierte junge Meister mit Bravour; für den Publikumsjubel bedankte er sich mit einer eigenen sehnsuchtsvollen Fantasie solo. Und bei der Vierten nach der Pause spielte er bei den Tutti-Geigen sogar mit! Die Sinfonie Nr. 4 in e-Moll, op. 98, war der krönende Abschluss des Abends und zugleich das letzte Dirigat von Florian Krumpöck mit dem SOL. Er führte auch diesmal das Orchester mit straffen Tempi, die sich vor allem im Finale rasant steigerten. Der dritte Satz, ein Scherzo, faszinierte durch seine grollende Derbheit, beeindruckend auch die stringente Behandlung des Cantus firmus zum Finale hin. Der Dank des Publikums an Krumpöck war kräftiger Applaus.
(Foto: Trummer)
19.11.2015 | Liechtensteiner Vaterland
Johannes Brahms gewidmet war das 3. Abo-Sinfoniekonzert des Sinfonieorchesters Liechtenstein unter Chefdirigent Florian Krumpöck am Dienstagabend im SAL - das letzte, bevor Stefan Sanderling neuer Chefdirigent wird. Nicht verdrängt aber blieb auch das Paris-Massaker.
Stefan Sanderling wird ab 2016 neuer Chefdirigent des SOL, aber bis zuletzt blieb der nun scheidende Dirigent Florian Krumpöck seinem guten Ruf treu, das Publikum gab ihm dies auch durch seinen Beifall zu verstehen. In den beiden Konzertteilen beeindruckte am meisten der hochtalentierte Belgier Marc Bouchkov mit seinem beseelten, tiefgründigen Spiel. Ihn zu verpflichten, ist den Verantwortlichen Dank zu schulden, auch ihm jedoch, ein wahrer Teufelskerl auf seinem wertvollen Instrument, der mit renommiertesten Orchestern auf der ganzen Welt zusammenarbeitet.
Anspruchsvolle Literatur
Die Auswahl von Werken des ebenso vielseitigen wie eigenwilligen Johannes Brahms (1833-1897) an diesem Abend war überzeugend, erforderte, wenngleich dies wohl immer für Brahmssche Werke gelten mag, eine gute Konzentration des Publikums. Doch dazu musste man es nicht anleiten, fast andächtig lauschte man dieser geschlossenen Klangfülle. Und wenn Bouchkov allein spielte, hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.
Das Tragisch-Düstere...
Die als erstes ertönende "Tragische Ouvertüre, op. 81" als leidenschaftlich und doch stellenweise fast mystisch anmutende Komposition ist keine leichte Kost, fast wie eine Reminiszenz an das soeben erst die Welt erschütternde Geschehen im ohnehin düsteren November zu empfinden. Dem trug auch SOL-Geschäftsführer Drazen Domjanic Rechnung, als er aufgrund der Anschläge islamischer Verbrecher in Frankreich das Konzert den Opfern und ihren Angehörigen widmete. Dazu hob er die Bedeutung der Musik als Ausdruck einer friedliebenden menschlichen Gesellschaft hervor. Nach einem Augenblick der Stille gedachte er zudem der dieser Tage 95-jährig verstorbenen Mäzenatin Lotte Schwarz.
Herrliche Violinsoli
Weiters ging es anders mit dem "Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, op. 77, I. Allegro non troppo - Cadenza - Tempo I, II. Adagio, III. Allegro giocoso, ma non troppo vivace - Poco piu presto". Obwohl es Brahms' einziges Violinkonzert ist, zählt es zu den bekanntesten Werken dieser Gattung. Hier dominierte eindeutig Marc Bouchkov, dem das Orchester wie vorgesehen willig begleitend folgte. Das tänzerisch-leicht wirkende, weit ausholende Stück schien fast wohlwollend-sanft zu schliessen, aber kraftvoll setzt dann das Orchester ein, und das Finale endet furios. Der grosse Applaus war für diese Leistung des Solisten wie auch des Orchesters mehr als verdient.
Brahms' letzte Sinfonie
Die "Sinfonie Nr. 4 in e-Moll, op. 98" ist Brahms' letzte Sinfonie gewesen. Die Sätze: "I. Allegro non troppo (e-Moll), II. Andante moderato (E-Dur), III. Allegro giocoso - Poco meno presto - Tempo I (C-Dur), IV. Allegro (e-Moll)" - letzterer fast abrupt endend. Auch dieses Werk aber hat bis heute an Bewunderung des Publikums nichts eingebüsst. Der Violinsolist mit einem beeindruckenden Gedächtnis machte dem Publikum die Freude, als Zugabe eine Eigenkomposition zu spielen - da waren auch die anderen Streicher auf der Bühne ebenso fasziniert wie alle anderen.
Das Sinfonieorchester Liechtenstein unter Florian Krumpöck hat an diesem Abend mehr denn je hörbar machen können, dass hervorragende musikalische Leistungen dazu beitragen, das Ansehen und die Bekanntheit gerade eines so kleinen Landes wie Liechtenstein auch nach aussen hin zu fördern. Das SOL könnte, wie es auch andere Länder handhaben, entsprechend den Möglichkeiten seiner Mitwirkenden, mittels so manchen Gastspiels genau dies bewirken.
15.11.2015 | Liechtensteiner Vaterland
Anlässlich seines Abschieds als Chefdirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein dirigiert Florian Krumpöck am 17. November um 20 Uhr Werke von Johannes Brahms im SAL in Schaan. Eine sensationelle Entdeckung des Festivals Next Generation ist mit dem Geiger Marc Bouchkov zu Gast, der heute international für Furore sorgt.
Nach drei Saisons als Chefdirigent des SOL geht Florian Krumpöck neue Wege und gibt seinen Taktstock an Stefan Sanderling weiter. Der gebürtige Wiener Pianist und Dirigent hat seit seinem Amtsantritt im Herbst 2012 grosse Reformarbeiten umgesetzt. Durch intensive Proben, mehr Auftrittspraxis und Neubesetzungen formte Krumpöck aus einem Ad-hoc-Ensemble einen professionellen Klangkörper mit grossem Konzertrepertoire, spezifischem Klangcharakter und breiten Einsatzmöglichkeiten. Ab 2013 band er gemeinsam mit dem Intendanten des SOL, Drazen Domjanic, eine aus den besten Studenten der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein bestehende Orchesterakademie in Proben- und Konzerttätigkeit ein. Wissensaustausch und Ensembleverjüngung wirkten sich positiv auf die künstlerische Entwicklung aus, sodass zahlreiche Vakanzen bald mit Akademisten besetzt werden konnten.
Die beachtliche Qualitätssteigerung in den vergangenen Spielzeiten führte zu Zusammenarbeiten mit renommierten Künstlern und vollen Konzertsälen. Ingolf Wunder, Martina Filjak, Maximilian Hornung, Arabella Steinbacher oder Radovan Vlatkovic waren nur einige der klingenden Namen, die sich als Gäste in Liechtenstein einfanden. Musikliebhaber aus der Region nahmen das Angebot dankend an: sowohl der sinfonische Zyklus «SOL im SAL» als auch die Kammermusikreihe «Erlebe SOL» sind durchgehend ausverkauft, der Abonnementanteil liegt inzwischen bei 95 Prozent.
Liebeserklärung an Brahms
Für sein Abschiedskonzert wählte Florian Krumpöck zwei Säulen des Brahmsschen Werkkanons: das Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, op. 77 und seine Sinfonie Nr. 4 in e-Moll, op. 98. Diesen voran stellt er die 1880 in Bad Ischl komponierte Tragische Ouvertüre op. 81 des Komponisten, die von zwei mächtigen Orchesterschlägen eröffnet und dominiert wird. Nach der lebensbejahenden zweiten und heroischen dritten Sinfonie ist Brahms? letzte Sinfonie Nr. 4 in e-Moll, op. 98 ein nachdenkliches Werk, voll Melancholie und stiller Wehmut.
Marc BouchkovDer Violinist Marc Bouchkov (geb. 1991) entstammt einer belgischen Musikerfamilie. Schon frühzeitig zeigte sich sein künstlerisches Talent, sodass er zunächst am Konservatorium von Lyon und ab 2007 am Conservatoire de Paris studierte. Sein Werdegang ist gesäumt von zahlreichen renommierten internationalen Preisen und Auszeichnungen.
18.10.2015 | Kieler Nachrichten
Beim philharmonischen Konzert im Kieler Schloss wurde Solist Michael Martin Kofler so stark gefeiert, dass er am Sonntagvormittag Debussys legendäres Solostück Syrinx zugab.
Ja, im Hintergrund der drei Werke, die beim gefeierten 2. Philharmonischen Konzert im Kieler Schloss erklingen, steht unverkennbar Wien: Mozarts Flötenkonzert D-Dur KV 314 darf - obgleich in Mannheim komponiert - als waschechtes Beispiel der sogenannten Wiener Klassik gelten. Die Orchestration, die der in Wien geborene Arnold Schönberg Johannes Brahms' 1. Klavierquartett op. 25 verpasste, betraf ein Werk, mit dem der gebürtige Hamburger und spätere Wahlwiener Brahms seinen ersten Erfolg in der Donaumetropole feierte. Und die in Wien komponierte Sinfonietta op. 23 des Wieners Alexander Zemlinsky ist ein modern eingedampftes spätes Echo des Wiener Fin de Siècle.
Zum Glück tischt der 1978 - wir ahnen es - in Wien geborene Gastdirigent Florian Krumpöck keinen Wiener Schmäh, keine sentimentalen Verschleppungen, kein orchestrales Naschwerk auf, sondern geht zielbewusst, energisch, sachdienlich vor. Das bekommt gleich Zemlinskys Sinfonietta bestens. Mit eindeutigen, vorausdenkenden Gesten leitet der Dirigent das gut disponierte Philharmonische Orchester Kiel durch die heikle Partitur. Die rhythmischen Finessen und Charakterwechsel des 1. Satzes und der dunkel-verlockende Balladenton des Mittelsatzes sind fesselnd gestaltet. Auch wenn das Finale vielleicht ein wenig abfällt, imponieren Stück und Aufführung enorm.
Stark gefeiert wird in Mozarts Flötenkonzert Solist Michael Martin Kofler, sodass er am Sonntagvormittag Debussys legendäres Solostück Syrinx zugibt. Da ist die Irritation über Koflers anfangs stark flackerndes Luftstrom-Vibrato längst der Freude über sein Spiel gewichen. Das prahlt nicht mit kalter Perfektion, sondern singt, parliert und charmiert. Nie ist Virtuosität Selbstzweck, sondern stets Mittel zum Zweck "sprechenden" Musizierens.
Welch schlimme Pianisten Arnold Schönberg wohl in Wien, Berlin und in den USA mit Brahms' g-Moll-Klavierquartett gehört hat? Er fand sie alle zu laut. So orchestrierte der 1933 vor den Nazis in die USA geflohene Komponist das Werk 1937, um "einmal alles" zu hören, was darin stecke. Wenn er sich da mal nicht getäuscht hat! Streckenweise klingt seine Bearbeitung wirklich sehr nach Brahms. Und wenn Krumpöck auch hier eher zügige Tempi wählt, nimmt das erneut für ihn ein und nützt der Musik. Dass Schönbergs hochdifferenzierter Orchestersatz ab und zu recht lärmig wird, können der Dirigent und das ebenso stark geforderte wie stark spielende Orchester indes nicht verhindern. Und bei den Temposteigerungen am Schluss des Rondo alla zingarese hört man eben doch zwangsläufig weit "weniger" als im Original. Wenn es freilich nach dem schmissigen Finale, das eine Art riesigen Ungarischen Tanz darstellt, vehementen Beifall für Orchester und Orchesterleiter gibt, ist das vollauf berechtigt!
16.10.2015 | Kieler Nachrichten
Es ist Florian Krumpöcks erstes Gastspiel in Kiel, doch der Chefdirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein ist ohne Sorge angereist: "Aus Kiel hört man auf den Berliner GMD-Konferenzen immer nur Gutes. Das fällt wirklich auf", berichtet der 1978 geborene Österreicher, der am Sonntag und Montag das 2. Philharmonische Konzert leiten wird.
Warum ihn Georg Fritzsch eingeladen hat, weiß er selbst noch nicht: "Ich lerne ihn hier erst persönlich kennen und bin sehr gespannt."
Tatsächlich gibt es viele gute Gründe, den aufstrebenden Maestro einzuladen, der von 2011 bis 2014 als Generalmusikdirektor der Norddeutschen Philharmonie Rostock wirkte. Statt als Dirigenten hätte man ihn übrigens ebenso gut als Solisten verpflichten können, denn bekannt geworden ist der Protegé Daniel Barenboims am Klavier. "Irgendwann hatte ich das Bedürfnis, eigene Konzerte vom Flügel aus zu leiten und Barenboim hat mich ermuntert, diesen Weg auch zu verfolgen", berichtet Krumpöck.
Allerdings riet ihm der Klassikstar, das Dirigieren nicht gleich vom Klavier, sondern vom Pult aus zu erlernen. Rasch entwickelte sich daraus ein eigenständiger Karrierezweig, der ihn nun nach Kiel geführt hat: "Ich muss gestehen, dass ich mich gegen das Programm des Philharmonischen Konzerts zunächst ein wenig gesträubt habe", berichtet der Maestro, der am Sonntag unter anderem Arnold Schönbergs Orchesterfassung von Johannes Brahms? Klavierquartett Nr. 1 g-Moll, op. 25 dirigieren wird, das er selbst schon oft am Flügel interpretiert hat. "Ich fand ehrlich gesagt immer, dass es in Schönbergs Fassung wie ein schlechter Korngold klingt. Aber jetzt, wo ich mich intensiv mit der Partitur beschäftigt habe, habe ich es neu kennen und lieben gelernt." Besonders reizvoll findet Krumpöck, wie die Musik einer bestimmten Zeit hier durch die "Brille" einer anderen betrachtet wird.
Dass Florian Krumpöck neben seiner Doppelrolle als Musiker seit diesen Jahr auch den Kultursommer Semmering als Intendant prägt, hat ihn indirekt auf einen weiteren Programmpunkt des Konzerts vorbereitet. Eine der Spielstätten des österreichischen Festivals ist das traditionsreiche Kurhaus am Semmering, in dem seinerzeit Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler und Alma Mahler residierten. "Alexander Zemlinsky hätte auch gut dabei sein können." Aufgrund seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kurhauses und der Zeitumstände kam Krumpöck dessen 1935 komponierte Sinfonietta, op. 23 sofort vertraut vor, obwohl er sie nicht kannte. "Sie hat sehr viele tänzerische Momente und klingt dabei stellenweise wie ein Mahler-Ländler." Das Tänzerische ist auch in Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Flöte D-Dur, KV 314 ausschlaggebend, das für Krumpöck deswegen gut in das Programm passt: "Mir kommt es in diesem Zusammenhang auf ein extrem ausdrucksstarkes Spielen an. Mozart muss immer von der Oper verstanden werden, auch in diesem Konzert ist alles ist eine Opernszene. Das soll man hören."
17.09.2015 | Volksblatt Liechtenstein
Begeisternd Wieder "SOL im SAL", doch diesmal nicht im Abo, sondern als glanzvolles Freundeskreis-Konzert unter der Leitung von Chefdirigent Florian Krumpöck und zwei grandiosen Solistinnen mit Werken von Mendelssohn Bartholdy und Grieg.
Zu Beginn des gut besuchten Konzertabends bedankte sich im Namen des Freundeskreises Dr. Heinz Meier bei allen mitwirkenden Künstlern des Abends, bei Präsidenten Ernst Walch und Geschäftsführer Drazen Domjanic. Das Konzert stand im Zeichen verschiedener Stadien der Romantik und begann mit der populären Konzertouvertüre in E-Dur, op. 21, «Ein Sommernachtstraum», von Mendelssohn Bartholdy.
Zusammen mit dem flexiblen, klangschönen SOL gelang eine Grieg-Interpretation [von Griegs berühmtem Konzert für Klavier und Orchester in a-Moll, op. 16], welche bis in die kleinste Nuance ausgefeilt war - sensible Wehmut stand neben donnernden Klangkaskaden, es sei nur die gewaltige Kadenz im ersten Satz genannt. Eine fulminante und gewiss authentische Interpretation, mit stürmischem Applaus dafür. Der denkwürdige Freundeskreis-Konzertabend mit beglückender weiblicher Dominanz klang im Foyer gesellig aus.
01.08.2015 | morgen 3/15
Der Pianist Florian Krumpöck ist neuer Intendant beim Kultur.Sommer.Semmering.
Sein Ziel: Künstlerische Vielfalt für ein vielseitig interessiertes Publikum anzubieten.
Der 2011 gegründete "Kultursommer" am niederösterreichischen "Zauberberg" Semmering hat einen neuen Chef. Keinen diplomierten Tourismus-Manager und keinen ausgefuchsten Event-Betreiber, sondern einen Pianisten, Florian Krumpöck. Man denkt sofort an Grafenegg, wo seit acht Jahren der Pianist Rudolf Buchbinder als Festivalleiter agiert. Und mit Buchbinder hat Krumpöck schon früher intensiv zu tun gehabt.
"Ich bin mit etwa vierzehn Jahren zu Rudolf Buchbinder gekommen, war sechs Jahre bei ihm und habe unglaublich viel bei ihm gelernt. Andere Pianisten im gleichen Alter haben jede Woche von einem Pädagogen Unterricht, werden an die Werke langsam herangeführt, spielen klasseninterne Vorbereitungskonzerte und dann vor den Omas und so? bei mir war das alles anders, weil ich nur einmal im Monat Unterricht hatte und jedes Stück nur ein einziges Mal bringen durfte, und da musste alles passen."
Jetzt ist Florian Krumpöck also nicht nur Pianist und Dirigent - davon später mehr-, sondern hat auch einen Intendanten-Job. Zu der Übernahme kam es auf die einfachste Art der Welt: Krumpöcks Gattin, eine Regisseurin, inszenierte dort im vergangenen Sommer. So fuhr auch ein paar Mal auf den Semmering und kam mit den Verantwortlichen ins Gespräch, die dringend jemand für die Festivalleitung suchten. "Wenn ich so eine Herausforderung annehme", sagt der solcherarts Erwählte, "Dann will ich etwas Großes aufbauen. Die Zeit war sehr knapp, und es war stressig, aber das Programm trägt jetzt meine Handschrift. Dabei ist natürlich nicht alles komplett neu, aber ich habe mir die Zahlen der vergangenen Jahre ganz genau angeschaut, da bin ich durch meine Tätigkeit an deutschen Theatern gut geschult. So habe ich einige Künstler, die in der Vergangenheit sehr erfolgreich waren, wieder eingeladen. Den klassischen Intendantenwechsel, bei dem unbedingt alles neu und anders sein muss, finde ich furchtbar. Das Publikum ist ja zum Teil dasselbe, und warum soll ich denen etwas wegnehmen, was ihnen gut gefallen hat?
Eine wesentliche Änderung besteht 2015 in der Eliminierung der jährlichen Opernproduktion. "Man hatte eine Kammer-Version von Mozart-Opern gemacht, mit einem kleinen Kammerensemble? wenn ich Oper aufführe, möchte ich aber die Originalgestalt haben. Doch es gibt diesen Ort, dieses unglaubliche Kurhaus, das für große Oper viel zu klein, aber wie prädestiniert fürs Theater ist. Nicht umsonst hat ja auch Paulus Manker dort seine "Alma" aufgeführt. Wenn man sich vorstellt, wer seinerzeit dort aller ein- und ausgegangen ist, wenn man sich die unglaubliche Kulturgeschichte des ganzen Ortes vor Augen hält, die bis zu den Theaterproduktionen im Südbahnhotel reicht, dann glaube ich, dass man dort ansetzen muss. Schnitzler hat seine "Liebelei" im Kurhaus Semmering entworfen. Und wenn ich dort keine "Così" spielen kann, dann will ich eben einen Schnitzler haben."
Wird es in künftigen Jahren bei dem Wort-Musik-Mix bleiben?
"Ja, schon. Wobei ich dennoch die Idee eines speziellen Opernprojektes mit mir herumtrage, deren Verwirklichung noch von der Finanzierbarkeit abhängt. Es gibt fünf einaktige Opern von Rossini, und die möchte ich gern mit einem Fünfjahreszyklus in Originalbesetzung aufführen. Es sind jeweils nur wenige Sänger besetzt, und das Orchester kommt mit sechzehn Leuten aus. Das soll dann ein Gesamtkunstwerk eingebettet werden, mit fünf verschiedenen bekannten Gourmetköchen, die die Originalrezepte von Rossini neu interpretieren. Die richtigen Partner dafür hätte ich an der Angel, vom Designer für die Ausstattung bis zu einer Glasmanufaktur, die eigene Gläser für diese Opernabende herstellt. Aber das Sprechtheater, wie wir es heuer etablieren, soll auf jeden Fall in den nächsten Jahren fortgeführt werden."
Ausgebildete Pianisten betätigen sich also mitunter als Intendanten, noch häufiger allerdings als Dirigenten. Florian Krumpöck ist ein letzteren Schritt schon zeitig gegangen, wobei er das Klavierspiel keinesfalls hintanstellen möchte. Als Hauptgrund für diese zusätzliche künstlerische Tätigkeit sieht er seine frühe Entwicklung, die ihn "vielleicht zu rasch" mit den absoluten Meisterwerken des pianistischen Repertoires konfrontierte. Bei seinem solcherart entwickelten permanenten Hunger nach neuen, erstklassigen Stücken interessierten ihn dann Bruckner-Sinfonien und Wagner-Opern viel mehr als "irgendwelche Klavierkonzerte von Rimsky-Korsakow." Krumpöck lernte dann Daniel Barenboim kennen, der ihn auf dieser Reise unterstützte. Er besuchte seine Konzerte und Opernaufführungen und hatte dann Unterweisungen in Form von Fragestunden bei ihm. Den unerlässlichen technischen Dirigierunterricht nahm er zusätzlich bei Michael Boder.
Krumpöck bekam bald Einspringer-Angebote, die gut liefen, dann war er als Cover für Michael Boder am am Gran Teatre del Liceu in Barcelona engagiert und kam so intensiv mit der Oper in Berührung. Er erlebte, dass der Dirigent bei der Oper in seinen Fähigkeiten als Koordinator weit mehr gefordert ist als im Konzertsaal. Premiereneinstudierungen von "Così fan tutte" bis zu "La Bohème" folgten in Deutschland, und kürzlich dirigierte er in Kopenhagen ohne eine einzige Orchesterprobe seinen ersten "Rosenkavalier" - "Da war ich schon ein Busserl stolz!"
