Was Franz Schubert 1823 in einem Brief an seinen Freund Franz von Schober noch lapidar nichts weiter als ?ein paar Müllerlieder“ nannte, war als erster erzählender Liederzyklus der Romantik nicht nur ein genialisches Werk, sondern Grundstein eines mittlerweile klassischen Genres. In romantischer Manier goss Schubert die auf einer Gedichtsammlung basierende Geschichte eines unglücklich verliebten jungen Müllergesellen in einen Zyklus für Singstimme und Klavier.
Michael Schade, gefeiert als einer der weltweit führenden Tenöre unserer Zeit und Gast an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, lotete am Abend des 22. Juli im Rahmen des Kultur.Sommer.Semmering die emotionale Tiefe in Schuberts Zyklus aus, virtuos begleitet von Intendant Florian Krumpöck am Klavier. Fröhlichkeit, Liebe und unbändiger Lebenswille verflochten sich dabei mit Wehmut, Zorn, Verzagtheit und einer Todessehnsucht, die an Schuberts zweites großes vokales Werk, die Winterreise, erinnert.
Das Wandern ist des Müllers Lust,
Das Wandern!
Das muß ein schlechter Müller sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein,
Das Wandern.