"Ich habe sehr früh eine interessante Chefposition bekommen, in Rostock bei der Norddeutschen Philharmonie und als Generalmusikdirektor an der Oper, und habe dadurch viel mit Intendanten zu tun bekommen, auch mit Zwistigkeiten und Querelen - und ich bin sicher nicht der Erste, der da sagt: Bevor ich mir das weiter antu', probier' ich's lieber selber. Ich würde mir jetzt nie anmaßen, als Intendant ein Opernhaus zu führen. So ein Festival wie das am Semmering zu leiten, geht aber wunderbar. Wobei ich mir den Arbeitsaufwand um neunzig Prozent geringer vorgestellt habe, als er ist, das versuche ich aber sportliche zu nehmen?"
A propos sportlich: über Florian Krumpöck findet sich das folgende Zitat aus einer Zeitungsrezension: "Vergessen Sie Lang Lang und Arcadi Volodos. Auch in Österreich gibt es hochvirtuose Tastentiger." Speziell den Letztgenannten schätzt Krumpöck hoch, denn Volodos entspricht in seiner Art, das Instrument anzugreifen, genau seinem Ideal, und der virtuose Aspekt des Klavierspiels interessiert ihn nach wie vor sehr.
Als Pianist wird Florian Krumpöck auch an seiner neuen Wirkungsstätte am Semmering mehrfach in Erscheinung treten, und das soll auch in den kommenden Jahren so bleiben. "Wenn man als Künstler ein Festival leitet, muss man sich auch mit seiner Kernkompetenz präsentieren."
Seine Idealvorstellung von einem sommerlichen Festival auf dem Semmering erläutert Krumpöck anhand eines Liederabends mit Angelika Kirchschlager. Er bat sie, nicht unbedingt etwas aus ihrem aktuellen Programm zu präsentieren, sondern eine eigene Zusammenstellung von Liedern aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu machen, also aus jener Zeit, in der die Semmeringregion ihre kulturelle Hochblüte erlebt hatte. Kirchschlager sagte zu, und so werden beim heurigen Eröffnungskonzert am 4. Juli Lieder von Gustav und Alma Mahler, von Erich Wolfgang Korngold und von Richard Strauss erklingen. "Natürlich hätte ich auch sehr gerne ein großes Musik-Festival ausschließlich mir Mahler, Zemlinsky, Alban Berg und Korngold gemacht, aber Ziel dieses Festivals ist es ja, künstlerische Vielfalt für ein vielseitig interessiertes Publikum anzubieten. Und so versuche ich, mich quer durch alle Sparten ausschließlich an der Qualität zu orientieren."
Wie charakterisiert sich Florian Krumpöck als Künstler selbst?
"Da ist eine Sache, die mir am allerwichtigsten ist: dass man immer versucht, ganz nahe am Kunstwerk zwischen den Zeilen zu lesen, weil der Komponist uns einerseits nur das Geschriebene hinterlassen hat, sich aber andererseits gegen Fehlinterpretationen nicht mehr wehren kann. Wie Gustav Mahler einmal gesagt hat: Das Wichtigste steht nicht in den Noten. Ich fühle mich Mahler sehr verbunden, habe einen kompletten Zyklus seiner Sinfonien in Rostock aufgeführt, habe ein paar Meter neben seinem Komponierhäuschen am Attersee geheiratet. Wir sind heute als Musiker meist zu dogmatisch. Wenn man zwischen den Zeilen zu lesen beginnt und fragt: Was könnte er denn gemeint haben - vielleicht findet man dann auch einen anderen Weg, der zum Ziel führt."
21.07.2015 | Kleine Zeitung
Im alten Kurhaus am Semmering bieten bis 6. September Stars von heute Musik und Literatur - vorwiegend aus der guten alten Zeit.
Anfang Juni verstarb Erich Reiter, der Begründer des "Kultursommers Semmering", aber schon bei der Erstellung des heurigen Programms ist Florian Krumpöck als Intendant in Reiters Fußstapfen getreten. Seit dem 4. Juli läuft nun dieses Festival, das Besucher aus der Steiermark ebenso anzieht wie aus Niederösterreich und Wien.
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Dass Angelika Kirchschlager zum Auftakt in die Welt des Fin des siècle entführte, war programmatisch für den Kultursommer, der großteils im alten Kurhaus am Semmering statt findet: Er ist eine Wiederbelebung der fast schon in Vergessenheit geratenen "Sommerfrische" am Semmering, als der Adel und das gehobene Wiener Bürgertum die Sommer in frischer Bergluft verbrachten und die Künstler ihnen gerne nachreisten.
Unter der Ägide von Reiter wurde das Kurhaus über Jahre hinweg restauriert und bietet das ideale Ambiente für die Konzerte und Aufführungen. Zweite Spielstätte ist das Grandhotel Panhans, das ebenso den Geist des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts atmet, nur eben viel moderner.
Eine Reihe von Publikumslieblingen war heuer bereits zu Gast, etwa Peter Simonischek Heinz Marecek, Andrea Händler und Roland Neuwirth mit seinen Extremschrammeln. Auch Intendant Florian Krumpöck gab einen Klavierabend. Der "Kultur.Sommer.Semmering" ist aber noch lange nicht zu Ende. So serviert etwa diesen Samstag Miguel Herz-Kestranek "Lachertorten mit Schlag", am Sonntag ist Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan mit "Ich pfeif' auf die Oper" zu Gast, und bereits am Freitag bieten "BartolomeyBittmann" musikalische Erlebnisse zwischen Klassik, Jazz und Folk.
Bis 6. September sind noch das famose Jess-Trio, Maria Bill, Robert Meyer, Erwin Steinhauer, die "Wiener Comedian Harmonists" und viele andere zu Gast. Darüber hinaus wird von 7. bis 23. August achtmal Arthur Schnitzlers "Reigen" auf verschiedenen Pfaden im Kurhaus gespielt - ein passenderes Stück gibt es für dieses alte Gemäuer gar nicht.
21.07.2015 | Der Standard
Pianist Florian Krumpöck über sein Festival, den Kultur.Sommer.Semmering
Wenn Bassist Georg Breinschmid im Kurhaus Semmering loslegt, könnte er womöglich - bei gewisser Sympathie fürs Transzendentale - den Eindruck gewinnen, bedeutende Kunstgeister würden seinen akustischen Ausführungen folgen. Der Kurtempel war ja einst sommerlich erfrischendes Refugium nicht ganz unbekannter Ruhesucher; u.a. Stefan Zweig, Egon Friedell, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Max Reinhardt, Alma Mahler und Alban Berg waren gerne zugegen.
Auch für den Leiter des Kultursommers - Pianist und Dirigent Florian Krumpöck - ist es unmöglich, die Historie auszublenden: "Dadurch, dass das Kurhaus seit Mitte der 1980er leer steht, strahlt es nostalgischen Charme aus. Ich habe das Gefühl, jederzeit könnten Schnitzler, Mahler oder Altenberg um die Ecke biegen. Ein geradezu sinnliches Vergnügen", so der Wiener, der danach trachtet, "die Tradition der Künstlerkolonie in die heutige Zeit zu übertragen." Kleinkunst möge neben Lesungen "hochkarätiger Schauspieler, Jazz neben Opernstars, Klassik neben neu interpretierter Volksmusik stehen."
Den Besucher erwartet denn auch die quirlige Band Catch-Pop String-Strong ebenso wie Volksoperndirektor Robert Meyer. Auch widmet sich Wolfgang Bankl der "Winterreise", während die Wiener Comedian Harmonists heitere Nostalgie verbreiten und Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan "Ich pfeif' auf die Oper" ruft. Schnitzlers "Reigen" (ab 21.8.) ist wiederum die szenische der Produktionen. "Viele unserer Künstler kann man auch woanders hören. Die Programmvielfalt, all diese unverwechselbaren Persönlichkeiten in diesem Ambiente des Kurhauses sehr nahe zu erleben - das allerdings gibt es so nur bei uns! Dazu kommen die sonntäglichen Matineen in familiärer Atmosphäre im Grand Hotel Panhans mit einem anschließenden Mittagessen mit den Künstlern."
Bei Krumpöcks Versuch, "den Semmering wieder zu einem künstlerischen Anziehungspunkt zu machen, bei dem Grenzen zwischen den Genres geöffnet werden", sind natürlich auch Finanzfragen zu klären. Der Intendant nimmt es dabei sportlich, "gewisse Schwierigkeiten geerbt" zu haben. Er ist jedenfalls Niederösterreich dankbar, "auch kurzfristig die Unterstützung" erhöht zu haben. Zudem wären die Gemeinde Semmering und die Mitglieder des Kulturvereins sehr hilfreich gewesen: "Das Festival wäre ohne diese Hilfe undenkbar - vor allem bei der Kurzfristigkeit meiner Jobübernahme. Er wäre auch unmöglich gewesen, wären mir nicht viele befreundete Künstler finanziell entgegen gekommen und hätte ich schließlich nicht persönlich die komplette finanzielle Haftung übernommen?" Bei all dem Aufwand könnte fast in Vergessenheit geraten, dass Krumpöck vor allem ein vielseitiger und vielbeschäftigter Künstler ist.
"Ja, es ist unglaublich viel zu tun, zumal ich, seit ih dirigiere, mehr Klavier üben möchte als früher. Der Anspruch an mich selbst wird immer höher. Gleichzeitig bin ich aber ein logistisches und organisatorisches Antitalent - immer auf der Suche nach der 25. Stunde! Als Festivalleiter habe ich das große Glück, mir alles Wesentliche mit meiner Frau teilen zu können. Nicht nur künstlerische Entscheidungen und Organisatorisches, sondern vor allem auch die große Verantwortung, die man an so einer Stelle trägt."
04.07.2015 | Wiener Zeitung
Florian Krumpöck bittet zu einem facettenreichen Kultursommer am Semmering
Das Pressefoto trügt: Nein, Florian Krumpöck ist nicht unter die Priester gegangen. Dafür sind die Antworten des Wieners, Jahrgang 1978, weiterhin zu launig. Der Pianist und Dirigent, in den Vorjahren Generalmusikdirektor in Rostock, hat sich gleichwohl auf ein neues Feld gewagt: Man darf ihn nun auch Intendant nennen, und Krumpöck begründet dies wie folgt: "In den letzten Jahren ha ich immer nur mit dem Intendanten gestritten, jetzt mach ich's einmal anders." Und falls unter seiner Leitung jemand streiten will - "dann schick ich meine Frau."
Ganz ernst meint er das freilich nicht. Krumpöck leitet nun jedenfalls erstmals den Kultur.Sommer.Semmering und hat, gemeinsam mit Ehefrau Nina Sengstschmid, 51 Veranstaltungen für das Kurhaus und das Hotel Panhans organisiert. Gereizt habe ihn daran weniger die Intendantenmacht an sich als jenes Thema, das sich in der Jugendstil-Architektur der Gegend pittoresk spiegelt: die Jahrhundertwende. Als Pianist, der unter anderem Musik von Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) aus der Taufe gehoben hat und demnächstInstrumentalkonzerte von Karl Weil (1881-1949) auf CD herausbringt, ist Krumpöck von der Zäsur der Moderne gefesselt. Und am Semmering waren einst führende Künstler in trauter Sommerfrische vereint: Stefan Zweig atmete hier ebenso durch wie Hugo von Hofmannsthal in blauende Fernen blickte oder Arthur Schnitzler sinnierte.
Letzterer wird heuer durch die Hauptproduktion des kleinen, aber facettenreichen Festivals geehrt: Alex.Riener inszeniert den "Reigen" als Stationendrama im Kurhaus und führt dabei vom Ballsaal über den Salon bis in die verborgenen Winkel des einstigen Wellness-Prachbaus. Reichlich Energie hat Krumpöck aber auch auf die vielen einmaligen Events verwandt: So wird der Intendant heute, Samstag, mit Opernstar Angelika Kirchschlager "Lieder der Jahrhundertwende" präsentieren, es folgen unter anderem eine Lesung mit Miguel Herz-Kestranek, Jazz von Georg Breinschmid sowie Wienerisches mit Willi Resetarits und den Strottern. Insgesamt, wie es Krumpöck kurz und launig zusammenfasst, "ein Programm quer durch den Gemüsegarten der Künste" - zu erleben allwochenendlich bis Anfang September.
30.06.2015 | KirchenZeitung Diözese Linz
Ob "unter ständiger Beobachtung" oder einfach nur "traumhaft": Ganz unterschiedlich interpretierten die Stars bei der dreiteiligen Konzertreihe den im zarten Licht erscheinenden Mariendom. Für die 8.600 Besucher/innen aus ganz Österreich gab es Musik vom Feinsten quer durch alle Richtungen.
[...]
5 Jahre "Klassik am Dom"
Die von der KirchenZeitung Diözese Linz in Kooperation mit Blue Moon und Universal live veranstaltete Reihe feierte am Abend davor das 5-Jahr-Jubiläum von "Klassik am Dom" mit einer großen Gala. Gäste waren dieses Mal Kammersängerin Angelika Kirchschlager, Tenor Michael Schade und die junge Sopranistin Theresa Grabner, die mit ihrem strahlenden Sopran begeisterte. Die beschwingte Opern- und Operettengala brachte Kostbarkeiten von Strauß, Mozart, Lehar und Beethoven. Florian Krumpöck dirigierte mit viel Esprit das Bruckner Orchester Linz, das bestens disponiert war. Schade befeuerte mit "Freunde, das Leben ist lebenswert" (Franz Lehar) die Stimmung am Domplatz. Kirchschlager hatte im Vorfeld von einem Konzert unter Freunden gesprochen: "Das ist voll aufgegangen. So etwas wie hier in Linz könnte es ruhig öfter geben. Traumhaft!", sagte sie. Für ihr Turmeremiten-Dasein im Mariendom plant sie eine baldige Rückkehr nach Linz. Ein Künstler, der zur Zeit auf Tournee ist und mit 78 Jahren ein enormes Programm bewältigt, beeindruckte bereits am ersten Konzertabend das Linzer Publikum: 3.300 erlebten den Italo-Barden Paolo Conte am Mittwoch, 24. Juni. Mit erstklassiger Band und guten Arrangements zog er die Fans in seinen Bann. "It´s wonderful" brummte er mit unverkennbarer Reibeisen-Stimme ins Mikrofon - eine Sicht, die seine Fans bei Standing Ovations teilten. [...]
29.06.2015 | OÖ Nachrichten
Angelika Kirchschlager, Theresa Grabner und Michael Schade brachten eine ausgewogene, tragisch-heitere Mischung auf den Domplatz.
Existenzielle Not und leichten Operettenzauber - beides vereinte die Klassik-am-Dom-Gala am Freitag mit Künstlern, die beides beherrschen: Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, Tenor Michael Schade und, als junges Talent an ihrer Seite, die Salzburger Sopranistin Theresa Grabner. Mehr als mit dabei: das Bruckner Orchester unter der Leitung von Florian Krumpöck, das den Abend mit der Ouvertüre von Beethovens Fidelio eröffnete. Auch die Vögel spielten mit, als Michael Schade die bange Angst des gefangenen Florestan spürbar werden ließ ? munter zwitscherten sie die Freiheit von den Bäumen.
Als Mozarts Cherubino begrüßte Angelika Kirchschlager das Publikum, um es unmittelbar darauf als laszive Carmen in deren Habanera zu verführen. In kollegialer Zurückhaltung ließ sie in Delibes? Blumen-Duett einer den Vorrang, die an diesem Abend aufhorchen ließ: Theresa Grabner mit ihrem strahlend klaren Sopran. Man darf sich freuen auf die Eliza in "My Fair Lady" beim heurigen Lehárfestival Bad Ischl.
Spätestens, als Michael Schade nach der Pause "Freunde, das Leben ist lebenswert" über den Domplatz schmetterte, war Wohlfühlstimmung garantiert. So gehörte der zweite Teil des Abends dem leichten Operettenzauber.
Von der Fledermaus, mit dessen Ouvertüre das Bruckner Orchester schwärmerischer Walzerseligkeit den Weg ebnete, über Lehár zu Robert Stolz und Kálmán spannte sich der Bogen, in dem Kirchschlager als lustige Witwe mit dem Publikum kokettierte, Grabner eine erfrischende Kostprobe ihrer Eliza bot und Schade mit "Dein ist mein ganzes Herz" den krönenden Abschluss setzte. Aufmerksam war die Zugaben-Variation: "Linz, nur du allein sollst die Stadt meiner Träume sein", worauf herzhaft mit dem Trinklied aus der Fledermaus angestoßen wurde. Charmant und souverän wie immer Moderatorin Barbara Rett, die dem Musiktheater Rosen streute: "Ich finde es fantastisch, was hier passiert."
15.06.2015 | NÖN
Kultur.Sommer.Semmering | Florian Krumpöck, aus altem Wiener Musikadel stammend, programmiert auf dem Zauberberg ein ganz neues, hochqualitatives Festival, das heuer durchstartet und nächstes Jahr auch lukullisch wird.
Nach diesem Wochenende mit den stundenlangen Übertragungen diverser royaler Ereignisse fragt man sich zwar, wieso hierorts der Adel abgeschafft wurde. Aber wer da Trost braucht, kann sich der Kunst widmen. Zum Beispiel bei Florian Krumpöck.
Dessen Großvater war Kontrabasses bei den Wiener Philharmonikern, der Vater Karl Cellist und Orchestervorstand der Wiener Symphoniker. Einer der Cousins spielt bei den Philharmonikern die Geige, ein anderer streicht bei den Symphonikern die Bratsche, die Mutter ist ausgewiesene Kunsthistorikerin. So stellt man sich typischen Wiener Musikadel vor.
Und wunders sich nicht, dass Florian Krumpöck auf der ganzen Welt gleich doppelt unterwegs ist, als Pianist - mit einem immensen, natürlich auswändig gespielten Repertoire zwischen dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach und den 32 Klaviersonaten und fünf Klavierkonzerten von Ludwig van Beethoven - und als Dirigent, derzeit als Chef des Sinfonieorchesters Liechtenstein.
Musik & Theater in der Pracht des Jugendstils
Jetzt hat sich ein drittes Standbein aufgetan, der Kultur.Sommer.Semmering, von 4. Juli bis 6. September, im geschichtsträchtigen Kurhaus. Das steht lange leer, spiegelt aber die Pracht des Jugendstils, auch in vielen Details, als wäre seither kein Tag vergangen. Und voll ist von dem, was man gemeiniglich Genius Lock nennt, waren doch etwa Arthur Schnitzler, Max Reinhardt, Franz Werfel, Alma Mahler und Gerhard Hauptmann zu gast. Doch wie kommt Krumpöck auf den Zauberberg?
"Als Peter Loidolt mit seinen Festspielen das Südbahnhotel verlassen musste, versuchte seit 2011 eine Gruppe engagierter Kunstfreunde, hier ein Festival aufzuziehen." Mit eher bescheidenem Erfolg, und das war wohl der Grund, dass man Krumpöck die Intendanz angeboten hat. "Für mich persönlich ist das finanziell ein äußerst riskantes Unternehmen und wahnsinnig viel Arbeit, ohne großes Team."
Das Erste, was Dirigent Krumpöck getan hat, war die Stornierung der sogenannten Taschenopern, also das Unternehmen, klassische Opern nur mit Klavier statt mit Orchester zu bespielen. Im nächsten Sommer startet er mit Giacomo Rossini durch. Das Konzept in aller Kürze: Fünf Sommer, fünf Einakter-Opern, fünf Haubenköche, die Rossinis Meisterrezepte zubereiten, fünf junge Autoren, die das lukullische Element in ein theatrales Konzept einbinden, also quasi das Vorspiel gestalten. Krumpöck: "Das klingt nach Event, aber wir leben in einer Eventkultur, und ich wehre mich nicht dagegen." Und er liebt selbst gute Küche, sucht im Restaurant stets Kontakt mit dem Koch.
"Meine Frau nennt mich deshalb Gastroterrorist."
Heuer geht es aber an die Wäsche, im Mittelpunkt steht eine Eigenproduktion von Arthur Schnitzlers "Reigen" und eine Reihe hochkarätiger Gastauftritte von Angelika Kirchschlager, Peter Simonischek, Roland Neuwirth, Heinz Marecek, Andrea Händler, Miguel Herz-Kestranek, Georg Breinschmid, Willi Resetarits, Matthias Schorn, Maria Bill oder Erwin Steinhauer.
03.06.2015 | Ostsee Zeitung
Der Wiener Florian Krumpöck (36), Ex-Chef der Norddeutschen Philharmonie Rostock, liebte es, sich mit ihr als Pianist und Dirigent zu präsentieren. Das ging diesmal im 9. Philharmonischen Konzert in Rostock nicht, denn die vorgesehenen Konzertstücke verlangten seine ganze Aufmerksamkeit als Pianist. So brachte er sich einen renommierten Gastdirigenten mit, seinen Mentor Michael Boder (55), Chef der Kopenhagener Oper.
Und der breitete ihm dann einen gut gewirkten Teppich aus, auf dem Krumpöck die virtuose Brillanz von Webers Konzertstück für Klavier und Orchester op. 79 und der "Burleske" von Richard Strauss darbieten konnte: hochkonzentriert, mit lyrischer Vertiefung [...]
17.05.2015 | Kurier
Kultur.Sommer.Semmering. Ein Neustart mit großartigen Künstlern
"Man hat mich gefragt, ich habe spontan ja gesagt, und jetzt geht es bald wirklich los", so Florian Krumpöck, der heuer erstmals als Intendant für den vormals künstlerisch eher brachliegenden Kultur.Sommer.Semmering verantwortlich ist. Mit "recht wenig Geld, aber sehr viel Herzblut" hat der Pianist und Dirigent sein erstes Jahr als Chef programmiert; als Spielorte dienen das geschichtsträchtige Kurhaus Semmering und das legendäre Hotel Panhans. Die Liste der Künstler, die zwischen 4. Juli und 6. September auftreten, kann sich sehen und hören lassen.
Eröffnet wird der Kultur.Sommer.Semmering von Angelika Kirchschlager, die mit Krumpöck am Klavier Lieder der Jahrhundertwende interpretieren wird. Auch andere Klassik-Stars geben sich im Laufe des Festival die Ehre: Wolfgang Bankl macht mit Freunden "Verrücktes von Klassik bis Jazz", Krumpöck selbst gibt einen Klavierabend, das Jess-Trio-Wien ist ebenso zu Gast wie ein Kammerensemble der Volksoper Wien oder der großartige Marionettenspieler Nikolaus Habjan mit dem ehrwürdigen Concilium musicum Wien.
Roland Neuwirth und seine Extremschrammeln feiern ihr 40-jähriges Jubiläum am Semmering, das fabelhafte Duo BartolomeyBittmann kommt, ebenso Georg Breinschmid und die Wiener Comedian Harmonists.
Für Freunde der Literatur gibt es ebenfalls viel zu erleben: So liest etwa Bijou Kovacs Fontanes "Effi Briest", Heinz Marecek setzt auf "Lachende Lyrik", Miguel Herz-Kestranek hat "Lachertorten mit Schlag" im Gepäck, Peter Simonischek und Brigitte Karner rezitieren Schnitzler, Maria Bill singt Piaf, Erwin Steinhauer erweckt "Dracula, Dracula!" zum Leben.
Reigen
Szenisch gibt es eine Produkttion von Schnitzlers Klassiker "Reigen", der die Besucher durch das gesamte Kurhaus führt und als "Publikumsverführung" konzipiert ist. Gespielt wird jeweils von Freitag bis Sonntag; die Kartenpreise sind bewusst erschwinglich gehalten.
07.05.2015 | Liechtensteiner Vaterland
Ein mitreissender Solist, Melodien mit Ohrwurm-Qualität und ein gut disponiertes Sinfonieorchester Liechtenstein (SOL) - damit machte Chefdirigent Florian Krumpöck das 2. Abo-Konzert "SOL im SAL" am Dienstagabend in Schaan zum Erlebnis.
Geheimnisvoll flüsterten die Klarinetten zu Beginn. Am Ende strahlten die Trompeten über einem glänzend musizierenden SOL. Eine reiche Palette an Klängen wie an Stimmungen servierte das SOL am Dienstagabend im Saal am Lindaplatz in Schaan an seinem 2. Abo-Sinfoniekonzert dieser Saison. Das Orchester stand diesmal unter der Leitung seines Chefdirigenten Florian Krumpöck. Gemeinsam erzeugten sie mit zwei gross angelegten sinfonischen Werken von Antonín Dvorak eine spannungs - geladene Atmosphäre, die sie von den ersten, mystisch verbrämten Tönen bis weit über den grandios- heraldischen Schlussakkord aufrechterhalten konnten. Im Mittelpunkt der ersten Programmhälfte stand dabei ein junger Solist, der eng mit dem Sinfonieorchester Liechtenstein verbunden ist: Kian Soltani gestaltete den Solopart in Dvoraks Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll, op. 104. Als Student an der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein wirkte er früher im Rahmen der Orchesterakademie des SOL in den Reihen des Orchesters mit. Am Dienstag kehrte er als brillanter Solist zurück.
Mitreissender Solist
Mit seinem satten, reich timbrierten und warmen Ton setzte Soltani entschlossen, beinah forsch, zupackend ein. In leicht spielerischem Gestus nahm er die Ideen auf, die das Orchester ihm in der Einleitung vorgeschlagen hatte. Vor sich hin sinnierend entwickelte der erst 24- Jährige die Themen im dichten Austausch vor allem mit den Bläsersolisten des Orchesters ? allen voran der hervorragende Stimmführer des Hornregisters, Viktor Praxmarer.
Im Adagio bewies Soltani grosse lyrische Qualitäten. Dem meditativen Grundton stellte er aufgewühlte Passagen gegenüber, verbunden mit beinah improvisatorischen Zügen. Der Schlusssatz wurde mit steigender Dramatik aufgebaut. Soltani erzählte rhapsodisch frei, aber unter der locker dargebotenen Leichtigkeit immer mit einem stetig brodelnden Feuer, das die Musik vorwärtstrieb. Die tiefe Verlorenheit des Verlusts, die ja in diesem Konzert mitkomponiert ist, neutralisierte er mit Disziplin und Konzentration auf motivische Klarheit. Dabei legte er selbst in den verträumtesten Momenten eine zielgerichtete Kraft an den Tag, deren Verve nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum mit sich riss.
Lebendige Gestaltung
War das Cellokonzert Dvoraks klingender Abschied von den USA, bildete seine Neunte Sinfonie seinen dortigen Einstand. Beide Werke brillieren mit farbenreichen Bläserpassagen. Beide Werke zeichnen sich durch einen starken folkloristischen Einschlag aus ? wobei die Frage offen bleibt, ob es böhmische oder originär amerikanische Volksweisen sein sollen. Gerade die exquisite Bläserbehandlung sorgt in Dvoraks Neunter für zahlreiche anschauliche Naturstimmungen. Der Dirigent schälte die kompositorischen Elemente plastisch heraus. Er animierte die einzelnen Musiker zu lebendigem Agieren, achtete aber auf akkurates Zusammenspiel. Gerade die Streicher setzten mit energisch einheitlichen Strichen organische Akzente aus dem Fluss und entsprechend gewürzte scharfe Punktierungen. Nur die leicht versetzten Walzertakte, die Krumpöck dirigierte, konnte das Orchester noch nicht restlos übernehmen.
Das Publikum im restlos gefüllten Saal des SAL honorierte die klangvolle Entwicklung, die das SOL in seinen jüngsten vier Jahren genommen hat, mit minutenlangen Ovationen. Aber auch ein Künstleragent aus London und ein Vertreter der Deutschen Grammophon-Gesellschaft aus Berlin hörten interessiert zu.
07.05.2015 | Volksblatt Liechtenstein
Volles Haus Romantik pur, und das im Doppelpack, gab es am Dienstag im ausverkauften grossen Saal des SAL. Das SOL brillierte mit zwei veritablen Saftschinken des berühmten böhmischen Komponisten Antonin Dvorak.
Dvorak ist währschafte Kost. Viel Gefühl, viel Gestus, tiefes Eintauchen in Herz und Gemüt. Und Dvorak kommt an. Das bewies der ausverkaufte Saal. Dass das SOL mittlerweile ein absolut vorzeigbares Nationalorchester Liechtensteins geworden ist, das man ruhig öfter auch als sympathischen Botschafter des Landes ins Ausland schicken sollte, wurde am Dienstagabend ebenfalls einmal mehr klar. Unter dem engagierten Dirigat von Chefdirigent Florian Krumpöck gaben sich die SOL-Musikerinnen und -Musiker genauso engagiert, dynamisch und wohltemperiert - das Publikum dankte mit Riesenapplaus.
Beeindruckender Kian Soltani
Einen raunenden, geheimnisvollen Anfang, der rasch zu tragischer Grösse anschwoll, setzte Dvoraks Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll op. 104. Die lange Introduktion bereitete die Spannung und geradezu den roten Teppich für den ersten Ausbruch von Kian Soltanis Cello als Solist, der sich ganz organisch nach einer orchestralen Aufwallung als Führungsstimme aus der Orchestergruppe erhob und die Musik einfach an der Spitze der Truppe anführte. Das ist das besonders Schöne an Dvoraks Cellokonzert: Er behandelt alle Instrumente gleichrangig als Mitwirkende und Mitwebende am Gesamtklang und -eindruck. Das Cello ist nur wie ein König Arthus der Anführer der Stimmen als Primus inter pares, der Herzog (=der vor dem Heer "herzog"), der seinen Truppen Mut macht zum Weitermarschieren, der sie anleitet, anfeuert, anführt, wie weiland Henry V. seine Engländer gegen die Franzosen in Agincourt. Ein solch aufgewühltes Klanggemälde bot am Dienstagabend Dvoraks gemütvoll-böhmisches, sangliches, sehnsüchtiges, drängendes und herzvolles Konzert für Cello und Orchester. Im ersten Satz "Allegro" kam Kian Soltanis intensiver, selbstbewusster und zugleich schwelgerischer Bogenstrich klar zur Geltung. Das Orchester in vollem emotionalen und dynamischen Einsatz untermalte, hintermalte den Cellisten, den Anführer des Klangs, wie eine mutige und zu allem entschlossene Truppe.
Der zweite Satz "Adagio ma non troppo" singt ein sehnsuchtsvolles Lied aus böhmischen Wäldern, Dörfern und Fluren. Es klingt immer wie Heimweh - egal ob man vor Ort oder weit weg von der Heimat ist. Aufwühlende Ausbrüche wechseln mit glutvoller Schwere. Der dritte Satz "Finale. Allegro moderato" bringt noch einmal die volle stolze Aufwallung und lässt dem Cello breiten Raum für sangliche Girlanden. Und wenn man glaubt, es ginge sich keine Steigerung mehr aus, folgt nach dem langen glutvollen Teppich plötzlich ein grandioses, kurzes, aufgewühltes Finale. Bravo. Der tosende Applaus des Publikums verlangte nach einer Zugabe.
Gefühlsgewitter
Dvoraks wohl berühmteste Sinfonie Nr. 9 "Aus der Neuen Welt" aufs Programm zu setzen, ist durchaus ein Wagnis. Denn dieses Werk kennen auch weniger klassikaffine Musikfans von einer der zahllosen Einspielungen mit grossen Orchestern. Duftig, stark, dynamisch, romantisch, sehnsuchtsvoll ist diese Sinfonie und das SOL musizierte ebenso behutsam wie aufbrausend, goss die Klänge in wirklich schön empfundenes Gefühl. Florian Krumpöck gilt als Chefdirigent an dieser Stelle ein grosses Lob, dass er die Interpretation bei aller Aufwallung so schlank und diszpliniert anlegte, wie Dvorak sie gemeint hat. Dvorak hätte es gefreut. Das Publikum - siehe Applaus - hat es sehr gefreut.
10.03.2015 | Ostsee Zeitung
Florian Krumpöck (36), in der vorigen Saison noch Chef der Norddeutschen Philharmonie Rostock, nutzt seine hiesigen Gastdirigate in dieser Saison, um in seiner Amtszeit unvollendet gebliebene Projekte fortzusetzen. Im 6. Philharmonischen Konzert musizierte er in der Personalunion von Pianist und Dirigent das Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 (1796) von Beethoven, setzte er den mit den gleichartigen Aufführungen des 3. und 4. Klavierkonzertes begonnenen Zyklus aller fünf Klavierkonzerte fort. Dagegen gesetzt die Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 54 (1939) von Schostakowitsch, die die Reihe der bisher von ihm hier aufgeführten 5., 7. und8. Sinfonie komplettierte.
Dazwischen gesetzt, gleichsam umden Abstand zu vergrößern, die erschütternde Trauermusik "Mahnmal für Lidice" (1943) des Exiltschechen Bohuslav Martinu. Das ergab ein Konzerterlebnis von einer ungewöhnlichen geistigen Spannweite, die Krumpöck mit einer intensiv musizierenden Norddeutschen Philharmonie beeindruckend ausschritt.
Das Beethoven-Konzert, in dem Krumpöck längst nicht mehr nur entweder dirigierender Pianist oder klavierspielender Dirigent, sondern tatsächlich beides, (sitzender) Pianist und (stehender) Dirigent war ? in gutem Zusammenspiel mit dem Orchester auf dem Weg von Mozart zum Konfliktbewusstsein des späteren Beethoven. Denheftigen Beifall des Publikums beantwortete er mit einer interessanten Liszt-Zugabe.
Den Höhepunkt des Abends bildete die häufig unterschätzte Schostakowitsch-Sinfonie. Ihr fehlt der Kopfsatz und eigentlich auch ein sinfonisches Finale; sie besteht nur aus einem überdimensionierten Largound zwei knappen Scherzi. In ihr stehen sich Leid und Freude, unvermittelt und unaufgelöst durch einen sinfonischen Prozess, als Grundkonstanten jeglicher menschlichen Existenz gegenüber.
Krumpöck gestaltete sie eher als persönliches Bekenntniswerk denn als "Existenzwerk", als musikalischen Ausdruck der Lebenssituation des Komponisten. So ließ er das Largoals eine erschütternde gedankentiefe Meditation über das Leiden musizieren, die Scherzi nicht als Ausdruck fragiler Freude, sondern karikaturistisch demaskiert, mit bösem Kichern, schneidender Heiterkeit und einem geradezu niedertrampelnden Galopp.
24.02.2015 | Potsdamer Neueste Nachrichten
Lehrer und Schüler in bester Runde vereint ? der Nikolaisaal machte es am Sonntagnachmittag möglich, dass Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven ein gemeinsames Podium bekamen. Die Brandenburger Symphoniker musizierten diesmal unter der Leitung von Florian Krumpöck, der seit Kurzem Chefdirigent des Sinfonieorchesters des kleinen Fürstentums Liechtenstein ist. Krumpöck ist nicht nur ein renommierter Dirigent, sondern auch ein großartiger Pianist. Somit übernahm er bei "Klassik am Sonntag" beide Rollen.
Als weiterer Gast war rbb-Kulturradio-Moderator Clemens Goldberg traditionsgemäß mit von der Runde, der sich mit dem Pianisten und Dirigenten bestens unterhielt. So unter anderem über die Konstruktion der gespielten Werke, über ihr thematisches Material, die formale Struktur und den Rhythmus. Natürlich kam auch die Anfrage an Krumpöck, warum er am Flügel mit dem Rücken zum Publikum sitze. "Weil es zur Zeit Haydns und auch noch Beethovens üblich war, ohne Dirigenten zu musizieren. Dessen Arbeit übernahm der Pianist oder der Konzertmeister", erzählte der gebürtige Österreicher. Gute Teamarbeit zwischen Solisten und Orchester sind hierbei natürlich besonders gefordert, die man im Konzert beobachten konnte.
Zwei Kompositionen kamen zur Aufführung: Joseph Haydns Klavierkonzert D-Dur op.21, das ursprünglich für Cembalo geschrieben wurde und sich für die Aufführung auf dem Hammerklavier vorbereitete, sowie das Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 von Ludwig van Beethoven. Die Konzerte für Tasteninstrumente, die Haydn als Hofkapellmeister der Fürsten Esterházy komponierte, sind weniger bekannt. Darum gestalten sie sich immer noch zu Neuentdeckungen. So auch das helle und lichte Klavierkonzert in D-Dur. Florian Krumpöcks Haydn-Spiel war zwar von edler Anmut gekennzeichnet, doch auch den Schalk des Komponisten lässt er mit einfließen, vor allem im Finale, das von volksliedhaften Elementen geprägt ist. Bei nie abreißendem Augenkontakt zu den Orchestermusikern gestaltete sich das Zusammenspiel mit den Brandenburger Symphonikern sehr sicher. Man erreichte eine fantastische Symbiose.
Bei Beethovens 1. Klavierkonzert kannte sich das Publikum natürlich besser aus, gehört es doch zu den immer wieder gern gehörten Kompositionen der großen Klassik-Konkurrenz. Das Orchester hat hierbei mehr eigenständige Aufgaben zu bewältigen als bei Haydn. Beethoven, der Unterricht bei dem Altmeister nahm, wollte, wie Clemens Goldberg mitteilte, hörbar machen, was in Sachen Klavierkonzert alles möglich sein kann. Bei Ludwig van Beethoven gebe es nicht mehr, wie der Moderator betonte, die kleinen rokokohaften Gesten wie bei Haydn, obwohl in dem Werk der Geist seines Lehrers und auch Mozarts noch atme. Man finde bereits Auseinandersetzungen mit Menschheitsfragen, die sich bei dem Komponisten später noch verstärken sollten. Nach der festlichen Orchestereinleitung verdichtete sich der erste Satz, ein Allegro con brio, durch das quasi improvisatorische Fortspinnen des Soloinstruments. Das poesievolle Spiel von Florian Krumpöck im anschließenden Largo war hinreißend schön und das abschließende Allegro Scherzando geriet quicklebendig. Des Pianisten klarer, niemals scharfer Ton ergänzte sich wunderbar mit dem vital federnden und warmen Klang der Brandenburger Symphoniker.
Das Publikum im Nikolaisaal war sehr angetan von den Interpretationen und gegenüber allen Mitwirkenden sehr beifallsfreudig. Die Begegnung mit Florian Krumpöck sollte nicht die letzte sein und die mit den Brandenburger Symphonikern könnte sich in Potsdam häufen.
23.02.2015 | Märkische Allgemeine
Der Pianist sitzt mit dem Rücken zum Publikum. Somit hat er vom Flügel einen guten Augenkontakt zu den Orchestermusikern. Er ist nicht nur Solist, sondern zugleich auch Dirigent. Man muss also, wenn beste musikalische Qualität zu erreichen sein soll, sich als gute Teamspieler erweisen. Erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration sind gefragt. Die Brandenburger Symphoniker luden den österreichischen Pianisten und Dirigenten Florian Krumpöck zu einem Gesprächskonzert in das Theater in der Grabenstraße ein. Mit Krumpöck , der Chefdirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein und gefragter Klaviersolist ist, kam auch der Kulturradio-Moderator Clemens Goldberg nach Brandenburg. Sie unterhielten sich weniger über die Geschichte der Klavierkonzerte, die auf dem Programm standen, geschweige über deren Komponisten Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, sondern über die Besonderheiten der Werke. Da hatte man deren Konstruktion im Blick: das thematische Material, die formale Struktur, den Rhythmus und die Harmonie. Doch man erfuhr auch, dass sich Dirigate in Funktion und Gestalt, wie man sie heute kennt, erst im 19. Jahrhunderts durchsetzten. So leitete Florian Krumpöck die Brandenburger Symphoniker vom Flügel aus. Zunächst das Klavierkonzert D-Dur op.21 von Joseph Haydn. Relativ selten stehen die Konzerte des Hofkapellmeisters der Fürsten Esterhazy auf den Programmen. Das Schöne daran ist aber, dass sie nicht so ausgeleiert sind wie die Weltberühmtheiten der Klassik-Konkurrenz. Vielleicht stellen sie auch nicht so hohe Ansprüche an den Pianisten, weil das exzessive Ausleben der Emotionen dem Komponisten bis dato noch fremd war. "Doch das technische Niveau des Klavierkonzerts ist so hoch, dass es wohl dennoch von «höheren Töchtern» nicht bewältigt werden kann", bemerkte Clemens Goldberg.
Den Pianisten und die Symphoniker zu hören, war am Samstagabend eine wahre Wohltat für die Ohren. Wunderbar wenig anstrengend gestaltete sich das Genießen der nie auftrumpfenden Virtuosität des Klavierkonzerts von Haydn. Krumpöck verstand es, sich auf die Anforderungen einzustellen, den Witz und die extrem sprühende Agogik der Ecksätze auszudeuten. Die Symphoniker agierten punktgenau, folgten dem Pianisten agil in jede Richtung und vermochten die Feinheiten in feinsinnigen Klang umzusetzen.
Florian Krumpöck ist ein virtuoser Pianist, der er bei den Haydn- und Beethoven-Konzerten in jeder Hinsicht auch sein muss. Im 1. Klavierkonzert C-Dur op. 15 von Ludwig van Beethoven gibt es nicht mehr, wie Goldberg betonte, die kleinen rokokohaften Gesten wie bei Haydn. In seiner Musik fände man bereits Auseinandersetzungen mit Menschheitsfragen, die bei Beethoven sich dann verstärken sollten. Auch das Orchester habe mehr eigenständige Aufgaben zu bewältigen. Krumpöck hat auch bei Beethoven alles unverkrampft im Griff, sein solistisches Spiel und die Symphoniker. So wurde der erste Satz als stolzer Marsch musiziert, der sich durch das quasi improvisatorische Fortspinnen des Soloinstruments immer mehr verdichtet. Der zweite Satz berührte durch seine Empfindsamkeit und im Finale war tänzerische Ausgelassenheit angesagt. Das Publikum im nicht ausverkauften Theater bedankte sich bei Krumpöck und den Symphonikern mit enthusiastischem Beifall und Bravorufen für ein außerordentliches Konzert.
19.01.2015 | Ostsee Zeitung
Orchester gastierte im Großen Festspielhaus vor 2000 Gästen im Abonnements-Zyklus "Die große Sinfonie".
Ein Auftritt im Großen Festspielhaus von Salzburg ist in der Vita eines jeden klassischen Musikers ein dicker Pluspunkt. Einen solchen können sich nun auch die Norddeutsche Philharmonie Rostock und ihr ehemaliger Chef, der Wiener Dirigent Florian Krumpöck (36) anheften.
Vorige Woche gaben sie dort, wo sommers die Events der Salzburger Festspiele stattfinden, ein erfolgreiches Gastkonzert. Das verwöhnte Salzburger Publikum dankte mit langanhaltendem Beifall, in den sich begeistertes Fußgetrappel mischte, so dass eine zugkräftige Zugabe spendiert werden musste.
Das Konzert im Abonnements-Zyklus "Die große Sinfonie" taktete sich in den reichhaltigen musikalischen Salzburger Alltag ein. Da fand sich die Rostocker Philharmonie in bester Gesellschaft: Nach ihr gastiert das Kölner Gürzenich Orchester, Anfang Februar das Konzerthaus-Orchester Berlin unter Michael Sanderling.
Als "große Sinfonie" hatte Krumpöck die gefühlsmächtige und wirkungsvolle, melancholisch durchtränkte "Fünfte" von Tschaikowski ausgewählt, in der er die Philharmonie, ohne pompöse emotionale Aufpolsterung mit großem sinfonischen Atem spielen ließ. Voran gestellt war das Violinkonzert (1940) von Aram Chatschaturjan, dessen polyrhythmische und exotisch-melodische Reize die Salzburger Geigerin Christine Maria Höller (36) mit souveräner Virtuosität und Musikalität zur Geltung brachte - und auch sie kam nicht ohne Zugabe davon.
[...]Angespornt durch den imponierenden Saal und seine hervorragende Akustik, herausgefordert durch 2000 Zuhörer, enthusiasmiert durch einen vorzüglichen Dirigenten, der sie und ihre Stärken bestens kennt, musizierte die Philharmonie an ihrer obersten Leistungsgrenze, mit schöner homogener Klangkultur und einer beeindruckenden hingebungsvollen gemeinschaftlichen Intensität. Internationale Imagepflege und Teambuilding zugleich, in denen das Orchester erleben konnte, wie gut es eigentlich ist. Krumpöck fand, dass die Musiker schier Unglaubliches geboten hätten und er resümierte: "Dieses Konzert wird uns immer in Erinnerung bleiben".
13.12.2014 | Norddeutsche Neueste Nachrichten
Ex-Chefdirigent Florian Krumpöck liefert beim 4. Philharmonischen Konzert ein äußerst überzeugendes Gastspiel ab
Das letzte Konzert der vergangenen Saison hatte Florian Krumpöck in Rostock noch als Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie geleitet. Zum 4. Philharmonischen Konzert lud ihn die Philharmonie nun zum Wochenbeginn als Gast ins Große Haus des Volkstheaters ein. Mit ihm kam die Geigerin Christine-Maria Höller aus Salzburg. Sie spielte den Solopart im Violinkonzert d-Moll von Aram Chatschaturjan.
Ihr Auftritt hatte einen leicht verspielten Anschein: ein langer dunkler Haarschwanz fiel über ein raffiniert in Falten gelegtes Abendkleid und endete in fein gedrehten Lockenspitzen. Doch musikalisch gab sie sich ganz anders. Energisch formte sie die Abläufe, forderte ihr Instrument aufs Ganze und steigerte sich bis zum Finale in ein furioses Feuer hinein. Da waren einige Bogenhaare, die ihrem kraftvollen Strich nicht Stand hielten und zerrissen. Mit dieser drängenden Kraft legte sie die folkloristischen Strukturen des Werkes offen, ließ ihr Instrument im Mittelsatz intensiv singen und warf sich in den Ecksätzen geradezu angriffslustig in jede Soloattacke. Andererseits vermochte sie mit sicherer Technik und virtuosem Spiel die satten Farben und berauschenden Düfte zu vermitteln, die der vom Kaukasus herkommenden Melodik und Rhythmik innewohnen.
Auch im begleitenden Orchesterpart ließ Dirigent Krumpöck die Musik tanzen, stampfen und wirbeln, singen und trällern. Es ging ein Enthusiasmus, eine euphorische Spielfreude von dieser Musik aus. Nur gelegentlich hatte man das Gefühl, dass das Orchester sich der Solovioline klanglich zu aufdringlich näherte.
Im zweiten Teil des Abends stand die 9. Sinfonie e-Moll "Aus der neuen Welt" auf dem Programm, die Antonín Dvorák in Amerika komponierte. Den Kopfsatz fügte der Dirigent aus sehr unterschiedlichen musikalischen Charakteren zusammen, die sich auch im Tempo stark voneinander absetzten. Daraus entstand eine innere Unruhe, ohne auf ein richtiges Ziel hinzuführen. Vielmehr bekam das Ganze eine Art undomestizierter Wildheit, die in einem überraschend zornigen Schluss gipfelte. Dazu wirkte der langsame zweite Satz wie ein Gegenstück. Mit großer Ruhe ließ Krumpöck die Linien ausmusizieren. Doch nirgends fiel die Musik ob dieser Ruhe auseinander. "Wahnsinn!" hauchte jemand im Parkett. Eine andere Stimme rief ein lautes Bravo in den Beifall.
28.11.2014 | Volksblatt Liechtenstein
Hochkarätig - Im Beisein des Landesfürsten, seiner Gattin, des Erbprinzen, IKH Sophie und des Landtagspräsidenten Frick fand im Schaaner SAL das ausgezeichnete Konzert zu Ehren Josef Gabriel Rheinbergers anlässlich seines 175. Geburtstages statt.
Zwei europäische Regierungen dürfen sich als Organisatoren des Konzerts bezeichnen ? jene des Freistaates Bayern und die Liechtensteins. Die Schirmherrschaft wurde dementsprechend von zwei Ministern, Ludwig Spaenle und Aurelia Frick übernommen. Auf der Bühne standen zwei Gruppenhelden, und zwar der Madrigalchor der Münchner Hochschule für Musik und Theater und Sinfonieorchester Liechtenstein, kurz "SOL" genannt. Sie hatten ein ausgewogenes, stimmungshaft perfektes Programm vorbereitet, in dem der Vaduzer Komponist als Klammer diente. Das erste und letzte Stück stammten aus Rheinbergers kreativer Feder.
Lieder und Sinfonie Rheinbergers
Zum Text Julius Sturms komponierte der inspirationsbeflügelte liechtensteinische Tonsetzer acht Lieder. Sie haben ihren sicheren Platz in der Tradition der deutschen Liederliteratur. Der bayerische Chor unter Martin Steidler führte alle Teile perfekt und diszipliniert aus. Die technische Qualität, Diktion und Klarheit des Chors sind unübertrefflich. Das begeisterte Publikum hörte kontrastiv Optimismus, Kirchenglocken am Abend, Triumph der Jugend, Gewitter und überraschenderweise ein Rose-und-Nachtigall- Motiv "bol o bulbul" aus der persischen Dichtung: Die Nachtigall, die sich in die Rose verliebt. Ein Topos, der nachher Karriere in anderen Zivilisationen machte.
Das heimische Orchester, hervorragend von Florian Krumpöck geleitet, präsentierte eine tadellose Version der Sinfonie Nr. 1 "Wallenstein" Rheinbergers. Der damals junge Tonkünstler liess sich vom Münchner Maler Carl von Piloty inspirieren und so entstand ein "Sinfonisches Tongemälde", dessen Premiere genau vor 148 Jahren stattfand. Abstrakt vermochte der Komponist militärische Töne, Ruhe vor den Schlachten, Kampfsiege und den brutalen Tod des böhmischen Aristokraten und Generals Wallenstein balladenhaft und episch mittels reifer und adäquater Instrumentation, durchdachter Variationen zum Hauptthema und kontrastiver Akzente im gesamten Klangkörper darzustellen.
Programmmusik aus Deutschland
Noch vor der Pause hörte das dankbare Publikum das kontrastvolle Oeuvre des Ludwig van Beethoven "Meeresstille und glückliche Fahrt". Erneut glänzten die Gäste und Gastgeber in diesem Paradebeispiel gelungener Harmonie zwischen Textbasis und Musik. Ein Crescendo zerbricht plötzlich die Anfangsstille. Das Stück ist ein Symbol unserer Lebensfahrt mit positivem Schluss "Schon seh? ich das Land!". Dramatische klangvolle Dialoge führte der Chor mit Soli (Alt, Sopran und Bass) im romantischen Stück Robert Schumanns "Requiem für Mignon". Ein hervorragendes vokales und instrumentales Zusammenwirken aller auf der Bühne! Man kann nur am Ende allen Beteiligten herzlich danken und den Textautor zu diesem Musikopus, also Johann Wolfgang von Goethe, zitieren: "Seht die mächtigen Flügel doch an! Seht das leichte reine Gewand! " So präsentierte sich die zarte Musikmaterie am unvergesslichen Genussabend.
28.11.2014 | Liechtensteiner Vaterland
Ein ganzer Konzertabend mit Stücken des liechtensteinischen Komponisten Josef Gabriel Rheinberger war am Mittwochabend im SAL zu geniessen. Zu hören waren zum Abschluss des Jubiläumsjahres 2014 einige seiner selten aufgeführte Werke.
Wenn ganz Schaan keine freien Parkplätze mehr aufweist, dann muss etwas Besonderes los sein. Und das war es auch: Die Crème de la Crème aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft versammelte sich, um den Klängen des Sinfonieorchesters Liechtenstein und dem zauberhaften Gesang des renommierten Madrigalchors aus München zu lauschen. Anlässlich des 175. Geburtstags von Josef Gabriel Rheinberger studierten die beiden Formationen selten aufgeführte Werke des grossen Liechtensteiner Komponisten ein, der als Professor am Münchner Konservatorium tätig war und 1877 zum Hofkapellmeister am bayrischen Königshof ernannt wurde.
Fürstliche Widmung
Regierungsrätin Aurelia Frick, gemeinsam mit dem bayrischen Staatsminister Ludwig Spaenle vom bayrisch-liechtensteinischen Gemeinschaftsprojekt Schirmherrin, widmete das Konzert ? wie es bereits Rheinberger zu tun pflegte ? dem durchlauchten Landesfürsten. Das Geschenk zum 25. Thronjubiläum wurde genau auf den Tag gelegt, an dem 148 Jahre zuvor Rheinbergers erste grosse Sinfonie "Wallenstein" im Münchner Odeon uraufgeführt wurde. Und so zählte die Wiederaufführung dieses grossen Werks auch zum Highlight des Abends. Heute weitestgehend aus dem Konzertsaal verschwunden, gehörte es in den zwei Jahrzehnten nach der Uraufführung zu den erfolgreichsten und meistgespielten neuen Sinfonien.
Ausgezeichnete Qualität
Der gemischte Madrigalchor von der Hochschule für Musik und Theater München unter der Leitung von Professor Martin Steidler bewies gleich zu Beginn sein Können. Mit einer unglaublichen Stimmvariation und einer klaren Aussprache begeisterten sie das Publikum. Eine schöne Seltenheit, die man hierzulande nicht oft zu hören bekommt, war der grosse Anteil an jungen Sängern im Münchner Madrigalchor. "In Sturm und Frieden" hiessen Rheinbergers acht Gesänge für den A-cappella-Chor, die sie als Einstimmung in den Abend zum Besten gaben. Die überwiegend besinnliche Literatur passte hervorragend in die Weihnachtszeit. Bei den Liedern mit den Titeln wie "die Wolken", "die Quelle", "Gewitter" oder "Herbstlied" kam die Naturverbundenheit Rheinbergers gut zum Ausdruck. Hervorstechen in Abwechslungsreichtum und Schönheit konnte das träumerische Stück "und dennoch singt die Nachtigall".
Wallensteins Lager
Beethovens "Meeresstille und glückliche Fahrt" überzeugte durch die perfekte Harmonie zwischen Orchester und Chor. Die stille Anfangssequenz, untermalt mit pizzicato, erinnerte an die mystische Schönheit gregorianischer Gesänge. In Robert Schumanns "Requiem für Mignon" brillierten vier Solistinnen und ein Solist mit klarem, betörendem Gesang und einer stimmlichen Präzision. Nach der Pause stand Rheinbergers berühmtestes Werk "Wallenstein" auf dem Programm. Leidenschaftlich dirigiert von Florian Krumpöck präsentierte das Sinfonieorchester das gehörfällige Stück mit Bravour. Das Allegro überzeugte mit fulminanten, den Saal mit Klängen erfüllenden Parts, wohingegen das Andante "Thekla" tanzend-leicht über die Bühne ging und vom Schwanensee träumen liess.
"Wallensteins Lager" stach mit den Klägen eines Triangels und Flötensolis hervor, dessen Tempo sich ins schier Unendliche steigerte. "Wallensteins Tod" sorgte für einen tragisch-romantischen Abschluss. Liechtenstein Marketing und das Ministerium für Äusseres und Kultur scheuten keine Mühe und sorgten für einen unvergesslichen Abend. Ebenso im Gedächtnis bleiben dürfte den Liechtensteinern der Name Rheinberger nach den zahlreichen Ehrungen im Jubiläumsjahr.
24.11.2014 | Liechtensteiner Vaterland
Der Rathaussaal in Vaduz hat schon «gewöhnlichere» Konzerte erlebt. Etwas aus der Reihe war am Sonntagmorgen ein Kammerkonzert, das zwei Komponisten zusammen auf die Bühne holte, die eigentlich nicht harmonieren und die man nicht aus der Kammermusik kennt.
Als gelungenes Experiment konnte am Sonntag das Konzert im Rathaussaal in Vaduz gelten: Beim 4. Abo-Kammerkonzert «erlebe SOL» glänzte ein Quartett des Sinfonieorchesters Liechtenstein mit einem «Vereinigungskonzert». Dabei wurden die Zeitgenossen Richard Strauss und Gustav Mahler musikalisch zusammengeführt.
Eher unbekannt
Sicher, jeder kennt Strauss und Mahler. Weitgehend unbekannt aber ist, dass sie in ihren jungen und musikalisch teilweise wilden Jahre auch für Kammermusik komponierten. Das Klavierkonzert in c-Moll, op. 13 von Strauss und der Quartettsatz für Klavier und Streicher in a-Moll von Mahler zählen zu diesen weniger bekannten Stücken.
Irgendwie kennt man diese Stücke aber. Sie klingen ähnlich, sind aber verschieden. Sie beide erinnern an Brahms, den Mahler als auch Strauss in ihrer frühen Zeit verehrten. Damit enden die Gemeinsamkeiten.
Man spürt hier schon die späteren musikalischen Auffassungen. Breit, episch und ausgreifend Mahler. Anders Strauss, opernhaft und sinfonisch dichtend. Mahlers Musik mehr introvertiert, Strauss hingegen fast schon extravagant und extrovertiert. Bei beiden merkt man aber noch etwas «Unfertiges» und Unbekümmertes. Und genau das war es auch, was die vier Musiker einfühlsam auf der Bühne umsetzten. Florian Krumpöck (Chefdirigent SOL) am Klavier, Marin Maras mit der Violine (2. Stimmführer SOL) , Adrien Boisseau (Student an der Liechtensteiner Musikakademie) an der Viola und Marie Spaermann mit dem Violoncello (Stimmführer Violoncello SOL).
Alle vier noch so jung, dass sie das Rebellische, das jugendlich Aufmüpfige der Komponisten ? beide schrieben die Stücke im Alter von etwa 16 Jahren ? nachfühlen und auch auf ihre Weise interpretieren konnten
Fast schon psychedelisch
In den zehn Minuten von Mahlers Kammermusik ? der komplette Notensatz ist nicht mehr vorhanden ? lassen die Vier anklingen, was auch beim späten Mahler immer mitschwingt. Eine stetige Wiederholung des Themas, wobei das Klavier nur scheinbar den Streichern die Führung überlässt. Harmonisch klingt das Stück unfertig und unwirklich, ja fast schon psychedelisch. So ist es nicht verwunderlich, wenn man es als Soundtrack des Films «Shutter Island» wiedererkennt. Anders das Klavierkonzert von Strauss. Vom Allegro und Scherzo über das Andante bis hin zum Finale Vivace. Die Musiker lassen die Zuhörer spüren, dass Strauss in seiner Musik die Gefühle nach aussen kehrt, ganz offensiv, nahezu aggressiv. Die vier jungen Musiker lassen die Zuhörer spüren, dass Strauss mit dem Stück auch seine Pubertät umsetzt, nichts ist wirklich fertig, er jongliert irgendwie mit den Harmonien. Dabei lässt er aber nichts fallen, es hat alles Strukturen, auch wenn sie manchmal konfus erscheinen. Mit dem Konzert gelang auch etwas scheinbar Unmögliches: Nicht nur eine musikalische Zusammenführung zweier gegensätzlicher Charaktere sondern auch, Strauss und Mahler auch für ihre Kammermusik zu würdigen. Für das SOL vielleicht ein Anreiz mehr, solche Experimente zu machen.
25.06.2014 | Ostsee Zeitung
Das letzte Rostocker Philharmonische Konzert der Saison war zugleich das letzte der etatmäßigen des GMD Florian Krumpöck (35). Nach nur zweijähriger Amtszeit wurde sein Vertrag nicht verlängert. Künstlerische Gründe können dafür nicht ausschlaggebend gewesen sein, wie dieses Konzert schlagend und nachhaltig bewies.
Der erste Teil grüßte den 150. Geburtstag von Richard Strauss. Zunächst mit dessen früher sinfonischer Dichtung Don Juan op. 20 (1889). Krumpöck nahm die glühende Sinnlichkeit eher mit derber Virilität, nicht verführerisch, sondern eroberungssüchtig: Erotik nicht als elegantes Spiel, sondern als todernste
Sache, die auch ziemlich anstrengend ist. Solcherart Sinnlichkeit führte - wie zu hören war - nicht ins Glück, auch nicht (wie bei Mozart) in die Hölle, sondern in die schale Resignation, der Krumpöck aber ein paar "strafende" Untertöne gab. [...]
Ihre wahre künstlerische Intensität und Leistungskraft offenbarten Dirigent und Orchester dann mit der Großen C-Dur-Sinfonie (1826) von Franz Schubert. Die Philharmoniker gelangten klanglich [...] ins gewohnte Fahrwasser und musizierten hingebungsvoll.
So konnte Krumpöck eine spannungsgeladene, klanggesättigte Gestaltung leisten, die den geistigen Anspruch des Werkes ungeschmälert auf das Publikum übertrug. Dabei machte er den zweiten Satz zum sinfonischen Zentrum, in demsich die Melodie, changierend zwischen ruhigem Glück und zarter Wehmut, heftiger Bedrohungen zu erwehren hat und doch nur ein labiles Gleichgewicht erreicht. Der erste Satz mit seinem Aufbruch aus besonnten Gefilden zu entschlossener Tatkraft erschien so als Hinführung zum sinfonischen Konflikt, der im dritten Satz nur in der anderen Beleuchtung des Humorvollen
erschien, ehe er sich im Finale in einer nicht enden wollenden Zuversicht auflöste.
Minutenlange stehende Ovationen waren der Dank dafür - und nicht nur dafür.
22.05.2014 | Volksblatt Liechtenstein
Am Dienstagabend präsentierte das SOL unter der Leitung seines Chefdirigenten Florian Krumpöck Werke von Weber, Mozart, Bruch und Schubert (in Fortführung des Zyklus).
Höhepunkt des Abends war zweifellos die Begegnung mit zwei französischen Meistern ihrer Instrumente - dem Flötisten Philippe Bernold und dem Harfenisten Emmanuel Ceysson. Sie widmeten sich mit Wohllaut und Eleganz dem berühmten Konzert für Flöte, Harfe und Orchester in C-Dur, KV 299, des Salzburger Meisters Mozart. Das SOL beeindruckte einmal mehr durch streng geforderte Präzision und homogenen Klang, permanentes Verdienst des Chefdirigenten Florian Krumpöck.
Die populäre Ouvertüre zu Webers "Freischütz" eröffnete das 2. Abo-Konzert. Der Dirigent liess bei der Ouvertüre mit ihren Aufschwüngen keinen Zweifel daran, dass es im "Freischütz" mit Max, Kaspar, Samiel und Co. hochdramatisch zugeht.
Flöte und Harfe und auch Cello ...
Zwei weltbekannte französische Musiker, der Flötist Philippe Bernold und der Harfenist Emmanuel Ceysson, beide mit wichtigen Preisen ausgezeichnet und in allen grossen internationalen Konzertsälen mit namhaften Partnern präsent, spielten nach Weber das populäre Mozart-Opus KV 299 mit ungemein sensibler
Harmonie der beiden Instrumentalstimmen - Bernolds schwebender Flötenton, Ceyssons luzides Klanggeflecht auf den Harfensaiten - gipfelnd im beschwingten Rondeau-Allegro. Krumpöck und das Orchester trugen die beiden sympathischen Herren "auf Händen" mit. Eine sanfte Zugabe als Dank für den Publikumsjubel, an dem auch Landesfürstin Marie beteiligt war.
Der beim "SOL im SAL" traditionelle hochbegabte "Young Artist" war diesmal Chiara Enderle; eine mit 22 Jahren schon sehr reife Cellistin aus
Zürich mit etlicher Konzerterfahrung und Meisterschülerin des bedeutenden Cellisten Steven Isserlis. Im Februar 2014 hat sie beim "Next Generation 4. Classic Festival Bad Ragaz" erfolgreich mitgewirkt. Beim bekannten "Kol Nidrei" (Adagio nach hebräischen Melodien) für Violoncello und Orchester, op. 47,
von Max Bruch (1838?1920) liess die junge Solistin Chiara die spätromantische Melodik Max Bruchs in opulenter Schönheit aufblühen.
Schuberts "Unvollendete"
Ältere Konzertbesucher erinnern sich noch gern an eine eindrucksvolle Interpretation dieses wohl populärsten Konzertsaal-Hits Franz Schuberts durch das SOL unter der Leitung seines Gründers Albert Frommelt. Nun stand Florian Krumpöck am Pult, um das (nur !?) zweisätzige Schubert-Opus zu dirigieren. [...] Der zweite Satz, ein erdentrücktes Andante, atmete dank Krumpöcks hier sensibler Pianokultur echt Schubert'sche, schliesslich in Pianissimo ersterbende Melancholie.
22.05.2014 | Liechtensteiner Vaterland
Mit eher trockenen Buchstaben (SOL im SAL) ist das zweite Abo-Sinfoniekonzert angekündigt worden, das am Dienstag die Abonnenten begeisterte und bei ihnen ein unbeschreibliches Glücksgefühl hinterliess.
Im Jahre 1988 gründeten liechtensteinische Musiker und Musikfreunde das "Liechtensteinische Kammerorchester", welches heute den Namen "Sinfonieorchester
Liechtenstein" trägt und integraler Bestandteil im Kulturleben des Landes ist. Die Anwesenheit der Landesfürstin verlieh dem aktuellen Konzert besonderen Glanz.
Spannungsgeladener Auftakt
Betreut und geführt wird das Sinfonieorchester Liechtenstein vom Chefdirigenten Florian Krumpöck, ein international gefeierter
Pianist und jetzt Dirigent. An diesem Konzertabend führte er ? mit vollem Körpereinsatz ? das Orchester vom "summenden, flirrenden Geflüster der
Streicher" durch gewagte Pausen, runden Piani bis hin zu gewaltigen Fortissimi. In diesem typischen Modus gelangte als Erstes die Ouvertüre der Oper
"Der Freischütz" von Carl Maria von Weber zur Aufführung. Spannungsgeladen, gespenstisch erzählt das Werk von reiner Liebe, teuflischer Versuchung,
biedermeierlicher Scheinmoral und göttlicher Güte.
Begnadete Solisten
Mit hohem, international anerkanntem Niveau begeisterten Philippe Bernold (Querflöte) und Emmanuel Ceysson (Harfe) mit dem Konzert für Flöte und Harfe
und Orchester in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart das Publikum. Das Doppelkonzert ist dreisätzig angelegt. Ein heiteres Allegro eröffnet mit Dialogen
der beiden Soloinstrumente. Beim melodienreichen Andantino hält sich das Orchester zurück und auf die Bläser wird ganz verzichtet. Nach kurzen, leisen Streichereinheiten greifen die Solisten das Hauptthema auf und variieren es mit grossem technischen und ausdrucksvollen Können. Der Gedankenreichtum
dieses Werkes wird von den beiden Künstlern in Läufen und Intervallen umgesetzt, was vom Publikum mit begeistertem Beifall belohnt wurde. Nach einer Pause, die zur Verarbeitung dieses Überangebotes an bezaubernder Musik nötig war, kam Max Bruchs "Kol Nidrei" für Violoncello und Orchester zur Aufführung. Solistin war Chiara Enderle, die bereits Erfahrungen und Preise im In- und Ausland sammeln konnte. Sie ist 1992 in Zürich in einer Musikerfamilie geboren. Das 1881 in Liverpool von Max Bruch komponierte Adagio für Violoncello und Orchester hat die junge Künstlerin mit Hingabe und persönlich modulierter Brillanz gespielt.
Höhepunkt und Abschied
Zum Abschluss des Konzerts erklang die Sinfonie Nr. 7 in h-Moll, die "Unvollendete" von Franz Schubert. Das zweisätzige Werk wird als Meilenstein auf dem Weg zur Selbstfindung Schuberts bezeichnet. Nach liedhaften, lyrischen Momenten folgt im zweiten Satz über dem Gemurmel der Geigen und einem Stillstand der Musik ein dramatisches Tutti. Dieses Piano und Forte wiederholt sich einige Male, vermittelt aber ein ruhiges Gefühl der Innigkeit und des
Glücks. Nach langem Beifall hat sich das Publikum nach diesem "vollendeten" Genuss der "Unvollendeten" auf den Nachhauseweg begeben.
04.05.2014 | Märkische Allgemeine
Der Wiener Florian Krumpöck ist ein gefragter Mann. Als Pianist und Dirigent. Zwischen Liechtenstein und Rostock reist er hin und her, um bei den dortigen Sinfonieorchestern die Chefpositionen auszufüllen. Nun war er am Wochenende als Solist bei den Brandenburger Symphonikern in der Havelstadt zu Gast, die unter der Leitung ihres Chefs Michael Helmrath musizierten.
Als Pianist schätzt man Krumpöck auf internationalen Konzertpodien ebenfalls. Am Wochenende war er als Solist bei den Brandenburger Symphonikern zu Gast, die unter der Leitung ihres Chefs Michael Helmrath musizierten.
Johannes Brahms'1. Klavierkonzert d-Moll, das 1859 uraufgeführt wurde, wählte der Pianist für sein Brandenburger Gastspiel. Das Werk, das mit Identitätsproblemen zu kämpfen hatte und von den Brahms-Zeitgenossen spöttisch als Sinfonie mit "obligatem Klavier" bezeichnet wurde, gehört zum Prüfstein eines Pianisten von Rang. Es erfordert unterschiedliche technische Anforderungen und eine tiefgehende musikalische Abstimmung zwischen Dirigent und Interpret. Aber das weiß Krumpöck am besten. Zwischen ihm und Helmrath konnte man jedenfalls eine hohe Wertschätzung beobachten.
Der Pianist verwechselte in seinem Spiel Romantik nicht mit übertriebener Emotionalität, mit agogischer Maßlosigkeit oder theatralischen Gesten. Im Gegenteil: subtil entgegnete Krumpöck dem schwelgerischen Duktus großer Klangflächen mit einem insgesamt unprätentiösen Spiel. Er ließ sich nicht von den harmonischen Bögen mitreißen, sondern hielt sich in seiner Interpretation an eine schöne Klarheit im Spiel, ohne nüchtern oder emotionslos zu werden.
[...] Der Beifall vor allem für Krumpöck war groß.
[...]
02.05.2014 | Norddeutsche Neueste Nachrichten
Norddeutsche Philharmonie führt 7. Sinfonie von Schostakowitsch auf
Die Aufführung der 7. Sinfonie, der berühmten "Leningrader", von Dmitri Schostakowitsch zum 8. Philharmonischen Konzert am Wochenende im Großen Haus des Volkstheaters ist für die Norddeutsche Philharmonie ein großer Erfolg gewesen. Sie zeigte aber, wie verheerend sich die schleichende Beschneidung und Verkleinerung eines so bedeutungsvollen Klangkörpers durch die Kulturpolitik von Stadt und Land auswirkt: Er kann ein so wichtiges Werk nicht mehr aus eigenen Kräften, sondern nur mit Aushilfe zahlreicher fremder Musiker aufführen. Zum Glück hat Rostock noch die Musikhochschule, die viele der fehlenden Stellen mit Studenten besetzen konnte. Ein Glück auch, dass eine ganze Reihe von Unternehmen aus der Stadt und ihrer Umgebung bis hin nach Güstrow die Aufführung so wichtig fanden, dass sie über die Philharmonische Gesellschaft Rostock die Kosten der Aushilfen finanziell stützten.
So saßen auf der beengten Bühne des Volkstheaters erfahrene Musiker und Musikstudenten dicht gedrängt miteinander. Auch das Publikum im Saal bekam ein anderes Aussehen, denn am Sonnabendabend waren mehr junge Zuhörer als gewöhnlich gekommen, um die Mitwirkung ihrer Kommilitonen zu erleben. Die Stimmung war gespannt und entlud sich schon beim Auftritt der Musiker in einem langen Applaus.
Dann begann Chefdirigent Florian Krumpöck den Kopfsatz mit der Ausstellung der musikalischen Themenkomplexe. Als der Marschrhythmus der Trommeln hörbar wurde, leise, wie von fern her kommend, wusste man sofort: Das ist der Einmarsch der deutschen Faschisten in die Sowjetunion - so ist es uns früher erklärt worden. Doch Krumpöck ließ sich von plakativen Deutungen nicht leiten. Er entfesselte über dem Trommelrhythmus nach und nach einen enormen Sog, der ganz und gar aus Musik gespeist wurde. Klangschicht um Klangschicht legte er übereinander.
Präzise demonstrierte er, wie der Komponist das immer wiederkehrende Thema auf raffinierte Weise in eine Polyfonie verwickelt, die sich immer wieder verändert und den Klang Schritt für Schritt verdichtet und verstärkt, bis unter der Gewalt der Klangmassen der Saal zu bersten schien. Wenn danach einsam die Flöte, dann das Fagott wunderschöne Solopassagen zelebrierten, fragte man sich, wie es nur möglich ist, solche Extreme in einem einzigen Satz sich ausleben zu lassen! [...]
19.03.2014 | Ostsee Anzeiger
Norddeutsche Philharmonie spielt im April Meisterwerk von Schostakowitsch
Das Konzertprogramm der Norddeutschen Philharmonie bietet im April einen besonderen Höhepunkt. Erstmals seit 1985 wird im Rostocker Großen Haus die Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 von Dmitri Schostakowitsch wieder zu hören sein, die als "Leningrader"-Sinfonie in die Musikgeschichte einging. Der OSTSEE ANZEIGER sprachmit dem Generalmusikdirektor des Volkstheaters und Chefdirigenten der Norddeutschen Philharmonie Florian Krumpöck.
Was hat Sie veranlasst, dieses Werk in das Konzertprogramm aufzunehmen?
Krumpöck: Werke von Schostakowitsch gehörten auch in den vergangenen zwei Jahren zum Konzertprogramm der Norddeutschen Philharmonie. Sie wurden vom einheimischen Publikum überwältigend gefeiert. Nach der 8. und 5. Sinfonie wollte ich diesmal unbedingt die 7. Sinfonie zur Aufführung bringen, weil sie 1985 letztmalig in Rostock zu hören war. Sie zählt zu den Schlüsselwerken der Musikgeschichte und besitzt eine gewaltige emotionale Wucht.
Es ist eine Sinfonie, die Schostakowitsch seiner Heimatstadt Leningrad und dem Kampf gegen den Faschismus widmete. Am 9. August 1942 gab es ein denkwürdiges Konzert in der von deutschen Truppen eingeschlossenen Stadt an der Newa. Unmittelbar danach wurde das Werk weltweit aufgeführt. Nach dem Krieg geriet es fälschlicherweise in den Verruf, von Stalin in Auftrag gegeben worden zu sein.
Krumpöck: Die Musik von Schostakowitsch ist stark geprägt vom Zeitgeist und dem schrecklichen Kriegsgeschehen. Verzweiflung, Zerstörung, Aufbegehren, Trauer?; alles das lässt der Komponist mitfühlen. Doch ich möchte Musik nicht allein auf politische Komponenten reduziert wissen. Musik besitzt Tiefe und Kraft aus sich heraus, als absolute Musik.
Die 7. Sinfonie wird als 8. Philharmonisches Konzert in den Apriltagen 2014 gegeben. Im April 1942 bombardierten die Alliierten tagelang Rostock. Ein zeitlicher Zufall?
Krumpöck: Nein. Der Termin ist bewusst gewählt. Schostakowitsch selbst bekannte, dass sich sein Appell gegen Leid und alle Unterdrückung in der Welt richte.
Ist Schostakowitsch im Osten Deutschlands besonders beliebt?
Krumpöck: Sicher spielt die DDR-Vergangenheit bei der Rezeption eine Rolle. Doch Schostakowitsch ist derzeit international wie kaum ein anderer Komponist en vogue. Besonders die junge Generation entdeckt ihn neu und fühlt sich angesprochen.
Bei der Aufführung der "Leningrader" wird das Orchester von 20 jungen Musikern der Rostocker Hochschule für Musik und Theater unterstützt. Verlangt die Sinfonie eine solch außergewöhnliche Verstärkung?
Krumpöck: Nein. Für ein A-Orchester gehört diese Sinfonie zum Standard-Repertoire. Allerdings ist die Norddeutsche Philharmonie personell auf ein Minimum reduziert worden. Die Stellen von Musikern, die in den Ruhestand gingen, wurden nicht neu besetzt. Deshalb brauchen wir die Studenten. Das macht auch deutlich, dass viele Werke in Rostock künftig nicht zur Aufführung gebracht werden können oder nur mit großem Kraftakt. Ich möchte mich ausdrücklich bei der Philharmonischen Gesellschaft für die finanzielle Unterstützung bedanken.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den jungen Musikern?
Krumpöck: Ich freue mich sehr auf das gemeinsame Projekt. Das Spielen in einem Profiorchester gehört für die jungen Musiker zu einer wesentlichen Komponente der Ausbildung. Die jungen Leute profitieren von den Erfahrungen eines festen Ensembles. Doch das Lernen ist keine Einbahnstraße, beide Seiten haben etwas davon. Denn es kommen top-fitte Musiker, die jeden Tag viele Stunden üben, und die die alten Hasen dazu bringen, auf der Stuhlkante zu sitzen und das Beste zu geben.
Mit Saisonende in Rostock wechseln Sie zur Königlichen Oper nach Kopenhagen. Das hiesige Orchester hätte Ihr Engagement gern verlängert gesehen. Darf das Rostocker Publikum auf ein Wiedersehen als Gastdirigent hoffen?
Krumpöck: Das Orchester und viele Rostocker Musikfreunde haben mich herzlich darum gebeten und so habe ich der Bitte entsprochen und stehe als Gastdirigent weiter zur Verfügung. Ich werde auch, wie bereits zugesagt, mit dem Orchester meiner Wahl - der Norddeutschen Philharmonie - im Frühjahr 2015 ein Gastspiel in Salzburg geben. Im Großen Festspielhaus werden wir das Violinkonzert von Aram Khachaturian und die 5. Sinfonie von Tschaikowski spielen.
Interview: Anette Pröber
17.03.2014 | Nürnberger Zeitung
Rasant eroberte Paul Hindemith in den frühen 20er Jahren die Konzertpodien und stand im Ruf eines Bürgerschrecks. Später legte er über seine Schöpfungen ein kunstvoll geknüpftes Kontrollnetz aus Tonalitat und Kontrapunkt. Und es mutet nachgerade tragisch an, dass jüngere Komponisten nach dem zweiten Weltkrieg den einst gefeierten Bilderstürmer zum Repräsentanten des Antifortschritts erkoren.
Dass die Nazis Hindemiths unpolitischem Bühnenhauptwerk, der die zentralen Fragen der Kunst thematisierenden Oper "Mathis der Maler", die Uraufführung versagten, mutet wie ein Hohn der Geschichte an. So ist es zu erklären, dass Wilhelm Ehirtwängler ein musikalisch dreisätziges Konzentrat der Oper, die Mathis-Symphonie, aus der Taufe hob.
Im Philharmonischen Konzert war zu erleben, wie kraftvoll und bildhaft Hindemith es verstand, die Instrumente zu koordinieren und Themen fortzuentwickeln. Klar und deutlich wird von der Staatsphilharmonie in den drei Sätzen Engelskonzert, Grablegung und Versuchung des heiligen Antonius die kontrapunktisch verschachtelte Faktur belichtet, ebenso die harmonischen Spannungszusammenhänge - so dass die paradiesischen Grünewald-Imaginationen von Kunst und Glauben strahlkräftig zu triumphieren vermögen. Die hochkonzentriert spielende Staatsphilharmonie lässt mit dem überlegen führenden Florian Krumpöck (36), Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie Rostock, auch spüren, dass es in der "Mathis-Sinfonie" nicht nur um das Ausdeuten von Altartafeln geht, sondern auch um den Zwiespalt zwischen existentiellen Gefährdungen und religiösen Verheißungen.
Lieben Sie Brahms? Da würde der hochtalentierte US-Pianist Nicholas Angelich (44) sicher über das ganze Gesicht strahlen. Denn er pflegt Brahms souverän, kraftvoll, spannend bis zur letzten Note auszuloten, auch mit einem alles überspannenden gestalterischen Bogen. Und Angelich ist ein Anschlagskünstler, ein Meister für das Allerschwerste. An pianistischen Vertracktheiten ist in der viersätzigen "Klaviersymphonie" von Brahms, dem zweiten Klavierkonzert B-Dur, fürwahr kein Mangel.
So wird im unwirschen Kopfsatz die heikle Oktavstelle im Pianissimo ebenso akkurat gemeistert wie all die sich auftürmenden Akkorde. Welch Klangzauberer macht sich im dritten Satz ans Werk, wenn im Dialog mit dem Solo-Cello kammermusikalisch , edle Töne angeschlagen werden, während der energiegeladene Finalsatz auch den Grazioso-Charakter elegant zur Geltung bringt. Poesievoll erzählt Angelich die zugegebene "Träumerei" aus Robert Schumanns Kinderszenen op.15. Das Publikum applaudierte begeistert.
17.03.2014 | Nürnberger Nachrichten
Nicholas Angelich bei der Staatsphilharmonie Nürnberg
Es gibt gute Gründe, das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms als seine fünfte Sinfonie zu bezeichnen. Nicht nur die gewaltige Ausdehung auf fast eine Stunde, auch die Anlage der einzelnen Sätze und das beinahe rhapsodische Verwobensein des Klavierparts rücken das B-Dur-Werk ganz weit vom Virtuosenstück weg, das in seinem Violinkonzert durchaus noch mitschwingt.
Was bleibt ist ein technisch anspruchsvolles Piano-Solo das sich zusammen mit den Instrumentengruppen auf wechselvolle Lebensreise begibt. Dabei wird die Liebe zu Brahms in den schwermütigen Szenerien durchaus auf die Probe gestellt. Doch Nicholas Angelich, eine mächtige Institution in Sachen Brahms, gelingt es mit seinem sensiblen, nuancenreichen Spiel die wehmütige Grundstimmung immer wieder aufzuhellen. Er kennt die Disposition seiner riesigen Aufgabe ganz genau und stimmt darauf auch sein Phrasierungskönnen ab.
Alles ist da: Wo Brahms ungarischen Volkston verlangt, wo er seinen Erinnerungen an Italien nachhängt, alles zeichnet der amerikanische Pianist subtil nach. Zwar ist Florian Krumpöck, GMD in Rostock, nicht gerade ein Feinmotoriker und geht die ersten beiden Brahms-Sätze auch einigermaßen robust an, aber die Chemie mit der Staatsphilharmonie stimmt offenbar: Ob Streicher oder Bläser - alle liefern weit mehr als Standard ab und bestechen durch Homogenität und Differenzierungsvermögen.
Diese gute Form wirkte sich auch in Paul Hindemths "Mathis der Maler" aus. Der von den Nationalsozialisten als "entartet" geächtete Komponist setzte sich mit einem deutschen Reformations-Schicksal auseinander. Der Künstler Matthias' Grünewald, im Spannungsfeld zwischen Bauernkrieg und klerikalen Auftraggebern, wurde zur Chiffre für die Existenz eines um Humanität ringenden Komponisten im Zeitalter rassistischer Ästhetik.
Hindemith beschwor die "guten" deutschen Traditionen wie den Choral genauso wie er die latent vorhandenen dämonischen Kräfte und atavistischen Abgründe im 3. Satz, der "Versuchimg des heiligen Antonius", freilegte. Diese grandiose Darstellung machte wieder einmal schmerzlich klar, dass die Oper Nürnberg seit langem einen "Cardillac" schuldig ist, am besten in der expressiven Urfassung von 1927 und als Teil der Reihe mit verfemten Komponisten.
Urdeutsch fiel auch die Zugabe des Pianisten Nicholas Angelich aus: "Die Träumerei" von Robert Schumann beschwor die Romantik aufs Schönste.
28.02.2014 | Eckernförder Zeitung
Die Norddeutsche Philharmonie Rostock trat mit dem österreichischen Pianisten und Dirigenten Florian Krumpöck in der Stadthalle auf. Gespielt wurden Stücke von Ludwig van Beethoven.
[...]Der Österreicher Florian Krumpöck ist Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie. Das Programm dieses Konzertes nannte nur einen Komponisten: Ludwig van Beethoven (1770-1827). Obwohl der Saal auf 620 Sitze erweitert worden war, war jeder Platz besetzt - Programm und Ausführende lockten.
Der Abend begann mit dem 4. Klavierkonzert in G-Dur, op. 58. Dabei war Florian Krumpöck also Solist und Dirigent in einer Person - was natürlich vom Orchester eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Denn während der Solist spielte, mussten die anderen Musiker ohne Dirigat agieren oder ihren Einsatz durch ein Kopfnicken bekommen. Wenn er dirigierte, tat er das mit weit ausholenden Bewegungen, aber doch sehr klar. Und er holte großartige Steigerung und auch fein ziselierte Klänge aus dem Orchester heraus.
[...]Man erlebte ein ausgezeichnetes Zusammenspiel, der Pianist hatte einen leichten und lockeren Anschlag, konnte aber auch kräftig zupacken. Das Orchester war ausgezeichnet in Abstufung und in differenzierender Gestaltung. Die umfangreiche Klavierkadenz gelang künstlerisch, musikalisch und technisch hervorragend. Im Andante con moto spielten die Streicher unisono voller Ausdruck und Hingabe; nach dem langen Klaviersolo trat das Orchester fein austariert hinzu. Auch im "Rondo vivace" gab es ein großartiges Zusammenspiel - hier bewies der Pianist seine nachtwandlerische Treffsicherheit. Das begeisterte Publikum erlebte insgesamt eine hervorragende Leistung.
Später folgte die Romanze für Violine und Orchester in F-Dur op. 50. Solistin war die Geigenvirtuosin Pauline Reguig - vorher und hinterher war sie die versierte Konzertmeisterin des Orchesters. Natürlich spielte sie auswendig, mit einem feinen, vornehmen Ton, anschmeichelnd und sehr einfühlsam. Technisch und musikalisch war es eine Höchstleistung. Florian Krumpöck dirigierte ruhig, fast behutsam. Das Orchester agierte sehr aufmerksam; die Schlussakkorde kamen bestens. Man erlebte eine großartige Leistung der jungen Violinistin, die mit rauschenden Beifall belohnt wurde.
Anschließend erklang die 4. Sinfonie in B-Dur, op. 60. Nach dem tastenden Beginn kam der schwierige Übergang zum Allegro vivace - er wurde makellos gemeistert. Auch hier spielten die Rostocker Musiker sehr exakt und hoch motiviert. Flöten, Oboen, Klarinetten, aber auch die Pauke verdienen ein Sonderlob. Durch das geschwinde Tempo kamen die vielen Synkopen noch mehr zur Geltung. Das elegische Adagio stand voll von Steigerungen und Höhepunkten, während das Allegro vivace tänzerischen Schwung besaß und trotz des hohen Tempus exakt und stets auf die Musikalität bedacht erklang - der Satz lebte von innerer Heiterkeit. Das Finale Allegro non troppo kam ebenfalls sehr geschwind und schneller als gewohnt daher, und doch ging kein Motiv und keine Wendung verloren - sie wurden sauber ausmusiziert. Hier haben sich auch die Hörner ihre Sporen verdient. Das Publikum dankte mit reichem, lang andauerndem Applaus.
24.02.2014 | Ostsee Zeitung
In der mittleren Schaffensperiode Beethovens entsteht eine Gruppe von Großwerken, in denen der Meister den Modus der sittlich-heroischen Anstrengung verlässt. Seiner kompositorischen Mittel sicher, im Schutz seines neugefundenen sinfonischen Prinzips hellt sich die grimmige Miene auf, wird entspannt, freundlich, ja heiter. Zu dieser Gruppe gehört auch die unterschätzte Sinfonie Nr. 4 B-Dur, deren denkwürdige Aufführung den mitreißenden Höhepunkt des 6. Philharmonischen Konzertes, eines reinen Beethoven-Konzertes, bildete. GMD Florian Krumpöck und seine Norddeutsche Philharmonie lieferten eine bravouröse Gestaltung, die nicht nur durch ihre technische Qualität beeindruckte, sondern durch ihren interpretatorischen Zugriff überraschte. Nichts von sonniger, marmorglatter Heiterkeit, nichts von freundlicher Verbindlichkeit. Stattdessen voller Saft und Kraft, druckvolle Energie und ein atemberaubendes Tempo, in dem sich die Überraschungseffekte und Pointen nur so jagten. So zeigte sich: Der Titan spielt hier und amüsiert sich, aber eben wie Titanen es tun. Dies hatte sich angekündigt im einleitenden Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur, das auch zu dieser Gruppe gehört; von Krumpöck vom Flügel aus dirigiert, an dem er selbst den Solopart spielte. Das ausgewogene dialogische Zusammenspiel zwischen Orchester, mit kraftvollen, aber durchsichtigen Klangsättigungen, und Solisten in heller Klarheit der Linien schuf das Fundament für einen energischen Zugriff auf den sinfonischen Charakter des Konzertes: ausgehend von der Gelöstheit des ersten Satzes, die sich erst im Mittelsatz zu konflikthafter Auseinandersetzung auftürmt, dann aber nicht gleich ins erlösende Rondo-Finale einschwenkt, sondern den dramatischen sinfonischen Zug mit hinübernimmt und erst am Schluss zur triumphierenden Stretta führt. Der Titan lächelt, aber nicht selig und nicht ohne Anstrengung.
Dazwischen gab es mit der Romanze für Violine und Orchester F-Dur gleichsam eine Atempause. Die Weimarer Französin Pauline Reguig, die den beurlaubten Konzertmeister Markus Hoba in dieser Saison vertritt, präsentierte ihre geigerische Delikatesse als Solistin, klangschön, geschmeidig und ausdrucksstark: Der Titan kann auch Empfindungsvolles ins Poesiealbum eintragen.
11.02.2014 | Ostsee Zeitung
Das Rostocker Volkstheater feiert erfolgreiche Premiere für Mozart-Oper "Così fan tutte" - in einer psychologisch raffinierten, meisterhaften Inszenierung von Babette Bartz.
"Eine italienische Partnertausch-Burleske", diesen Untertitel verpasst das Volkstheater Rostock Mozarts kostbarer Opera buffa "Così fan tutte" , die am Sonntag erfolgreich ihre Premiere hatte. Wie, so reibt man sich verwundert die Augen, Partnertausch? Bei Mozart sind es doch nur Ferrando und Guglielmo, die ihre Freundinnen Fiordigili und Dorabella "tauschen" wollen, jeder will die Freundin des anderen verführen. Mit der vollen Absicht des Misslingens, denn so unerschütterlich glauben sie an deren Treue, weil sie ebenso unerschütterlich von der eigenen Attraktivität überzeugt sind. Aber die Frauen, so steht es in da Pontes Libretto, wissen nichts von diesem leichtfertigen Wagnis ihrer Liebhaber.
Hausregisseurin Babette Bartz (50) liefert mit dieser Inszenierung ihr Meisterstück, klug, mit psychologischer Raffinesse, und in einer stets passgenauen szenischen Umsetzung. Unterstützt von der wiederum schönen und klaren Ausstattung Falk von Wangelins macht sie daraus, nein keine Burleske, sondern eine mehrfach hintersinnige Komödie, die gekonnt, ohne den üblichen Klamauk, ohne populistische Albernheiten, auf den schmalen Graten von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung balanciert: die Komödie des tragischen Skandals, dass wir über unser Begehren nicht verfügen ("Wir sind nicht Herr im eigenen Haus", sagt Sigmund Freud), die Komödie der Differenz von Sex und Liebe, der möglichen Koexistenz von Untreue und Liebe.
Zwei Verschiebungen nimmt Babette Bartz dazu vor und entfaltet damit moderne Sinnhorizonte. Die eine eher äußerlich, aber bezeichnend: Das nur eintägige Geschehen passiert in einem modernen Fotostudio, unserer Produktionsstätte des schönen falschen Scheins, das gleichsam zum Labor der Verwirrung der Gefühle wird, gemanagt vom Fotografen Alfonso und seiner Assistentin Despina. Die andere dramaturgisch und von zusätzlicher Erhellungskraft: Hier wissen die Frauen Bescheid und willigen in das Experiment ein, sicher, dass es misslingen wird - was einen weiteren doppelten Boden erzeugt.
Ein weiteres Glück kommt hinzu: die musikalische Gestaltung durch die Norddeutsche Philharmonie unter GMD Florian Krumpöck, durch die Solisten (die auch szenisch einfallsreich und genau geführt werden) und durch den Opernchor (Einstudierung: Stefan Bilz) - in echt Mozart‘scher Mischung von Leichtigkeit und Tiefe. Krumpöck lässt Mozarts Partitur mit einer luziden Durchsichtigkeit musizieren, biegsam und genau pointiert, in der erregenden Schwebung von Wahrhaftigkeit und Humor. Für die Rezitative hatte er eigens ein originales Hammerklavier besorgt.
So werden die Sängerinnen und Sänger zu ungewöhnlichen und stimmigen Leistungen befeuert: Olaf Lemme, realistisch, als Alfonso, Theresa Grabner, in kecker Frische, als Despina, Garrie Davislim als Ferrando mit seiner bisher besten Leistung, Hellmut Höllriegl in gefühlvoller Männlichkeit als Guglielmo, Takako Onodera mit einer rundum überzeugenden Dorabella, warmherzig und lebenspraktisch zugleich. Das Glanzlicht des geschlossenen Abends aber ist die junge österreichische Sopranistin Regina Riel, die mit ihrer erstaunlichen Gestaltungskraft der schönen Seele Fiordigili ein leuchtendes Profil gibt.
Und zum Schluss, bekanntgemacht mit den eigenen Unzuverlässigkeiten, verwirrt und verunsichert, zelebrieren sie ein fragiles Happy End, die Rückkehr in die Halt gebende Konvention des Ausgangszustandes: das Hochzeitsfoto als schöner falscher Schein.
30.01.2014 | Volksblatt Liechtenstein
Das Sinfonieorchester Liechtenstein begeisterte am Dienstag mit ihrem 1. Abo-Konzert des Jahres das Publikum im bis zum letzten Platz gefüllten Saal am Lindaplatz in Schaan.
Florian Krumpöck, Chefdirigent des SOL, lud das Publikum zum Saisonauftakt mit ausgewählten Werken nach Wien ein. Schuberts Sinfonie Nr. 3 in D-Dur, D 200 griff dem in Wien ausbrechenden Rossini-Fieber um ein Jahr voraus. 1819 erreichte es dann mit der Wiener Erstaufführung des "Barbier von Sevilla" von Gioachino Rossini seinen Höhepunkt. Richard Strauss Konzert für Oboe und Orchester in D-Dur, AV 144 wendet sich mit seiner Anlehnung an Mozart der Wiener Klassik zu und ergänzte den konzeptionellen Bogen. Als Gastsolist stellte Oboist Ramón Ortega Quero in Strauss Spätwerk eindrücklich unter Beweis, weshalb er zu einem der weltweit gefragtesten Instrumentalisten seines Fachs zählt. Der Sieg des ARDMusikwettbewerbs 2007 katapultierte den damals 19-Jährigen vom Studenten zum international gefragten Profimusiker und inzwischen zweifachen ECHO-Klassik-Preisträger.
Hommage an Strauss
In Beethovens beliebter Romanze für Violine und Orchester Nr. 2 in F-Dur, op. 50 setzte das SOL durch die Einladung der knapp 13-jährigen Violonistin Noa Wildschut als "Young Artist" sein Engagement für junge Nachwuchsmusiker fort.
Mit Rossinis Ouvertüre zum "Barbier von Sevilla" begann das Konzert leichtfüssig, um gleich mit dramatischer Wucht zu überraschen. Die zunehmende Steigerung der Dynamik und des Tempos forderte den vollen Einsatz des Orchesters, das gleich zu Beginn seine exzellente Qualität bewies. Es folgte das Konzert für Oboe und Orchester in D-Dur, AV 144.
Ein Alterswerk von Strauss, das unmittelbar nach Kriegsende entstand. Ramón Ortega Quero meinte in der Konzerteinführung: "Es ist für uns Oboisten ein Glück, dass es dieses Konzert gibt." Das Werk begann mit einer reich verzierten Oboen-Melodie, während sich das Orchester dezent im Hintergrund hielt. Vor allem in den Dialogen zeigte sich perfekte Harmonie zwischen Solist und Orchester. Auf das nachdenkliche Andante folgte mit einem heiteren Allegro ein beschwingter Ausklang.
Jugendliche Frische
Die überbordende Spielfreude Ortegas und des Orchesters war ansteckend und mündete in verzückten "Ahs". "Young Artist" Noa Wildschut interpretierte zu Beginn des zweiten Teils Beethovens Romanze für Violine und Orchester Nr. 2 in F-Dur, op. 50. Die Stipendiatin der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein erntete durch ihr herausragendes Spiel begeisterte Bravorufe. Krumpöck übertrieb in seiner Einführungsrede nicht, indem er gestand: "Als ich sie das erste Mal hörte, hat es mir den Atem verschlagen. Sie spielt, als ob sie jahrelange Erfahrung hätte." Jugendliche Frische spiegelte auch Schuberts Sinfonie Nr. 3 in D-Dur, D 200 wider. Das SOL schaffte es, die überbordende Energie dieses Jugendwerks Schuberts in ihrer ganzen Frische hörbar zu machen und weckte damit die Vorfreude auf die folgenden Konzerte.
30.01.2014 | Liechtensteiner Vaterland
«Schönste klassische Musik und bezauberndes Musizieren», so die Worte des begeisterten Publikums nach dem am Dienstag im voll besetzten SAL veranstalteten Konzert des Sinfonieorchesters Liechtenstein.
Mit Florian Krumpöck stand ein erfahrener Meister am Dirigentenpult, der sich und das etwa 50-köpfige Ensemble in den Dienst der Komposition stellte, der das tadellose Können der Musiker zu nutzen wusste, alles mit Schwung und fester Hand zur gewünschten Aufführung führte und danach dem Orchester den wohlverdienten Dank entgegenbrachte. Das alles kam beim Publikum sehr gut an, wie auch das Einbinden vielversprechenden, teilweise durch die liechtensteinische Orchesterakademie geförderten Nachwuchses in die Bühnenpraxis. In diesem Konzert traten zwei junge Künstler als Solisten auf: die Violinistin Noa Wildschut und der bereits vielfach preisgekrönte Oboist Ramon Ortega Quero.
Ausgelassen und charmant
Im ersten Konzertteil erklangen zwei prächtige, aber ihrem Inhalt nach recht unterschiedliche Kompositionen. Die musikalische Begrüssung mit Rossinis Ouvertüre zu seiner Komischen Oper «Der Barbier von Sevilla» hätte nicht ausgelassener, zündender und zugleich charmanter sein können. Das Orchester und sein Dirigent schwelgten im launigen Frohsinn des Meisterwerks, das die Welt seit nahezu 200 Jahren beglückt. Die Frische der Melodien, zum Beispiel die lustige, selbstbewusste Bläsermusik, zugleich Hauptthema der Ouvertüre, wie auch die sprühende Lebendigkeit des Vortrags versetzten das Publikum in den leichtsinnig-schwungvollen Lustspielgeist der Ouvertüre.
Umjubelte Solisten
Anschliessend wurde Richard Strauss 1945 geschaffenes Konzert für Oboe und Orchester in D-Dur aufgeführt. Neben seinen grossen Erfolgen als Komponist und Dirigent in Berlin und Wien hat der 1864 geborene Richard Strauss die jener Zeit entsprechenden Entwicklungen durchgemacht, die er später selbst als «Fehler» eingeschätzt hat, und so ist er im Alter zum Wesen der Klassik zurückgekehrt. In diesem Sinne ist das aufgeführte Stück zu verstehen: ein Werk des 81-Jährigen. Es widerspiegelt Reife und Grösse. Im ersten Satz stellte sich der Gastsolist, der noch nicht 30-jährige Spanier Ramon Ortega Quero, in heiteren Gegenüberstellungen mit dem Orchester vor und bewies dabei virtuoses Können. Die beiden weiteren Sätze ? teils ruhig, teils munter, dazu farbenprächtig und voller sangbarer Melodien ? zeigten ihn in anspruchsvollen, genial gemeisterten Dialogen mit dem SOL, um dabei warme, dem weiblichen Sopran vergleichbare Klänge hervorzuzaubern. Der Jubel war gewaltig. Zur Aufführung von Beethovens um 1802 komponierter Romanze für Violine und Orchester in F-Dur betrat die bereits mehrfach preisgekrönte, 2001 geborene Holländerin Noa Wildschut die Bühne. Im Saal wie auch seitens des Orchesters herrschte während des achtminütigen Vortrags eine bewundernde Spannung. Die junge Violinistin bewies nicht nur das mühelose Beherrschen ihres Instruments und diszipliniertes Zusammenarbeiten mit dem grossen Klangkörper, sondern auch klangschönes Entfalten der Melodien und vor allem das Hervorzaubern der gefühlsbetonten Beethovschen Aussagen. Die Begeisterung und das glückliche Lächeln des «Wunderkindes» waren rührend.
Schuberts «Dritte»
Den Schluss des Konzerts bildete Franz Schuberts Sinfonie Nr. 3 in D-Dur: eine inhaltlich problemlose Dichtung des 18-jährigen Komponisten und Höhepunkt seiner drei Jugendwerke. Die Musiker entwickelten den Reichtum der strahlenden Gedanken, die Schönheit der Klänge und die Frische des Werks mit Hingabe und Könnerschaft, dazu klar und durchsichtig. Dabei liessen sie die Vorbilder des «Romantischen Klassikers», nämlich Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, nachempfinden, aber nicht minder eindrücklich die eigenen Prägungen des jungen, romantisch-lyrisch empfindenden Genies Schuberts erkennen. Für die Zuhörer war besonders interessant: das Wandern der Melodie durch die Tonarten und Instrumente, das variationsreiche Umspielen der frisch hervorsprühenden Themen, des Menuetts übermütiger Rhythmus und das von Oboe und Fagott geprägte Trio. Der Saal war von Dank und Jubel erfüllt.
22.01.2014 | Westdeutsche Allgemeine
Das Publikum feiert im Hagener Sinfoniekonzert ein doppeltes Duett. Mozart trifft Bizet, und die Sopranistin Jaclyn Bermudez trifft den Pianisten Florian Krumpöck
Alle Musik kommt von der Stimme her. Deswegen versuchen auch die Instrumente stets, möglichst natürlich zu singen. Doch mit der Erfindung der Virtuosität wandelt sich das Verhältnis zu einem befruchtenden Wettstreit, bei dem nun umgekehrt die Stimme mit Trillern und Koloraturen den Violinen oder Flöten Konkurrenz machen möchte. Wer wüsste dies besser als Wolfgang Amadeus Mozart, der für genau diese Situation die Arie "Ch'io mi scordi di te?" geschrieben hat, ein brillantes Duett für Sopran, Klavier und Orchester.
Grenzen der Gattung gesprengt
Sopranistin Jaclyn Bermudez und Florian Krumpöck am Klavier sowie als Dirigent weben beim Sinfoniekonzert mit dem Philharmonischen Orchester Hagen eine bezaubernde Stimmung zwischen dramatischem Liebesschmerz und herzzerreißendem Verlangen. Jaclyn Bermudez, die vom Theater Hagen nach Kassel gewechselt ist, beeindruckt mit ihrem gut sitzenden, technisch makellosen Sopran, der auch bei strahlender Höhe einen dunklen Kern aufglühen lässt. Die Balance zwischen Klavierpart und Singstimme ist in der komplizierten Akustik der Stadthalle allerdings nicht auf allen Plätzen gleich ausgewogen.
Mozarts bekanntes Klavierkonzert KV 466 in d-moll ist ebenfalls Teil einer musikalischen Entwicklung, in der das Instrumentale den Anspruch gewinnt, so sprechend zu werden wie der Gesang. Mozart sprengt mit diesem Werk die Konventionen der Gattung, denn an Stelle der bis dahin üblichen Abfolge von virtuosen Soli und Tutti-Passagen treten nun geheimnisvolle, abgründige Emotionen. Erstmals setzt Mozart mit Pauken und Trompeten das sinfonische Instrumentarium in einem Klavierkonzert ein.
Dirigent Florian Krumpöck findet einen wunderbar fließenden Puls für beide Mozart-Stücke. Nichts wirkt hier gesucht oder originalitätssüchtig; die Musik atmet ganz organisch und blühend. Als Pianist besticht der junge Österreicher gleichzeitig mit einem singenden Legato-Anschlag, der die virtuosen Läufe elegant glitzern lässt und die lyrischen Abschnitte behutsam ausschwingt. Die Philharmoniker haben großen Spaß an diesem Dirigier-Konzept, denn immer wieder gibt es reizvolle Dialoge zwischen Solo-Klavier und den Holzbläsern; die Streicher schwelgen in sauberen Passagen, alle harmonischen Raffinessen werden gut ausgehört.
Mit dem Schnätterätäng der Trompeten verabschiedet sich Mozart recht pfiffig von seinem dramatischen d-moll-Opus. Das sind Instrumental-Effekte, die Georges Bizets Handwerkskunst ebenso auszeichnen.
Erst 17 Jahre alt war der französische Komponist, als er die C-Dur-Sinfonie schrieb, als Fingerübung während des Studiums am Pariser Konservatorium. Uraufgeführt wurde das Werk erst lange nach Bizets Tod im Jahr 1935.
Bizet und Mozart? Wie passt der Schöpfer der Oper "Carmen" mit dem Komponisten des "Figaro" zusammen, mag man sich fragen ? abgesehen davon, dass beide schon im Kindesalter als höchstbegabt auffielen und beide viel zu früh starben, Mozart mit 35 Jahren, Bizet mit 36.
Doch Florian Krumpöck interpretiert dieses entzückende Opus eben aus dem Geist Mozarts, beginnend mit dem überraschenden Auftrittsakkord der Trompeten und Pauken, voller Klarheit, Eleganz und Esprit. Die Philharmoniker musizieren selig, nutzen Bizets Meisterschaft im Orchestrieren, um die aufregendsten Farben erstrahlen zu lassen: die koketten Hornrufe im ersten Satz und die volkstümlichen Drehleier-Quinten der Streichbässe im Scherzo.
Schönes Oboen-Solo
Der langsame Satz hat dann nichts Mozartisches mehr: Hier klingt, getragen von dem großen Oboen-Solo, das Andreas Mirschel schön gestaltet, schon jener delikate musikalische Exotismus an, der die "Carmen" zum Meisterwerk machen wird. Krumpöck, der 36-jährige Rostocker GMD, ist ein Dirigent, der auch körperlich in seiner Musik aufgeht, er stampft und springt, aber das ist keine Show, sondern Bestandteil einer guten Kommunikation mit den Musikern. Und so feiert das Publikum ein rundum gelungenes Sinfoniekonzert mit vielen Bravos und langem Beifall.
15.01.2014 | Norddeutsche Neueste Nachrichten
Künftiger Intendant lässt Chefsessel unbesetzt / Generalmusikdirektor warnt vor Mehrkosten und Qualitätsverlust / Klassikfreunde in Sorge
Generalmusikdirektor (GMD) Florian Krumpöck verlässt im Sommer das Rostocker Volkstheater. Diese Nachricht sorgt derzeit bei Klassikfreunden wie den Mitgliedern der Philharmonischen Gesellschaft für Aufregung. Denn der österreichische Pianist und Dirigent hat, seit er 2011 das Amt des GMD in Rostock übernahm, zahlreiche Konzertbesucher begeistert, die Norddeutsche Philharmonie mit viel Sinn und Kennerschaft auf einen guten Weg gebracht. Nun hat Florian Krumpöck das Angebot erhalten, sich fest an die Königliche Oper in Kopenhagen zu binden. Ein bedeutender Schritt in der Karriere des Musikers. Der Grund für seinen Weggang ist es nicht. "Es war nicht meine Entscheidung, nicht in Rostock zu bleiben. Ich hätte hier ursprünglich sehr gerne weiter gearbeitet."
Allem Anschein nach haben sich zwischen dem Chefdirigenten und dem designierten Intendanten des Volkstheaters, Sewan Latchinian, Differenzen aufgetan, die zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht überbrückt werden können. "Ich habe überhaupt nichts gegen den Künstler und Dirigenten Florian Krumpöck - im Gegenteil. Aber gegen den Leiter", sagt Sewan Latchinian. Als Gastdirigenten hätte er den scheidenden Orchesterleiter in Zukunft gern noch willkommen geheißen, vielleicht irgendwann auch wieder als GMD, erklärt der Theatermann mit Schauspielschwerpunkt. Derzeit sind die Fronten jedoch verhärtet. Die Stelle des GMD will Sewan Latchinian zunächst nicht besetzen, vielmehr Gastdirigenten einladen, die dann künftig vielleicht diese Position in Rostock einnehmen könnten.
Was ist passiert? Im Sommer gab es im Orchester eine Abstimmung darüber, ob der Vertrag von GMD Krumpöck verlängert werden sollte. "Es ist tarifvertraglich geregelt, dass wir dabei ein Mitspracherecht haben", erklärt Martin Goffing, Kontrabassist und Mitglied im Orchestervorstand der Norddeutschen Philharmonie. Dabei sprachen sich die Musiker für eine weitere Zusammenarbeit mit Florian Krumpöck aus. Eine Entscheidung, die auch Sewan Latchinian mitgetragen hätte, wie er sagt. Jedoch unter geänderten Bedingungen. "Ich wünsche mir, dass der GMD mehr präsent ist in Rostock, gerade auch, weil ich die spartenübergreifende Zusammenarbeit im Volkstheater voranbringen will", sagt der künftige Intendant.
Bei Florian Krumpöck habe er da einen Konflikt gesehen. Denn der renommierte Dirigent leitete bis vor Kurzem auch ein Orchester in Liechtenstein, ist zu vielen Gastdirigaten im In- und Ausland unterwegs. Sewan Latchinian bot Florian Krumpöck daher an, als ständiger Gast Konzerte der Philharmonie zu leiten, ohne den Titel GMD - ein Vertrag "ohne Entscheidungsbefugnisse und ohne Programmrechte", wie Florian Krumpöck berichtet. Er lehnte ab.
Nun warnt der GMD vor den möglichen Folgen der Intendanten-Entscheidung. Da sei zum einen die künstlerische Seite: "Gastdirigenten bringen immer sehr viel Leben in einen musikalischen Betrieb - aber nur unter der Voraussetzung, dass es gleichzeitig eine konstante Führung gibt", sagt der GMD. "Wer könnte sich eine Fußballmannschaft mit wöchentlich wechselnden Gasttrainern vorstellen?" Außerdem befürchtet er massive Mehrkosten: "Diese lassen sich leicht aus den branchenüblichen Gagensätzen multipliziert mit der durchschnittlichen Anzahl an Dirigaten pro Spielzeit sowie der zusätzlichen Besetzung eines Musiktheaterchefdramaturgen errechnen." Auch die Aufgaben des Operndirektors und weitere Dirigate, die bislang der scheidende Intendant Peter Leonard übernahm, müssten kompensiert werden.
Als Musiktheaterchefdramaturg soll Michael Mund zumindest konzeptionell diese Lücke schließen - in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern am Haus. Eine steile Hierarchie möchte Sewan Latchinian künftig nicht mehr. Er verteidigt seine Entscheidung: "Der Kaufmännische Geschäftsführer und ich haben das sehr genau durchgerechnet."
Aufsichtsratschefin Eva-Maria Kröger (Linke) verspricht, dass das Kontrollgremium die aktuellen Vorgänge zumindest auf ihre Wirtschaftlichkeit hin genau hinterfragen wird. "In Sachen Personalentscheidung sind uns allerdings die Hände gebunden. Das fällt unter die künstlerische Freiheit des Intendanten." Auf der morgigen Sitzung des Aufsichtsrates werden Sewan Latchinian und Stefan Rosinski Stellung zur Causa Krumpöck beziehen. Danach wissen Rostocks Klassikfreunde, darunter rund 700 Abonnenten der Philharmonischen Konzerte, mehr.
15.01.2014 | www.norddeutsche-philharmonie.de
Pressemitteilung der Philharmonischen Gesellschaft Rostock e. V.:
Mit Bestürzung nehmen die Philharmonische Gesellschaft e. V. und viele Rostocker Konzertfreunde zur Kenntnis, dass der Posten des Generalmusikdirektors (GMD) am Volkstheater Rostock vakant ist. Der Vertrag mit Generalmusikdirektor Florian Krumpöck, der im Sommer 2014 ausläuft, wurde nicht verlängert, obwohl sich die Mehrheit des Klangkörpers dafür ausgesprochen hatte. Ein neuer GMD ist nicht benannt, über eine Stellenausschreibung nichts bekannt.
"Der derzeitige Zustand ist einer zukunftssichernden Entwicklung des Orchesters abträglich. Als Freunde der klassischen Musik sehen wir der kommenden Konzertsaison sorgenvoll entgegen", erklärt Dr. Thomas Diestel, Vorsitzender der Philharmonischen Gesellschaft. Einem erstklassigen Orchester eine erstklassige musikalische Leitung zu versagen, bedeutet weiteren Raubbau an der Kultur in der Hansestadt.
"Die Norddeutsche Philharmonie gehört als A-Orchester zu den renommiertesten Klangkörpern in Deutschland. Unter der Leitung des jungen Wiener Dirigenten und Pianisten Krumpöck wurden in den letzten drei Jahren beachtliche musikalische Erfolge gefeiert. Diese künstlerische Qualität darf nicht aufs Spiel gesetzt werden", unterstreicht der Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft. Engagements der Philharmoniker in Berlin (2012, 2013) oder Salzburg (geplant Januar 2015) machen die Hansestadt weit über die Region hinaus bekannt. Regelmäßig werde die Norddeutsche Philharmonie bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommerns verpflichtet.
Der Verein mit 150 Mitgliedern fordert im Namen der vielen Rostocker Klassikfans die Leitung der Theater-GmbH und den Aufsichtsrat dazu auf, endlich Beständigkeit und Kontinuität in allen Belangen walten zu lassen, um der Norddeutschen Philharmonie Sicherheit und Ruhe für ihre Arbeit zu ermöglichen. Musikalische Meisterleistungen sind ohne langfristiges und konzeptionelles Herangehen nicht möglich.
Erst in der vergangenen Saison haben fehlende finanzielle Zusagen und Entscheidungen dazu geführt, dass das Konzertprogramm mit Verspätung beschlossen werden konnte und Konzert-Anrechte nur für jeweils eine halbe Saison verkauft wurden. Die Zahl der Anrechtsbesucher sank in den vergangenen drei Spielzeiten um nahezu 30 Prozent. "Die treuesten Konzertfreunde wurden verunsichert. Das ist nicht länger hinzunehmen", sagt Diestel. Er fügt hinzu, dass der Verein nichts unversucht lassen werde, um einer schleichenden Erosion der musikalischen Ansprüche entgegenzuwirken. "Das Ziel der Verantwortungsträger darf nicht die Profillosigkeit des Orchesters sein", kritisiert der Chef der Philharmonischen Gesellschaft.
14.01.2014 | Norddeutsche Neueste Nachrichten
Von Dr. Thomas Diestel
Was macht ein Unternehmen langfristig erfolgreich? Diese strategische Frage muss ein Firmenchef immer wieder neu beantworten. Er muss den Markt analysieren, eigene Produktentwicklungen im Blick haben und die Weichen für die Zukunft stellen. Zu den wichtigsten unternehmerischen Tugenden gehören Zielorientierung, Entscheidungsfreude und Zuverlässigkeit. Dies sind Binsenwahrheiten für jedes Unternehmen. Sie gelten übrigens auch für den Kulturbetrieb. Ohne feste Strukturen, Verantwortlichkeiten und Kontinuität sind Theater und Orchester nicht erfolgreich zu führen. Es sind Persönlichkeiten gefragt, die neben den notwendigen Qualifikationen auch das Engagement für die Kultur in der Hansestadt Rostock mitbringen. Sie sollten ihre Prioritäten zuallererst hier vor Ort setzen. Zudem müssen sie von der Stadt die Chance bekommen, künstlerisch Besonderes gestalten zu können. Das gelingt nicht ohne klare finanzielle Zusagen und ohne langfristige vertragliche Bindung. In wenigen Monaten kann kein Unternehmer das Ruder herumreißen.
Ein Orchester ohne Generalmusikdirektor kann sicherlich eine Konzertsaison lang mit Gastdirigenten seine Zuhörer erfreuen, aber mittelfristig wird die Entwicklung des Klangkörpers leiden. Mal davon abgesehen, dass Gastdirigenten nicht zu Kosteneinsparungen führen. Musikalische Höhenflüge wird unter solchen Bedingungen niemand erwarten können. Der General steht überall für die künstlerische Qualität.
Spielpläne brauchen Konzepte und Langfristigkeit. Das ist wichtig für die Mitarbeiter von Theater und Orchester, die sich den Anforderungen stellen und darauf vorbereiten müssen. Das ist aber genauso wichtig für die vielen Kulturfreunde, die durch Halbjahrespläne verunsichert werden. Wer Anrechtsbesuchern nicht sagen kann, welche künstlerischen Höhepunkte in den nächsten Monaten zu erwarten sind, muss sich nicht wundern, wenn diese treuen Besucher ausbleiben. Selbst Aufführungsorte wurden in den vergangenen Jahren kurzerhand verändert und gestrichen. Dringend notwendige Werbung, die über die Hansestadt hinausreicht, findet nicht statt. Die Erosion des Kulturbetriebs hat längst begonnen. Ein Wirtschaftsunternehmen mit einer ähnlich desolaten Gemengelage wäre pleite. Es ist höchste Zeit, den Kulturzerfall zu stoppen.
Der Gastautor ist Geschäftsführer der Dr. Diestel GmbH und Vorsitzender der Philharmonischen Gesellschaft Rostock.
04.01.2014 | www.norddeutsche-philharmonie.de
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Staszak, Germanist und Musikkritiker, verfasste aus Anlass der Nichtverlängerung des Vertrages von Generalmusikdirektor Florian Krumpöck folgenden Kommentar, den er uns freundlicherweise zur Veröffentlichung überließ:
"Eine schöne Bescherung. Am Vorweihnachtstag ließ Sewan Latchinian, der designierte Intendant des Volkstheaters Rostock, die Katze aus dem Sack: Der Vertrag für den Generalmusikdirektor der Norddeutschen Philharmonie, den Wiener Dirigenten und Pianisten Florian Krumpöck (35) wird nach dreijähriger Laufzeit nicht verlängert. Gründe nannte er nicht (vgl. den Bericht in der OZ vom 24.12.13).
Künstlerische kann es kaum geben, denn der junge Dirigent ist nach Michael Zilm (1991-1997), Michail Jurowski (1997-1999) und Wolf-Dieter Hauschild (2002-2004) - nach einer langen Durststrecke - wieder ein inspirierender Generalmusikdirektor von überzeugendem künstlerischem Format, der die Philharmonie fast zu ihrer alten Leistungsfähigkeit, die sie in den neunziger Jahren erreicht hatte, zurückgeführt hat und der dem Rostocker Publikum zahlreiche beeindruckende Konzerte geboten hat. Und so hat auch das Orchester, das traditionell ein Mitspracherecht hat, das aber in Rostock schon zum Äußerungsrecht verkommen ist, auch mit großer Mehrheit für eine Vertragsverlängerung gestimmt. Aber Latchinian verlängert dennoch nicht.
"Wir sind", so lässt er gleichwohl wissen, "an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Krumpöck interessiert, aber einen Generalmusikdirektor gibt es erst mal nicht." Krumpöck hat einen Vertrag auf dieser Basis, der ihn zum bloßen Taktstockschwinger machen würde, völlig zu Recht abgelehnt, denn er bedeutete die Degradierung seines Künstlertums. Mit dem Dirigenten Krumpöck will der Intendant offenbar zwar weiterhin zusammenarbeiten, aber eben nicht in der Position des GMD.
Möglicherweise will Latchinian mit dieser autokratischen Entscheidung die Position des Generalmusikdirektors am Volkstheater Rostock stilllegen oder gar abschaffen, vermutlich aus Sparsamkeitsgründen, was aber ins Leere laufen würde durch die notwendigen Mehrausgaben für Gastdirigenten. Bei der Frage: Generalmusikdirektor ja oder nein? geht es nicht um den bloßen Titel. Die Position "Generalmusikdirektor" ist in der deutschen Musik- und Theaterlandschaft eine wichtige künstlerische Leitungsfunktion mit weitreichenden Entscheidungskompetenzen für die konzeptionelle Gestaltung von Konzertwesen und Musiktheater.
So ist es auch nur halbrichtig, wenn die Aufsichtsratsvorsitzende des Volkstheaters Eva-Maria Kröger (Die Linke), die Latchinian-Entscheidung für normal hält, weil neue Intendanten das künstlerische Personal auswechseln. Dies wäre nur in Rostock so, wo durch einen Deal zwischen dem Oberbürgermeister und dem vorherigen Intendanten Steffen Piontek die Position des GMD schon ausgehöhlt und der Personalhoheit des Intendanten unterstellt wurde. In fast jeder deutschen Stadt wird der Generalmusikdirektor des städtischen Sinfonie- und Theaterorchesters nicht vom jeweiligen Intendanten, sondern von der Stadt bestellt, damit die musikalischen Verpflichtungen eines Orchesters unabhängig von den Vorlieben eines Intendanten erfüllt werden.
Deshalb wäre die Abschaffung dieser Position am Volkstheater Rostock ein ziemlich einmaliger Vorgang, nicht nur organisatorischer Art, sondern mit weitreichenden konzeptionellen Konsequenzen, die der in den letzten Jahren schon schleichenden qualitativen Abwertung des Musiktheaters und des Konzertwesens die Spitze aufsetzen würden durch dessen endgültige Marginalisierung. Die Entscheidungen über die Musik, die da künftig am Volkstheater gemacht würde, läge allein in der Willkür eines Intendanten, der erklärtermaßen das Schauspiel favorisiert und keinen Sinn für die bedeutsame kulturelle Funktion von Konzert und Oper hat. Dagegen sollten alle Rostocker Musikfreunde entschieden protestieren, um den Abstieg in die Niederungen eines provinziellen Populismus zu verhindern.
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Staszak"
02.01.2014 | Ostsee Zeitung
Im Gegensatz zu manchem seiner Vorgängerverweist Generalmusikdirektor Florian Krumpöck die scheinbare Routineaufgabe der silvesterlichen Aufführungen von Beethovens großer Neunter Sinfonie nicht an Gastdirigenten. Immer wieder sucht er die Auseinandersetzung mit ihr. Zum dritten Mal in Folge dirigierte er sie diesmal, gleich zweimal aufgeführt im ausverkauften Großen Haus.
Es könnte das letzte Mal gewesen sein. Kürzlich ließ der künftige Intendant Sewan Latchinian verlauten, dass er den Vertrag für den Chefdirigenten der Norddeutschen Philharmonie nach dreijähriger Laufzeit nicht verlängern werde. Gründe nannte er nicht.
Künstlerische kann es kaum geben, denn der junge Dirigent ist nach Michael Zilm (1991-1997), Michail Jurowski (1997-1999) und Wolf-Dieter Hauschild (2002-2004) wieder ein inspirierender Generalmusikdirektor von überzeugendem künstlerischen Format und hat dem Rostocker Publikum zahlreiche beeindruckende Konzerte beschert. Auch das Orchester hat mit großer Mehrheit für eine Vertragsverlängerung gestimmt.
Mit dieser Neunten Sinfonie bewies Krumpöck erneut die Ernsthaftigkeit und Konsequenz seiner künstlerischen Intentionen sowie die Fähigkeit, die Norddeutsche Philharmonie, den Opernchor und die Singakademie sowie das Solistenquartett mit Soojin Moon (Sopran), Lorraine DiSimone (Mezzosopran), James J. Kee (Tenor) und Olaf Lemme (Bariton) zu einem engagierten Zusammenspiel zu führen, das die Zuhörer begeisterte.
Krumpöck begnügte sich nicht mit einer Kopie seiner vorjährigen Gestaltung, sondern suchte neue Zugänge, nicht grundstürzend, aber in wesentlichen Details. So ließ erden katastrophischen Mittelteil des ersten Satzes nicht als brachiale Eruption zerstörerischer Gewalt spielen, sondern eher als düstere Bedrückung, die sich schwerlastig heranwälzt. Daraus gewann er offenbar den Angelpunkt, die Sinfonie nicht als Schlachtfeld sich äußerlicher, gegensätzlicher Prinzipien zu gestalten, sondern als stark bewegtes Seelengemälde innerlich verbundener Gegensätze, aus denen sich in bewegender Gestaltung der Hymnus an die brüderliche, mitmenschliche Solidarität erst freiringen muss - er nicht mehr nur als bloß utopischer Triumph sich selbst feiert, sondern zum moralischen Imperativ wird.
24.12.2013 | Ostsee Zeitung
Der Vertrag von Generalmusikdirektor Florian Krumpöck wird nicht verlängert. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
Das Orchester des Volkstheaters steht ab Juli 2014 ohne Generalmusikdirektor (GMD) da. Der Vertrag von Florian Krumpöck wird nicht verlängert. Dabei stimmten die Musiker der Norddeutschen Philharmonie mit Mehrheit für den Österreicher. Der zukünftige Intendant Sewan Latchinian entschied anders. Einen Nachfolger soll es nicht geben. Im Januar wird sich der Aufsichtsrat mit der Personalie befassen.
"Der Vertrag läuft aus", bestätigt Sewan Latchinian. "Wir sind an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Dirigent Krumpöck interessiert und haben das beschlossen", sagt der künftige Intendant. "Das zweite philharmonische Konzert im Oktober wird unter seiner Leitung stattfinden", kündigt er an. Jedoch spielt der Titel dann keine Rolle. "Es gibt erst mal keinen Generalmusikdirektor", so Latchinian.
Damit entschied sich der Schauspieler gegen die Stimmen der Musiker. "Das Orchester hat deutlich für Krumpöck gestimmt", bestätigt Martin Goffing vom Orchestervorstand. "Für die nächste Saison herrscht jetzt große Unklarheit. Schade, dass die Zusammenarbeit nicht weitergeht." Denn Florian Krumpöck wird nicht in Rostock bleiben. Der Dirigent geht nach Kopenhagen an die Königliche Oper.
"Ich habe das Angebot von Herrn Latchinian, den Dirigenten ohne Titel zu machen, abgelehnt", sagt Krumpöck. Es wäre ein Vertragohne die Entscheidungsbefugnis eines GMDs gewesen. Und die künftige Zusammenarbeit? "Er hat bei mir für ein philharmonisches Orchester angefragt. Das hat aber nichts mit den 50 Dirigaten zu tun, die ich gemacht habe", sagt Krumpöck. "Ich hatte Glück im Unglück, gleichzeitig das Angebot von der Königlichen Oper in Kopenhagen zu bekommen." Aufgrund des Hin und Hers habe er angenommen. "Es ist nicht klar, wie lange ich Rostock nach dem Sommer noch zur Verfügung stehe."
In finanzieller Hinsicht sieht er die Entscheidung Latchinians kritisch. Für das Theater bedeutet das Mehrkosten. "Gastdirigate sind teurer. Sie kosten doppelt so viel wie das Gehalt eines Generalmusikdirektors", sagt Krumpöck. Keine guten Nachrichten im Hinblick darauf, dass eine Insolvenz des Theaters durch den Austritt aus dem Deutschen Bühnenverein gerade erst abgewendet werden konnte. Mit der Lösung aus dem Tarifvertrag kommt das Theater um eine Lohnnachzahlung von etwa einer Million Euro sowie eine Lohnerhöhung um 8,9 Prozent herum (OZ berichtete).
Jetzt muss für das Orchester ein Haustarifvertrag ausgehandelt werden, mit der Aussicht, dass der Posten des Generalmusikdirektors unbesetzt bleibt. "Was das Orchester betrifft, ist die Entscheidung unklug", sagt Krumpöck. Zudem sieht der Pianist ohne GMD auch die künstlerische Kontinuität nicht gewährleistet. Auch der Posten des Operndirektors sei nicht besetzt. "Es ist normal, dass beim Intendantenwechsel auch das künstlerische Personal wechselt", sagt Theater-Aufsichtsratsvorsitzende Eva-Maria Kröger (Linke). Jedoch auch für sie problematisch: Mit Weggang des GMD sowie mit Vertragsauslauf von Noch-Intendant Peter Leonard fehlt die Konzert-Kompetenz. Anders als Leonard, der die Norddeutsche Philharmonie dirigieren kann, hat Sewan Latchinian einen schauspielerischen Schwerpunkt. "Ich frage mich, wer die Lücke füllen soll", sagt Kröger. Diese Frage soll in der Januarsitzung des Aufsichtsrates geklärt werden.
10.12.2013 | Ostsee Zeitung
Da werden der Norddeutschen Philharmonie Rostock vereinbarte Gehaltserhöhungen verweigert, indem das Volkstheater aus dem Tarifvertrag aussteigt. Die Musiker der Philharmonie aber machten nicht Dienst nach Vorschrift, sondern musizierten, als hätte man ihnen ein zusätzliches Weihnachtsgeld versprochen. Solche künstlerische Verantwortung bewies das städtische Orchester im 4. Philharmonischen Konzert unter seinem Chef Generalmusikdirektor Florian Krumpöck - das Publikum belohnte dies mit heftigem Beifall.
Krumpöck nutzte dieses Konzert, um sich erneut zugleich als Pianist und Dirigent zu präsentieren - (und entlastete damit den gebeutelten Gäste-Etat). Gemeinsam mit seinem Orchester musizierte er das Klavierkonzert d-Moll KV 466 (1785) von Mozart, jenes betörende Wunderwerk der Klassik. Und diesmal fanden das transparent spielende und dennoch energisch akzentuierende Orchester und sein dirigierender Solist zu einer rundum überzeugenden Homogenität in der Auffassung. Im Dialog des gegenseitigen Gebens und Nehmens leuchtete der Seelenadel dieser Musik bewegend auf.
Eine womöglich noch bessere Leistung erreichte das Orchester mit der großmächtigen Sinfonie Nr. 4 Es-Dur (1880) von Bruckner, mit Intensität und kontrollierter Leidenschaftlichkeit. Dass Krumpöck das Potenzial für eine intelligente Gestaltung der sinfonischen Architektur Bruckners hat, hatte er schon mit dessen dritter Sinfonie bewiesen. Hier gab er dieser Architektur noch einen feineren Schliff, romantisch zwar in der Klanggestaltung, aber elastisch spannungsvoll, mit Klarheit und in großen Bögen in der Gestaltung. Und damit inspirierte er seine zahlreichen Musiker zu einer der besten Bruckner-Sinfonien seit Hauschild. Mit ihrem bewegenden Piano stiegen sie in die Tiefen der Geheimnisse, ohne sie zu verdunkeln, mit ihrem wuchtigen Forte ließen sie die erhabenen Akkorde aufbrechen, mit äußerster Kraftanstrengung, insbesondere in den Tremolo-Crescendi der Streicher, trieben sie die hymnischen Aufschwünge und Steigerungen voran. Und dies stets mit voller Durchsichtigkeit des Themen- und Stimmengewebes. Und die Verweigerung der letzten Übersteigerung zum Schluss ließ nur deutlich werden, dass das große Rad des Werdens sich unentwegt dreht.
02.12.2013 | Ostsee Zeitung
Jörg Widmann (40), das Zentralgestirn des diesjährigen "Brücken-Festivals für Neue Musik" in Rostock, der hier, wie er sagte, die bedeutsamste Woche seines Lebens erlebte, präsentierte sich Sonnabend im Barocksaal gemeinsam mit den Streichern der Norddeutschen Philharmonie in einer Doppelrolle: als Tonsetzer und als vorzüglicher Klarinettensolist.
Dabei zeigte er zwei verschiedene musikalische Gesichter. Als Solist in Carl Maria von Webers Klarinettenquintett op. 34 bewies er sich als hinreißender Interpret jener romantischen Musik, die noch nicht das Leidenspathos kennt, schwung- und temperamentvoll, ja keck-übermütig konzertierend oder mit sanfter Wehmut, mit genauer Profilierung und schönen Klangfarben, und dazu noch mit pointierten Effekten - in schönster Sinnfälligkeit und doch nicht ohne Tiefendimension. Vom Komponisten Widmann erklangen zwei frühe Orchesterwerke für Streicher: die "Ikarische Klage" (1999) und die "Insel der Sirenen" (1997), unter der Leitung von GMD Florian Krumpöck sorgfältig einstudiert und mit hoher Genauigkeit und Intensität musiziert, was nicht leicht war. Beide Werke werden nicht nur durch ihren stofflichen Bezug auf antike Mythen zusammengehalten, sondern noch vielmehr durch ihre ähnlichen Klangräume: kühl kalkulierte schwirrende und sirrende Streicherklänge, fragil undfremdartig, aufs höchste ausdifferenziert, nahezu ausdrucksleer: es ist, als sei die Zeit angehalten oder gar ausgelöscht. Vermutlich kann man diese Musik auf zweierlei Art hören, entweder als vorsichtig lasierte illustrierende Klangbilder oder als gleichsam reine, "leere" Musik, die nicht mehr äußere oder introspektive Wahrnehmungen transponiert, sondern deren Rahmen, die Zeit spürbar macht.
Jedenfalls konnte, als sich in der "Insel der Sirenen" die Solovioline, von Triin Rubel (25) konzentriert gespielt, aus dem Klanggeflimmer zu langen Vibratolinien erhebt, dies nicht der verführerische Gesang der Sirenen sein. Denn alle Welt weiß seit alters, dass dieser Gesang tödlich ist. Hier aber konnte man danach noch die griffig gespielte Streichersinfonie Nr. X des genialen Jünglings Felix Mendelssohn Bartholdy hören.
25.11.2013 | Ostsee Zeitung
Am Sonnabend, platziert zwischen Volkstrauertrag und Ewigkeitssonntag, gab das Volkstheater Rostock in der voll besetzten Nikolaikirche ein Benefizkonzert für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Dabei gingen zwei Euro pro Eintrittskarte an den Verein. Aber dies war mehr als nur ein pflichtschuldiges Ritual. Auch wenn Innenminister Lorenz Caffier (CDU), Landesvorsitzender des Bundes, die Eröffnungsrede hielt, in dürrer Amtlichkeit, und wenn Undine Cornelius, Schauspielerin am Volkstheater, eine Rede zum Volkstrauertag von Nobelpreisträger Heinrich Böll verlas, in der dieser 1958 die Verklärung der Kriegsopfer zu Helden fraglich machte.
Aber was sind all solche Worte, selbst wenn sie von Böll sind, gegen die Musik, die klassische. Sie kann ganz andere, subtilere, individuelle wie kollektive emotionale Zwischenräume eröffnen. Gut, dass wir sie haben - und Leute, die sie noch machen können.
In diesem Fall waren es die Norddeutsche Philharmonie Rostock in ihrer vollen sinfonischen Besetzung, der Konzertchor der Berliner Staatsoper (Einstudierung: Frank Flade), der Opernchor und die Singakademie Rostock (Einstudierung: Stefan Bilz), dazu zwei gute Gesangssolisten: Theresa Grabner (Sopran) und Olaf Lemme (Bariton), beide aus dem Rostocker Opernensemble.
Unter der bewegenden Leitung von Generalmusikdirektor Florian Krumpöck wurde das "Deutsche Requiem op. 45" (1868) von Johannes Brahms musiziert, nicht auf den lateinischen Text der Totenmesse komponiert, sondern auf ausgewählte Stellen der Luther-Bibel, wodurch es einen über die Liturgie hinausweisenden Horizont erhält.
Vom einleitenden "Selig sind, die da Leid tragen / denn sie sollen getröstet werden", in zarter, sich steigernder, dann wieder absinkender chorischer Gestaltung auf düsterem, fahlem Bass, spannte sich der Bogen vielfältiger Facetten von Klage, Trauer und Trost, die jenseits der Sprache liegen. Auch ohne unmittelbare persönliche Leiderfahrung oder Anlässe öffnete sich hier der Raum für ein ehrendes und bedenkendes Innehalten in der Alltäglichkeit bis hin zum erschütternden und zugleich tröstenden, leuchtenden Schluss: "Selig sind die Toten / denn ihre Werke folgen ihnen nach."
21.11.2013 | Volksblatt Liechtenstein
Klangteppich Der weltberühmte Hornist Radovan Vlatkovic war der Stargast in Diensten Mozarts beim 3. und letzten Abo-Konzert 2013 von SOL im SAL, der erfolgreichen von Intendant Drazen Domjanic veranstalteten Konzertreihe.
Nach Begrüssungsworten wandte sich der stets innovative SOL-Manager mit Dank (und neuerlicher Bitte) an die Sponsoren und das treue Publikum. Stolz berichtete Domjanic auch vom neuen SOL-Programm für 2014, das u. a. wieder drei Abo-Symphoniekonzerte, vier Kammermusikkonzerte und vor allem wieder ein Podium für junge hochbegabte Künstler aus aller Welt bieten wird. Das Programmheft ist ab sofort erhältlich. Die Abo-Reihen 2014 können schon jetzt gebucht werden.
Weltstar auf dem Horn
Im Mittelpunkt des 3. «SOL im SAL»- Konzertes stand der phänomenale Hornist Radovan Vlatkovic, der 1962 in Zagreb geboren wurde und auf der ganzen Welt als Solist und Kammermusiker Triumphe feiert. Er erhielt mehrfach den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Als Pädagoge wirkt(e) der Maestro etwa am Mozarteum in Salzburg, in Siena, Lugano, London, Stuttgart, Madrid und Zürich. In Schaan spielte er mit unnachahmlicher Blaskultur die Hornkonzerte Nr. 2 in Es-Dur (KV 417) und Nr. 3 in Es-Dur (KV 447) von Wolfgang Amadeus Mozart. Maestro Radovan hatte wohl das Flair seiner vergangenen Salzburger Jahre in sein einfach «mozartisch» anmutiges Spiel der beiden lichten Hornkonzerte eingebracht. Es klang erdentrückt schön; und das SOL unter der Leitung seines Chefdirigenten Florian Krumpöck begleitete ganz und gar delikat. Ja, der weltweit tätige Dirigent mit Bregenzer Wurzeln bot im Abschlusskonzert der Abo-Reihe gewiss die reifste Leistung anno 2013. Die eröffnende Ouvertüre zu Mozarts «Hochzeit des Figaro» besass plastisch das Brodeln des revolutionären Sounds. Und das SOL, in diesem Jahr wieder einen weiteren Schritt zu internationalem Niveau gegangen, war auch ein sensibler Begleiter des jungen französischen Bratschisten Adrien Boisseau, der mit innigem Klang die Romanze für Viola und Orchester, op. 85, von Max Bruch (1838?1920) spielte. Der Künstler mit romantischer Aura, der auch bei Tabea Zimmermann studierte, debütierte als heuriger «Young Artist»-Gast.
An Schuberts Todestag
Am 19. November 1828 starb Franz Schubert mit 31 Jahren. Am 19. November 2013, an seinem 185. Todestag, zelebrierten das SOL und Krumpöck die Symphonie Nr. 1 in D-Dur, D 82. Im nächsten Jahr wird der Schubert-Zyklus weitergeführt. Es wurde eine beglückende Interpretation des 1813 entstandenen Werkes, das trotz Vorbilder von Gluck bis Beethoven schon ganz klare Schubert-Konturen aufweist. Köstlich etwa im Andante das typisch wehmütige Melos Schuberts; das erdig-trotzige Menuetto lässt dann im wiegenden Trio den Walzer vorausahnen; das abschliessende Allegro vivace mit seiner verspielten Klangrede, die sich aber zum Schluss hin dosiert dramatisch steigert... Florian Krumpöck führte das SOL präzis und diente Schubert mit klug gezügeltem Temperament zwischen Poesie und Feuer.
21.11.2013 | Liechtensteiner Vaterland
"Das Sinfonieorchester Liechtenstein (SOL) hält, was es versprochen hat: Hervorragende Leistungen des Ensembles, dazu Kompositionen und Solisten, die das Herz höher schlagen lassen" ? so das Fazit des begeisterten Publikums nach dem Konzert vom Dienstag.
Der Schaaner SAL war am vergangenen Dienstag bis zum letzten Platz gefüllt, als das etwa 50-köpfige Ensemble unter der Stabführung von Florian Krumpöck zum Konzert lud. Doch ehe die Musik "das Wort" hatte, entbot der Intendant des SOL, Drazen Domjanic, herzliche Willkommensgrüsse. Er blickte kurz zurück auf das erfolgreiche Jahr 2013 und weckte Interesse für das bereits vorliegende, vielversprechende Jahresprogramm 2014. Er schloss mit Dankesworten an alle Mitwirkenden und an den "Freundeskreis des Sinfonieorchesters Liechtenstein".
Auf dem Programm standen Werke der Klassik und Romantik. Als Solisten wirkten der Hornist Radovan Vlatkovic und der "Young Artist"-Bratschist Adrien Boisseau mit. Das grösstenteils aus Berufsmusikern bestehende Orchester leistete Schwerstarbeit, bewies dabei aber bewundernswerten Einsatzgeist und bemerkenswertes Können. Nicht anders der Dirigent selbst ? sein Gesicht war von Freude überstrahlt. Das Dirigieren sprach für reiche Erfahrung, inneren Schwung und den Willen zu Interpretationen im Sinne der Komponisten.
Mozarts schöpferischer Geist
Zur Begrüssung erklang Mozarts herrliche Ouvertüre zu seiner Oper "Figaros Hochzeit", deren sprudelnder Frohsinn und triumphierende Leichtigkeit niemanden unberührt lässt. Aus verhaltener Streicher- und Bläsermusik mit gelegentlich keck hervorblitzenden Akzenten stieg immer wieder wunderbares, kraftvoll jubilierendes Orchesterspiel auf. Hinzu kamen reizende Melodien, der Frohsinn eines beschwingtenTänzchens und übermütige Wirbel. Manche Zuhörer hätten sich allerdings eine etwas weniger rasende Darstellung zugunsten der Klänge gewünscht. Die Musik gab Figaros Lebensgefühl wider: das Glück des Hochzeitstages und die beginnende Anerkennung seiner Persönlichkeit durch seinen Herrn, Graf Almaviva. Das Publikum nahm das bezaubernde Spiel begeistert auf, dürfte darüber hinaus aber auch nachdenklich gestimmt worden sein. Denn die 1786 geschriebene Musik darf als Widerspiegelung von Mozarts ureigenstem Wesen und seinem Glauben an die Ideale der Französischen Revolution verstanden werden: Achten der Persönlichkeit und Schützen des menschlichen Rechts.
Weiter ging es mit den «Hornkonzerten zwei und drei" von Mozarts insgesamt vier gleich besetzten Werken. Die Solos spielte der in Kroatien beheimatete, vielfach ausgezeichnete, weltweit gefeierte Hornist Radovan Vlatkovic. Der Dirigent und das Orchester arbeiteten einfühlsam mit ihm zusammen; sie pflegten die Klangschönheiten der Komposition. Da zu Mozarts Zeit nur Hörner mit Klappensystemen ? also geringen Spiel- und Ausdrucksmöglichkeiten ? zur Verfügung gestanden hatten, kam es zu Weiterentwicklungen, bis 1830 ein Horn mit drei Ventilen geschafft worden war. Der alles auswendig vortragende Künstler spielte auf solch einem Ventilhorn. Er entwickelte sanft schwebende, leise Töne, aber auch volle, zugleich warme Klänge, schmetterte frohen Jubel kraftvoll hinaus und nutzte des Instruments romantischen Klangcharakter und Echowirkung zu wunderschönem Farben- und Fantasiespiel. Unendlicher Jubel!
Werke von Max Bruch und Schubert
Der zweite Konzertteil wurde mit Bruchs beliebter «Romanze für Viola und Orchester» aus dem Jahre 1911 eröffnet. Der erst 22-jährige französische Bratschist spielte den Solopart und ebenfalls alles auswendig. Das Publikum erbaute sich am gepflegten Orchesterspiel und des Künstlers feinfühligen Darstellungen an seinem klangschönen Instrument, zum Beispiel ausdrucksvolles Entfalten der weit gespannten Melodien und zartes Ausbilden lyrisch-romantischer Klänge.
Den Schluss bildete des 16-jährigen Schuberts erste, in D-Dur komponierte Symphonie. Die Aufführung widerspiegelte des Genies ernsthafte Auseinandersetzung mit seinen Vorbildern Haydn und Mozart und bezauberte mit seinem romantisch geprägten Melodienreichtum. Ähnlich wie seine Zeitgenossen bewunderte auch das Schaaner Publikum Schuberts Leistungen, so etwa das Aufbauen einer viersätzigen Symphonie, das Wandern seiner fein differenzierten lyrischen Themen durch das ganze Werk, das Wechseln zwischen Dur und Moll, die zauberhaften Umspielungen und manches Schöne mehr. Der Jubel war gross.
19.10.2013 | Salzburger Nachrichten
Zum Auftakt der diesjährigen Sinfoniekonzert-Reihe stellte das Philharmonische Orchester Würzburg an der Seite von Pianist und Dirigent Florian Krumpöck zwei Schlüsselwerke der Sinfonik vor.
32 Jahre liegen zwischen der Uraufführung vom vierten Klavierkonzert G-Dur von Ludwig van Beethoven im Jahre 1807 und Franz Schuberts Sinfonie in C-Dur. 32 Minuten fesselte das schnörkellose Klavierspiel und Dirigat des 35-jährigen Florian Krumpöck mit atmosphärischer Dichte und verbreitete eine entspannte, leicht melancholische Stimmung beim Auftakt der diesjährigen Sinfoniekonzert-Reihe des Philharmonischen Orchesters Würzburg.
Thematisch und motivisch verflochten brachten Solist und Orchester den lyrischen Charakter der Komposition zum Vorschein; kraftvoll-energische Klänge überraschen bei Beethoven nicht, dafür aber umso mehr träumerisch-versonnene Elemente. Den ersten Satz begann der Solist scheinbar improvisierend zart und verhalten mit dem G-Dur-Hauptthema, das vom Orchester dann in H-Dur aufgegriffen und weiter entfaltet wurde.
Signalartige Dreiklangfolgen bestimmten das zweite Thema, das energisch triumphierend klang und mit dem vorwärts drängenden Hauptmotiv einen fast schwärmerischen Dialog zwischen Klavier und Orchester einleitete. Der langsame Satz überraschte mit einem Gegeneinander: hier ein bedrohlich-düsteres, marschartiges Stakkato-Thema des Streichorchesters, dort eine innig flehende Kantilene des Klaviers. Frei nach der Orpheussage bezwang der Sänger der Liebe die finsteren Mächte der Unterwelt. Entsprechend schwächer wurde das düstere Schreitmotiv der Streicher, doch dann brach das Soloinstrument mit schwirrenden Trillern und chromatischen Läufen aus. Schließlich zeigte sich das Orchester beeindruckt und versöhnlich, indem das Schreitmotiv besänftigt und wie erlöst erklang.
Mit einer versöhnlichen, aus der Tiefe aufsteigenden Melodie in e-Moll beschloss das Klavier den ungewöhnlichen zweiten Satz. Fast unmerklich begannen im Pianissimo die Streicher das kraftvoll-lebensbejahende Final-Rondo. Leicht abgewandelt griff das Klavier den beginnenden fröhlichen Reigen auf, der - entsprechend seinem gelegentlich marschähnlichen Charakter - auch Pauken und Trompeten zu Gehör brachte. Nach der Kadenz schloss das Stück mit reizvollen Abwandlungen des Rondothemas.
Zu Recht viel Beifall fand die Interpretation des Orchesters und seines Dirigenten Florian Krumpöck, der vor seinem Debüt in Würzburg bereits vor drei Jahren in der Doppelfunktion als Pianist und Dirigent beim Gulbenkian Orchestra in Lissabon international auf sich aufmerksam machte. Krumpöck ist derzeit Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Norddeutschen Philharmonie und des Volkstheaters Rostock sowie Chefdirigent des Sinfonieorchesters Liechtenstein.
In Leipzig wurde 1839 unter Leitung seines Freundes Felix Mendelssohn Bartholdy Franz Schuberts Sinfonie in C-Dur D 944 uraufgeführt; ein Werk, das der Komponist als seine letzte Sinfonie der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde gewidmet hatte. Mit fast einer Stunde Aufführungsdauer wurde das Stück jedoch zunächst als zu lang und zu schwierig empfunden.
Schon mit dem außergewöhnlichen Prolog nahm das Philharmonische Orchester Würzburg mit den leuchtenden Klangfarben aller Instrumentalgruppen die Zuhörer auf eine fesselnde Reise mit. Wie ein optimistischer Weckruf erklang ein Hörnerruf aus weiter Ferne, wiederholt als feierlicher Holzbläserchoral und später als machtvoller, von den Posaunen angeführter voller Orchestersatz. Eher friedfertig und ergeben wurde der zweiten Satz interpretiert, bis scharf punktierte Fortissimo-Schritten das Pianissimo durchbrachen. Erzählerisch und balladenhaft ging der weit gespannte Satz zu Ende.
Dirigent und Orchester kosteten die Fülle an motivischen, instrumentalen und dynamischen Gruppierungen im Scherzo weidlich aus. Ruhig fließend und lyrisch in weitem Melodiebogen gelang die in Terzen geführte Kantilene des Holzbläserchores. Enthusiastisch wurden Dirigent und Orchester vom Publikum für eine vollendete Leistung gefeiert.
12.10.2013 | Fränkische Nachrichten
Das erste Sinfoniekonzert des Mainfranken Theaters im großen Saal der Musikhochschule brachte unter dem Motto "Götterfunken" Erstaunliches hervor. Zum einen musizierte das Philharmonische Orchester exakt ausgewogen, zum anderen begegnete man einem Pianisten, der gleichzeitig als Solist und Dirigent das Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op.58 von Ludwig van Beethoven mustergültig und ohne Extravaganzen dargeboten hatte.
Florian Krumpöck ist sein Name, 35 Jahre alt, Österreicher von Geburt. Er hat sich auf Podien des In-und Auslandes vielfach bewährt. Begeisterte Anerkennung erntete er nun auch bei seinem Auftritt in Würzburg. Der vom Flügel aus agierende Klaviersolist hatte das Orchester dirigistisch erstaunlich sicher im Griff. Und noch mehr, er holte aus den Musikern eine Menge hochwertiger Intentionen heraus, die zu einer beredten Einheit verschmolzen sind. Krumpöck hatte also etwas zu sagen, er betonte eine unaufgesetzte Gesanglichkeit ohne revolutionärer Kultiviertheit.
Alles strömte in natürlichem Tempo ohne robustem Zugriff. Eine unangestrengte Leichtigkeit verband sich mit behutsam beachteter Detailtreue, bei der kein einziger Ton nur zufällig angeschlagen wurde. Vom Charakter her darf man von einem gesetzten Spiel sprechen. Durch ihre Klarheit und Prägnanz nahm die Darstellung dieses Klavierkonzerts eine bestimmende Rolle ein. Das Fingerwerk sprudelte mit Bedacht, und das Verweilen in idyllischen Momenten erschien nicht verkümmert.
Dass das manuelle Talent des Pianisten den Finalsatz locker und zupackend bewältigt hatte, durfte man bei der abgerundeten Künstler-Persönlichkeit dieses Herrn durchaus erwarten. Seine Interpretationshaltung hatte Format, sie zeigte Profil, befand sich im Lot und überzeugte durch die Redseligkeit des Ausdrucks. Krumpöck donnerte nicht mit ungezwungenem Spielwitz drauf los, fand stattdessen die angemessene Ernsthaftigkeit bei der Ausarbeitung dieser schönen Komposition.
Denn die Attribute kämpferisch, verträumt oder leidenschaftlich, sowie die klangfarbliche Einordnung in den Ablauf der Musik garantierten ein harmonisches Format aufmerksam gegenseitigen Konzertierens. Statt großer Gesten beeindruckte die freundliche, immer auch bestimmende Zwiesprache mit dem Orchester, das sich nicht mit gediegener Begleitroutine begnügte, sondern auch als gleichwertiger und gleichgesinnter Partner sich fühlte.
Franz Schuberts Sinfonie C-Dur D 944 ("Große") beschloss den zweiten Teil des Konzertabends. Die "himmlisch lange" und elegisch ausladende Sinfonie bescherte unter dem Dirigat Florian Krumpöcks ein Klangbild, das Schuberts eigenen Weg zur großen Sinfonie hervortreten ließ. Es traten scharf konturierte, lebendige Gestalten unter bedeutendem Einfallsreichtum hervor. Schumanns Zeitgenossen sprachen von meisterlicher Technik des Komponisten, von Leben in allen Fasern, von Kolorit bis in die feinste Abstufung. Die Wiedergabe betonte die an Beethoven geschulte Klarheit und Dramatik, bewahrte ihre rhythmische Präzision und pulsierende Lebens-Zugewandtheit, ihre dynamische Wendigkeit und schlanke Stimmführung.
11.10.2013 | Main Post
Die Würzburger Philharmoniker unter Krumpöck
Der Österreicher Florian Krumpöck ist eine musikalische Doppelbegabung. Dies bewies der Pianist und Dirigent beim ersten Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Würzburg in der neuen Saison. Er präsentierte sich im Großen Saal der Musikhochschule nicht nur als Solist, sondern leitete vom Flügel aus auch das Orchester.
Anschaulich wurde sein zweifaches Talent in Beethovens viertem Klavierkonzert. Bei diesem Stück war der Flügel des Pianisten mit der Spitze zum Orchester hin ausgerichtet. Krumpöck spielte also mit dem Rücken zum Publikum. Das störte nicht weiter. Diese Position des Solisten war nötig, um vom Klavier aus die Philharmoniker führen zu können.
Bedingt durch die aufführungspraktische Notwendigkeit konnten die Zuhörer die virtuos über die Tasten fliegenden Hände des Pianisten gut beobachten. Darüber hinaus wurde dem Publikum das Temperament des Musikers eindrucksvoll vor Augen geführt.
Denn das einleitende Solo spielte Krumpöck noch auf dem Klavierhocker sitzend. Beim Tutti aber schien es ihn zu packen. Er sprang auf und dirigierte stehend. Für das nächste eigene Solo setzte er sich wieder hin. Beim gleichzeitigen Spiel von Solist und Orchester, wie es für Klavierkonzerte charakteristisch ist, blieb er logischerweise sitzen. Krumpöck spielte nicht aus der Partitur, sondern aus der Klavier-Solostimme. Er musste also als Dirigent alle Orchester-Einsätze im Kopf haben.
Dennoch hatte er stets eine gute übersicht und überzeugte zudem als Solist mit Energie, Geläufigkeit und Feingefühl. Sein Anschlag war klar, akkurat und ohne Romantizismus. Die poetische Kraft der lyrischen Stellen kostete er aus. Dies galt im Eröffnungssatz insbesondere für die duftigen Solo-Umspielungen bei der Wiederkehr des federnden zweiten Themas in der Reprise. Den Mittelsatz gestaltete er als dramaturgisch konzipiertes Zwiegespräch mit dem Orchester.
Ohne Scheu vor Emotionen
Schuberts "Große C-Dur-Symphonie" ging Gastdirigent Krumpöck ohne Scheu vor großen Emotionen an. Vom Pathos der Ecksätze bis zur Walzerseligkeit im Trio des Scherzos überzeugte das Dirigat des Wieners, der derzeit Generalmusikdirektor in Rostock ist. Das Philharmonische Orchester war in sehr guter Verfassung. Unter den zahlreichen schönen Einzelleistungen stach der erste Oboist, Benjamin Mahla, hervor.
Die staubtrockene Akustik im Großen Saal der Musikhochschule vergibt nichts. Umso beachtlicher war die runde und profilierte Darbietung des Orchesters.